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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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hatte, drehte er seinen Kopf zu seinem Gastgeber. „Ist der geheime Gang noch unentdeckt?“
    „Ja. Ich habe Fackeln ins Boot gelegt.“
    „Gleichklang, Bruder! Mögen die Berge dir Schutz gewähren.“
    Sein Gastgeber verbeugte sich leicht. „Gleichklang, Gezeichneter. Möge deine Aufgabe unseren Ruhm mehren.“
    Prak tauchte die Paddel ins Wasser und entfernte sich schnell vom Steg. Pollbark verschwand in der Dunkelheit. Als die letzten Lichter der Stadt von der Nacht verschluckt worden waren, zog Prak die Paddel ein und setzte das kleine Segel. Der Wind stand günstig. Mit einem Knallen blähte sich das Stoffsegel und Prak nahm Kurs nach Westen. Es war noch ein weiter Weg bis Hornburg. Er hoffte auf günstige Winde, sodass er für die Überfahrt in dem kleinen Boot nicht zu viel Zeit benötigen würde. Obwohl Wasser ihn nicht ängstigte, fühlte er sich darauf und darin nicht sehr wohl.
    Die Tiefländer würden lange vor ihm in Hornburg eintreffen. Aber das machte nichts. Viel wichtiger war für ihn, dass er ungesehen und im Schutze der Nacht in die Stadt hineinkam. Als er nach einer Ewigkeit endlich die ersten Lichter der Hauptstadt in der Ferne ausmachen konnte, holte er das Segel ein, tauchte die Paddel ins kalte Wasser des Sees und näherte sich unbemerkt einer kleinen Bucht. Er stieg an Land und zog das Boot hinter sich her, bis es unter Büschen und Sträuchern versteckt war. Vor ihm ragte die Verteidigungsmauer der Stadt auf. Er näherte sich ihr und hielt auf halber Strecke inne. Massiver Fels versperrte ihm den Weg. Vorsichtig schob er sich zwischen den Sträuchern hindurch, teilte sie mit seinen kräftigen Armen und legte bald darauf den Eingang frei. Wer diesen geheimen Gang, der unter der Mauer hindurch bis in die Stadt führte, angelegt hatte, war schon lange vergessen. Aber Prak war seinem Vorfahr dankbar. Als er sicher war, dass man von draußen keinen Lichtschein mehr erkennen konnte, entzündete er eine Fackel und marschierte voran. Wenig später war er innerhalb der Stadtmauern. Nun würde ihm kaum noch jemand Fragen wegen seiner Anwesenheit in Hornburg stellen. Selbst die Soldaten mussten ihm glauben, dass er beim Betreten der Stadt von den Gardisten des Königs überprüft worden war.
     
    Müde und hungrig erreichten die Gefährten Pollbark am Ufer des Drachensees. Am Stadtrand trennten sie sich. Alep schlug den Weg zum Hafen ein. Er wollte ein Schiff ausfindig machen, dass sie noch am gleichen Tag zur Hauptstadt übersetzen könnte. Der kleine Hafen quoll förmlich über vor Schiffen, Barken und schmalen Barkassen.
    Alep wurde schnell mit einem der vielen Kapitäne handelseinig. Der Schiffseigner war ein fuchsgesichtiger Mann, mit dickem Bauch und vernarbten Händen. Er trug sein Haar schulterlang und beendete fast jeden Satz mit 'oder wie'. Für einen geringen Preis wollte er sie mitsamt ihren Pferden übersetzen. Sein Name war Tuwel und er befehligte eine Brigg.
    Kwin besuchte derweil den kleinen Markt. Dort erwarb er nach heftigem Feilschen mit einigen Bauern der Umgebung Proviant für die Überfahrt.
    Nachdem Kwin an Bord gekommen war, ließ Kapitän Tuwel Anker lichten und Segel setzen. Gemächlich schob sich die Brigg vom Hafenkai hinaus in die See und fuhr der untergehenden Sonne entgegen. Kaum waren sie auf dem Drachensee unterwegs, machten sich Alep und Kwin über den frisch erworbenen Proviant her und luden Kapitän Tuwel dazu.
    „Da sag ich nicht nein“, meinte Tuwel erwartungsvoll grinsend. „Ein gutes Essen soll man nicht ablehnen, oder wie?“
    Sie saßen in Tuwels Kabine und füllten ihre knurrenden Mägen mit Bratenfleisch, Brot und Wein. Alep brachte das Gespräch auf Hornburg und Tuwel begann mit vollem Mund zu reden:
    „Hütet euch vor den Krämern im Händlerviertel. Sie verkaufen euch eure eigenen Schuhe, wenn ihr nicht achtgebt, oder wie?“
    „Mir nicht“, erklärte Kwin überzeugt. „Bis jetzt bin ich noch mit jedem Händler klargekommen.“
    „Mag sein“, sagte Tuwel. „Wenn ihr ein gutes Gasthaus sucht, dann geht zur ‘Goldenen Krone’ am Rand des Händlerviertels. Das Essen ist gut und die Zimmer sauber. Mehr kann man nicht verlangen, oder wie?“
    „Was ist mit dem König?“, fragte Alep zwischen zwei Bissen.
    „Antever?“, Tuwel spie den Namen fast aus. Halb zerkaute Fleischbröckchen und vom Speichel nasse Brotkrumen flogen in Aleps Richtung. „Dieser Nichtsnutz von einem König! Traut seinen Worten nicht. Seit Jahren macht er Versprechungen,

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