Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
es bemerkten. Schokel kam mit zwei Schüsseln Eintopf aus der Küche und stellte sie vor den beiden ab.
Er wartete, bis sie einige Löffel genommen hatten. Dann sagte er: „Darf ich die Herren fragen, was sie in unserem schönen Städtchen wollen? Vielleicht kann ich helfen?“
Aha! Alep rührte sich nicht, damit er jedes Wort verstehen konnte.
Der Lange drehte sich zu seinem Begleiter, wobei er sich einen enormen Brocken Brot in den Mund stopfte. Undeutlich nuschelnd fragte er: „ Spindel, sag: Kann er helfen?“
Sein Begleiter schüttelte den Kopf. Der Lange wandte sich an Schokel. „Wenn wir gegessen haben, kannst du uns noch ein Bier bringen. Das ist Hilfe genug.“
„Nein. Kein Bier mehr!“
Der Lange fügte sich still. Also hatte Spindel das Sagen.
„Ist besserer Fraß hier als bei den Schlangen, was?“, brummte Großer zufrieden.
„Sei still, Idiot!“, zischte sein Begleiter energisch.
„Ich will nur sicher gehen, dass alle zur rechten Zeit eintreffen.“
„Sie werden da sein! Jetzt halt dein Maul und iss!“
Schlangen? Alep fragte sich verwundert, was das zu bedeuten hatte. Immerhin hatte er nicht 'Fraß aus Schlangen', sondern 'Fraß bei den Schlangen' gesagt. Und beide vertrauten darauf, dass sie zur rechten Zeit eintreffen würden. Und dann gleich eine ganze Gruppe. Schlangen? Unvorstellbar! Alep wurde daraus nicht schlau.
Schokel offensichtlich auch nicht. „Ihr seid nicht aus dieser Gegend, oder?“, fragte er, wohl wissend, wie die Antwort lauten würde.
„Nein, sind wir nicht“, bestätigte Spindel mit vollem Mund, „wie dir richtig aufgefallen ist. Wir kommen einzig wegen des weithin bekannten Bitterqueller Erntedankfestes. Stimmt es, dass jedermann an den Wettkämpfen teilnehmen kann, auch wenn dieser Jemand kein Flachländer ist?“
„Ich weiß es nicht. Aber was sollte dagegen einzuwenden sein“, erwiderte Schokel mit einem Schulterzucken.
„Ja, was?“, fragte Spindel.
Unauffällig betrachtete Alep die beiden Fremden. Sie gehörten eindeutig nicht hierher. In den kleinen, weit verstreuten Dörfern und auf den vereinzelten Höfen im Flachen Land gab es nichts, was Ihre Anwesenheit rechtfertigte. Alles an ihnen wirkte abstoßend und kalt. Sie suchten keine Freunde und Alep war sicher, dass sie hier auch keine finden würden. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Kwin die Schenke betrat. Mit einem Lächeln trat er an Aleps Tisch und ließ sich auf die glatt polierte Sitzbank fallen.
„Hallo, Alep, “, grüßte er, „wartest du schon lange?“
„Nein. Ich habe in der Zwischenzeit etwas gegessen. “
„Hallo Wigget“, begrüßte Kwin den kleinen Drachen. „Bist du wohlauf?“
„Das will ich meinen. Seid gegrüßt, guter Mann“, erwiderte Wigget freundlich.
Alep betrachtete seinen Freund. Sein dunkelblondes Haar fiel ihm in wirren Strähnen in die Stirn und kräuselte sich in seinem Nacken. Er roch nach Holz, Harz und Leim. Unauffällig wies Alep auf die Fremden. Kwin folgte seinem Blick. Als er die Fremden sah, versteinerte sein Gesicht. „Komm“, forderte er Alep auf, „lass uns hier verschwinden. Die sehen aus wie Söldner auf der Suche nach einem handfesten Streit. Ich kann solche Kerle nicht ausstehen.“
Die beiden Freunde traten in den herbstlichen Sonnenschein hinaus. Um die altehrwürdige Kastanie herum waren in der letzten Stunde weitere Buden und Stände aufgebaut worden. Nahebei waren einige Bitterqueller damit beschäftigt, Holz für das große Festfeuer aufzustapeln. Über einigen kleineren Feuern drehten sich bereits Schweine und verschiedenes Geflügel.
Alep und Kwin schritten zwischen den Buden hindurch und betrachteten die Auslagen, wobei sie nach allen Seiten grüßten.
„Hast du Lisett schon gesehen?“, fragte Alep.
„Ja! Gleich nachdem sie angekommen ist.“ Kwin lief gedankenverloren dahin und betrachtete den Boden vor seinen Füßen. Dann sagte er unsicher: „Alep, ich weiß nicht, was in den letzten Stunden mit mir passiert ist. In ihrer Nähe komme ich mir vor wie ein Idiot und ich möchte gleich wieder weglaufen. Aber wenn sie nicht da ist, so wie jetzt, dann fehlt sie mir, und ich könnte alles stehen und liegen lassen, nur um bei ihr zu sein.“
Alep wusste darauf nichts zu antworten und schwieg. Nicht so Wigget. „Es hat ihn erwischt“, bemerkte er spöttisch. „Sie hat ihn sich geschnappt, und er hat's nicht einmal bemerkt! Ha!“
„Was hat ihn erwischt?“, fragte Alep neugierig.
„Er ist verliebt,
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