Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
auch heute nicht aufzufinden ist, werden wir mit dem erstbesten Schiff nach Pollbark übersetzen.“ Er sah nachdenklich zum Stall hinüber und fügte dann hinzu: „Aber zuerst statten wir Primias einen Besuch ab.“
„Was soll das nützen?“
„Wirte sind die beste Quelle für jede Art von Gerüchten.“
Alep vergewisserte sich ein letztes Mal, dass der Weg zwischen Stall und Wirtshaus frei von Menschen war, öffnete das Tor und ging gemessenen Schrittes zur Hintertür des Gasthauses.
Es waren noch keine Gäste da, aber Primias eilte geschäftig durch den großen Raum, umrundete geschickt die Tische und Stühle, rückte hier einen Kerzenständer zurecht, wischte da einen Weinflecken weg und schrie beständig Anweisungen durch die geöffnete Küchentür.
„Guten Morgen, Wirt“, begrüßte Alep ihn leise.
Primias sah auf, erkannte Alep und stand augenblicklich still. Seine Augen weiteten sich ängstlich. Er schüttelte sich und im selben Moment kehrte sein leutseliger Gesichtsausdruck zurück. „Beim Verräter!“, sagte er ungläubig. „Der Drachenmeister. Wisst Ihr, dass Ihr zur Zeit der meistgesuchte Mann im Lande seid? Heute Morgen kam ein Kurier, der mich nach Euch ausgefragt hat.“
Er weiß etwas! erklärte Wigget.
Das glaube ich auch!
Alep begegnete dem Blick des Wirtes und hob fragend seine Augenbrauen.
„Oho. Natürlich wussten sie, dass Ihr und Euer Freund letzte Woche hier bei mir übernachtet habt.“ Primias Blick nahm einen lauernden Ausdruck an. „Übrigens wird der auch gesucht, Euer Freund. Ich frage mich, was Ihr angestellt habt? Ihr wisst nicht zufällig, wo er sich zur Zeit aufhält?“
Alep lächelte. „Selbst wenn ich es wüsste, Wirt, würde ich es dir sicher nicht sagen. Aber du weißt etwas, das für mich von Bedeutung ist. Richtig? Ja, ich sehe es dir an. Bring uns Frühstück. Fleisch für den Drachen, Käse und Brot und Butter für mich.“
„Sofort und auf der Stelle, Herr“, sagte Primias diensteifrig und eilte in Richtung Küche davon.
„Ach, Wirt“, rief Alep hinter ihm her. „Sag niemanden in der Küche, dass wir hier sind. Ich möchte dir nicht deinen dicken Hals umdrehen müssen.“ Alep lächelte Primias freundlich ins Gesicht.
Der Wirt der ‘Goldenen Krone’ hatte den Kopf zwischen seinen fleischigen Schultern versenkt. „Aber ich bitte Euch, Herr. Ihr seid Gast in meinem Haus. Wie könnte ich da etwas so törichtes tun.“
Während Primias in der Küche verschwand und gleich darauf wieder mit einem gut gefüllten Tablett erschien, setzte Alep sich an einen kleinen Tisch in der Nähe der Hintertür. Wigget hüpfte von seiner Schulter auf die Tischplatte. Primias trat an Aleps Tisch und stellte das Tablett vor Alep ab. Unschlüssig blieb er stehen.
„Setz dich, Wirt“, forderte Alep ihn auf. „Leiste uns ein wenig Gesellschaft und beantworte meine Fragen. Nicht so zaghaft, nur Mut.“
Eilig glitt Primias auf den gegenüberliegenden Stuhl und betrachtete Alep vorsichtig.
Alep schob Wigget den Teller mit Bratenfleisch hin und nahm sich Brot und Butter. „Woher weißt du, dass wir gesucht werden?“
Primias räusperte sich. „Nun, vor weniger als einer Stunde erschien ein Gardist des Königs und forderte Einlass. Ihr müsst wissen, dass ich mein Gasthaus nie vor der vierten Stunde des Tages öffne. Der Kurier sagte, Ihr hättet einen Soldaten der Garde erschlagen und plant mit Euren aufrührerischen Freunden eine Verschwörung gegen unseren König - den jungen Antever. Deshalb hat der König einen hohen Preis auf Eure Ergreifung ausgesetzt.“
„Und?“, fragte Alep, „bist du an der Belohnung interessiert?“
„Beim Verräter - natürlich nicht, Herr“, rief Primias entrüstet. „Ihr seid ein Gast in meinem Haus.“
Aha, meldete sich Wigget bei Alep, die Hornburger Gastfreundschaft! Das erklärt dann ja wohl alles.
„Was hast du über meine aufrührerischen Freunde erfahren.“
„Nicht ich habe sie so genannt, Herr, der Kurier hat diesen unglücklichen Ausdruck gebraucht. Er forderte uns auf, besonders wachsam zu sein, da Ihr und Eure Freunde die Stadt mit einem Schiff verlassen wollt. Wir sollen jeden noch so kleinen Hinweis sofort an den Palast weitergeben.“
Alep hatte sein Frühstück beendet. „Sonst noch was?“
„Nein, Herr, das war alles.“
„Dann hör mir jetzt gut zu. Ich werde über den Markt in die Altstadt zu meinen Begleitern gehen, wenn ich unterwegs aufgehalten werde, wird mein Drache zu dir zurückkommen
Weitere Kostenlose Bücher