Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
versammeln sich schon am Schießstand.“
Alep sah sich um. Der Marktplatz leerte sich jetzt zusehends. Die Buden und Stände wurden mit Brettern geschlossen oder einfach mit großen Tüchern verhängt. Die Bitterqueller strömten in kleinen Gruppen hinüber zum Schießstand. Sie hatten es dabei nicht eilig. Immer wieder verhielten sie, um einander zu begrüßen und ein paar Worte zu wechseln.
Alep knuffte Kwin in die Seite. „Komm, wir müssen zu Wundel oder Borken, um uns in die Liste eintragen zu lassen.“
„Geh du, und melde uns beide an“, sagte Kwin. „Ich hole meinen Bogen.“
„Warte, nimm das mit.“ Alep reichte Kwin sein Reisebündel.
Kwin nahm Lisett an die eine, Aleps Bündel in die andere Hand und eilte zu Borkens Werkstatt. Twist trottete gemächlich hinterdrein.
Alep machte sich auf die Suche nach Bürgermeister Wundel und fand ihn kurz darauf vor dem Rathaus.
„Wo ist mein Junge?“, fragte er drängend. Wundel bemerkte Wigget, sagte aber nichts.
„Er holt seinen Bogen. Ich möchte ihn und mich anmelden.“
„Aber ...“, tadelte Wundel mit freundlichem Lächeln. „Ich habe euch beide natürlich gleich als erste in die Liste geschrieben. Lass uns gehen, man wartet sicher schon.“
Auf dem Weg zur Kastanie fragte Alep: „Haben sich Fremde für die Wettkämpfe gemeldet?“
Wundel sah überrascht auf. „Ja! Weshalb?“
„Ich habe zwei gesehen, die den Wirt danach gefragt haben?“
„Der kleinere der beiden, Spindel, hat sich fürs Bogenschießen eingeschrieben. Sein Begleiter will am Stockkampf teilnehmen.“
Obwohl er diese Antwort erwartet hatte, gefiel sie Alep nicht. „Dürfen Fremde denn überhaupt teilnehmen?“, fragte er.
„Weshalb nicht?“, kam die Gegenfrage von Wundel. „Es ist bisher zwar noch nie passiert, aber wir haben kein Gesetz, das die Teilnahme Fremder an unseren Wettbewerben verbietet.“
Sie erreichten die Kastanie und eilten daran vorbei. Im nächsten Augenblick stießen Kwin und Lisett zu ihnen. Kwin trug Bogen und Köcher, ebenso Lisett. Alep sah sie zweifelnd an. Dann wandte er sich an Kwin: „Wo hast du Twist gelassen?“, erkundigte er sich.
„In der Werkstatt. Ich habe keine Zeit, auf ihn aufzupassen. Ich hole ihn später. Wann fangen wir an?“
„Der Bogenwettbewerb beginnt gleich nach dem Stockkampf“, erklärte Wittlop aufgeregt. „Wir müssen uns ein wenig sputen, sonst überrascht uns die Dunkelheit noch bevor wir mit dem Bogenschießen fertig sind. Danach treten die Schauspieler auf.“ Wundel verneigte sich in Lisetts Richtung. „Die Artisten haben gebeten, gleich nach den Wettkämpfen mit ihrem Auftritt beginnen zu dürfen. Horik befürchtet, dass zu einem späteren Zeitpunkt der eine oder andere aus seiner Truppe nicht mehr in der Lage ist, eine Vorstellung zu geben. Besonders Shiral soll ein ausgesprochener Weinfreund sein. Also haben wir das Programm umgestellt.“ Wundel vermied es augenscheinlich, Lisett anzusehen. Die junge Seiltänzerin wirkte ernst.
Der Schießstand war am Ende des Marktplatzes aufgebaut worden. Drei Zielscheiben standen in einer Entfernung von ungefähr dreißig Metern. Die Zuschauer hatten sich dahinter versammelt. Angespanntes Gemurmel erhob sich leise aus ihren Reihen. Die letzten Wetten wurden vereinbart.
Dann trat Bürgermeister Wundel vor die Teilnehmer und Zuschauer.
„Meine lieben Flachländer“, begann er mit salbungsvoller Stimme. „Wieder ist ein Jahr vergangen und wir feiern dankbar unser Pflückfest. Und wie in jedem Jahr findet auch heute wieder der Wettbewerb um den besten Flachländer Stockkämpfer und Bogenschützen statt, so wie es Tradition bei uns ist. Es haben sich insgesamt 33 Teilnehmer für beide Wettkämpfe gemeldet, die sich bemühen wollen, die letztjährigen Sieger, Velde Elders und seinen Sohn Bakard Elders zu bezwingen. Wir beginnen mit dem Stockkampf.“ Wundel sah sich bedeutsam um. „Ich bitte nun die Stockkämpfer vorzutreten.“
Vereinzelt lösten sich aus der Menge die Teilnehmer. Ihr Erscheinen wurde mit lautem Beifall und schrillen Pfiffen begrüßt. Alep sah zu seinem Vater hin. Velde Elders stand ruhig da, eine Hand um den Schlagstock geschlossen und wartete. Alep beneidete ihn darum, seine Hände waren feucht von Schweiß. Dann reckte Wundel seinen Kopf und erhob seine Stimme.
„Wir haben 16 Teilnehmer im Stockkampf. Darunter ist zum ersten Mal in der Geschichte unserer kleinen Stadt ein Fremder. Er trägt den Namen 'Großer“, Wundel wies zu
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