Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
N'Gucha begann eine Pferdezucht für deren Aufbau sie ihre gesamte königliche Abfindung aufbringen musste. Alep unterstützte sie und auch Kwin nahm sich einen Tag Zeit, eine Koppel aus belebtem Holz zu bauen. Alep war glücklich, doch ohne Wigget war es ein schales Glück. Die Monate gingen dahin und zur Sommersonnenwende im Juni teilte N’Gucha ihm mit, dass sie Nachwuchs erwartete. Aleps Sohn wurde im Winter geboren und N’Gucha gab ihm den Namen ihres Vaters: Serodan. Eine Woche später brachte Lisett eine Tochter zur Welt.
Es hat wohl in ganz Burnyk niemals zwei Väter gegeben, die über die Geburt ihrer Kinder, an der sie weit weniger Anteil hatten als ihre Frauen, glücklicher waren als Alep und Kwin, die ihre Vaterschaft tags darauf in Pedegars Wirtshaus feierten und sich hochleben ließen.
Wigget aber war noch immer nicht zurückgekehrt.
An einem strahlenden Wintermorgen im zweiten Monat des neuen Jahres packte Alep Kleidung und Verpflegung für eine längere Reise zusammen.
N'Gucha kam und fragte: „Wo willst du mit der Suche beginnen?“
„In Pollbark. Irgend jemand hat die beiden gesehen, schließlich sind sie die letzten ihrer Art.“
„Ich würde dich begleiten, wenn ich könnte.“
„Das weiß ich. Ich bin zurück, so schnell ich kann.“
Aleps Suche führte ihn über Pollbark, die Flussauen und den Trollrücken zurück ins Flache Land und brachte ihn unversehens den ganzen Weg wieder zurück, den er vor einer Ewigkeit gegangen war. Im Flachen Land angekommen sah Alep in der Ferne die neuen Dächer der Häuser von Kahlit, das für ihn niemals anders als Bitterquell geheißen hatte. Dies war nicht mehr seine Heimat. Ebenso wenig der Eldershof, den er erreichte, nachdem er Kahlit umgangen hatte.
Aber die Menschen, die hier lebten, liebte er noch immer. Rina kam heraus, als sie ihn sah und umarmte ihn stürmisch. Seine Großeltern waren froh, ihn endlich zu Hause zu sehen. Ihre Begrüßung war still und herzlich.
Alep fragte nach Wigget und Oma Elders sagte: „Wigget kam gleich nach der Jahreswende in Begleitung seiner Juwel zu uns. Wo er vorher gewesen war, wollte er nicht sagen. Von hier flog er zu den Höhlen in den Steinholzbergen. Dort sucht er seitdem wie besessen nach weiteren Schuppen, von denen er sicher glaubt, dass sie dort zu finden sind. Wir haben ihn schon eine ganze Zeit nicht mehr gesehen.“
Alep nickte stumm. Wigget suchte nach einer weiteren Schuppe, weil er glaubte, mit einem derart mächtigen Fokus über genügend Magie zu verfügen, dass einer Umwandlung zu einstiger Größe nichts mehr im Wege stünde. Aber es war selbst mit einem Dutzend mächtiger Amulette und Drachenschuppen unmöglich. Alep wusste das. Wigget wusste es auch, aber er wollte es nicht wahrhaben. Sein Eigensinn hatte ihn schon einmal an den Rand des Untergangs geführt. Nun war er im Begriff, es ein zweites Mal zu tun.
„Wie geht es ihm?“ Alep sah seine Großmutter erwartungsvoll an.
„Nicht gut, glaube ich. Hin und wieder besucht er mich, meist allein, aber er ist nicht mehr der Alte. Sein Spott ist ihm verlorengegangen und Hoffnungslosigkeit bestimmt sein Leben. Alep, ich fürchte, wenn du ihm nicht hilfst, wird er sterben.“
Tags darauf marschierte Alep in die Berge und betrat die Sandsteinhöhlen. Schon nach wenigen Schritten hatte ihn die Dunkelheit verschluckt.
„Heller Schein“, murmelte er und auf der Spitze seines klingenlosen Eschenstabes erschien eine Kugel aus Licht. Er sandte seinen Geist aus und tastete nach Wigget, fand ihn aber nicht. Er suchte lange und traf schließlich Juwel, die neben dem reglosen Wigget lag und schlief. Alep weckte sie behutsam auf.
Als sie ihn erkannte, sah sie ihn traurig an. „Wo bist du solange gewesen? Wir haben auf dich gewartet und nun ist es zu spät. Sieh, es ist keine Kraft mehr in ihm. Die Suche nach seinen Schuppen hat ihn ausgezehrt.“
„Nein, das hat sie nicht.“
Alep beugte sich über Wigget und untersuchte ihn. Der kleine Drachenkörper war dürr und die ledrige Haut übersät mit Rissen und schlecht verheilten Wunden.
„Er ist in jedes Loch, in jeden Felsspalt geklettert, den er finden konnte. Anfangs haben wir noch gemeinsam gejagt, aber er war wie besessen. Schließlich hat er die Höhlen gar nicht mehr verlassen. Deine Großmutter hat uns mit Essen versorgt, das Rina uns brachte, sonst wäre er über den Winter gestorben. Diese dumme Suche nach der Vergangenheit!“
Alep hatte schweigend zugehört. Er versenkte seinen
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