Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
oder Hinrichtung. Aber Belten kam ihm zuvor und erschlug auch ihn, seinen Vater, der König war, und nahm seinen Thron.
Belten regierte keine zwei Tage, da stieß ihm sein Bruder, aus Rache für Vater und Schwester, ein Messer ins Herz. So wenigstens erzählen es die Alten. Nachdem Belten tot lag, ließ Antever sich zum König ausrufen. Er nahm Beltens Frau zu seinem Weib und zeugte drei Kinder mit ihr.“ Prak hob eine Hand und fuhr sich nachdenklich über die Stirn. „Nein“, sagte er dann, als wüsste er, welche Frage Alep als nächstes stellen wollte. „Alle Kinder Antevers sind gesund. Kein Wechselbalg dabei.“
„Das ist seltsam“, erwiderte Alep. In der Weissagung heißt es: Die zweite Tat, des Königs Sohn, ermordet Vater, Bruder, Schwester und nimmt den Thron.“
„Was ist daran falsch? Ihr habt den üblichen Fehler gemacht. Ihr seid davon ausgegangen, dass es nur einen Mörder gibt. Aber es sind zwei Königsmörder, wovon einer noch am Leben ist.“
Alep überlegte einen Moment. „Wieso erst jetzt?“, fragte er dann.
„Was meinst du“, fragte Kwin zurück.
„Antever regiert seit 20 Jahren. Seit zwei Jahrzehnten warten alle, die die Prophezeiung kennen, dass all die schlimmen Dinge die darin aufgezählt werden sich ereignen. Aber das meiste ist schon längst passiert. Weshalb hat man sich erst jetzt auf die Suche nach den Auserwählten gemacht.“
Wigget grinste. „Weil erst jetzt die Magie schwächer wird. Diese drei Taten, sind wir doch mal ehrlich, kümmern niemanden wirklich. Aber ohne Magie geht ganz Burnyk zugrunde.“ Alep nickte zustimmend. „Dann kann also niemand sagen, wann das dritte Ereignis, die Geburt des Wechselbalges, stattfinden wird. Seltsam. Ich dachte bislang, der Vatermörder würde auch das dritte Ereignis in Gang setzen.“
„Wer weiß“, meinte Prak und ließ seinen Blick über die Bäume am gegenüberliegenden Ufer schweifen. „Vielleicht sind wir nur die Väter und Mütter der wirklichen Auserwählten, die dann die Weissagung erfüllen werden.“ Seine Stimme hatte bei seinen letzten Worten einen rauen Klang angenommen.
„Ich weiß nicht“, erwiderte Alep. „Die Zeit der Prophezeiung naht.“ Woher er das wusste, konnte er selbst nicht sagen. Im Grunde vermutete er nur, ohne wirklich etwas zu wissen. Es waren die seltsamen Ereignisse der vergangenen Wochen, die diese Annahme fast zur Gewissheit werden ließen. Der Schlangenangriff, Havlock, und heute das Erscheinen der Liks. Sein ganzes Leben hatte sich innerhalb weniger Tage vollkommen geändert. Und noch immer suchte er nach einem festen Halt darin. Nach seinem Platz. „In Hornburg werden wir mehr erfahren“, sagte er dann.
„Ich werde euch am Ufer des Drachensees verlassen“, sagte Prak.
„Weshalb?“
Praks Rüssel zuckte. Verachtung zeigte sich in seinem Blick. „Wir sind nicht gern gesehen jenseits der Berge. Die Menschen der Städte fürchten uns, verfolgen uns mit Hass und Gewalt. Ich gehe ihnen lieber aus dem Weg. Die Gesetze deines Königs für diejenigen Bewohner der Berge, die ihre Ehre gegen Menschen verteidigen, sind hart und ungerecht. Ich setze mein Augenlicht und meine Hände nicht für die Arroganz von einfallslosen Menschen aufs Spiel.“ Prak erhob sich und stapfte am Flussufer entlang davon, fort vom Lager der Gefährten.
„Es muss grausam sein, immer von wildfremden Menschen angefeindet zu werden, nur weil man statt einer Nase einen Rüssel im Gesicht trägt.“ Alep sah Prak nachdenklich hinterher. „Wenn ich so leben müsste wie er, würde ich lernen, die Verfolger zu hassen.“ Unvermittelt musste er an Havlock denken. „Nein“, erklärte er dann entschieden. „Vielleicht könnte ich einen anderen Weg finden.“
Wigget machte ein schnalzendes Geräusch mit den Lippen. „Es ist nicht seine Herkunft, die ihn bei den Menschen unbeliebt macht. Es ist sein Status als Krieger. Die Menschen halten einen Bergtroll seit Ewigkeiten für eine blutrünstige Bestie und machen sich nicht die Mühe, ihre wahren Beweggründe zu erforschen. Nachdem wir die Liks besiegt hatten, stand er da und sagte, dass ihm dieser Kampf keinen Ruhm am roten Stein einbringen werde.
Einem Troll gelten die Lieder und Geschichten, in denen sein Name gesungen wird, alles. Nur dafür lebt er. Wenn Prak in seine Heimat zurückkehrt, dann nur als Held. Die Verachtung, die er Euch entgegenbringt, ist in Wirklichkeit das heftige Verlangen etwas Großes zu tun - ein Held zu sein.“
Alep erhob sich mit
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