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Der falsche Engel

Der falsche Engel

Titel: Der falsche Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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hallo, mein Häschen.« Sie küsste ihn sanft
     auf die Wange und wischte sofort die Lippenstiftspur ab.
    »Vorsicht, meine Narben«, sagte er heiser.
    »Du Ärmster. Komm, lass dich anschauen.« Sie schaltete die helle Lampe überm Spiegel ein, fasste ihn bei den Schultern, drehte
     ihn zum Licht und nahm ihm die Brille ab. »Wirklich stark. Ich traue meinen Augen nicht. Gerassimow, du bist dir überhaupt
     nicht mehr ähnlich. Haben sie dich vielleicht vertauscht?« Sie lachte rauh.
    »Genau, sie haben mich im Krankenhaus vertauscht«, gurrte Sergej und glitt aus ihrer festen Umarmung. »Kein Wunder, dass ich
     mir nicht mehr ähnlich sehe, mein ganzes Gesicht war von Splittern zerschnitten. Dazu die Gehirnerschütterung. Mir brummt
     jetzt noch der Schädel.«
    »Nein, im Ernst, Gerassimow, du hast dich unglaublich verändert. Du hast einen ganz anderen Blick, hast abgenommen« – sie
     griff nach seiner Hand –, »du hattest nie so schlanke Finger. Oh, wo ist denn dein Ring? Du hast doch versprochen, ihn nie
     abzusetzen.«
    »Geklaut«, seufzte Sergej. »Ich war doch bewusstlos.«
    »Das waren die Ärzte im Rettungswagen!«, erklärte Evelina energisch. »Todsicher. Na schön, komm, koch mir einen Kaffee, dann
     reden wir.«
    Sie holte ihre Mitbringsel aus der Tüte. Sergej sah sie verwirrt an – das waren Lebensmittel für mindestens anderthalbtausend
     Rubel.
    »Pass auf, dass du mich nicht verwöhnst, Lina«, murmelte er und griff nach einem weißen Wurstring, »sonst gewöhn ich mich
     noch an deine Fürsorge.«
    »Gerassimow!« Sie drehte sich abrupt um und warf dabei eine Büchse roten Kaviar herunter. »Dich haben sie wirklich vertauscht,
     ehrlich!«
    Sie ging zu der Nussbaumanbauwand und hockte sich davor.
    Ein leises Knacken, und eine zarte Melodie erfüllte das Zimmer. Evelina prüfte den Inhalt der Spiegelbar und entschied sich
     für eine Flasche französischen Cognac.
    »Ich darf nicht«, sagte Sergej, als sie zwei Gläser auf den Tisch stellte.
    »Aber ich.« Evelina lächelte breit, öffnete geschickt die Flasche, goss sich ein Glas voll und leerte es in einem Zug, als
     sei Wodka darin. »Auf dein Wohl, mein Sonnenschein!«
    »Bist du denn nicht mit dem Auto?«
    »Natürlich bin ich mit dem Auto. Na und? Hör mal, Stas, es wäre gar nicht schlecht, wenn du dich an meine zärtliche Fürsorge
     gewöhnen würdest. Du bist zwar ein Schwein, ein Weiberheld, ein Feigling und ein Verräter, aber ich bin ja auch nicht gerade
     ein Geschenk des Himmels. Findest du nicht, dass wir ausgezeichnet zusammenpassen?« Sie holte ein Messer und schnitt die Wurst
     auf. »Schon gut, keine Angst, das war nur ein Scherz. Sag mal, erinnerst du dich an einen Mann namens Pjotr Maso?«
    »Pjotr Maso?«, wiederholte Sergej langsam. »Kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    Der seltene Name Maso kam ihm wirklich bekannt vor, aber ihm fiel nicht ein, wo und wann er ihm schon einmal begegnet war.
    Evelina arrangierte die Wurstscheiben auf einem Teller und warf ihm einen Büchsenöffner zu.
    »Mach mal den Kaviar auf. Pjotr Maso ist Cheflektor des Verlags, in dem meine letzten beiden Bücher erschienen sind.«
    »Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein«, murmelte Sergej.
    »Was fällt dir wieder ein? Was?« Sie ging zum Tisch, goss sich erneut Cognac ein und trank ihn wieder mit einem Zug aus. »Nein,
     Gerassimow, du bist eindeutig noch nicht auskuriert.Mit deinem Kopf stimmt was nicht. Den Namen des Chefredakteurs kannst du nicht kennen, du weißt nicht einmal, wie mein Verlag
     heißt. Dafür hast du dich nie interessiert. Was ich dir erzähle, geht bei dir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus.
     Aber diesmal rate ich dir, gut zuzuhören. Pjotr Maso war ein Kommilitone von dir.«
    Genau! Der Mord an Mascha Demidowa. Pjotr Maso war Zeuge, erinnerte sich Sergej. Er war in jener Nacht auf der Datscha, die
     Akte enthält Vernehmungsprotokolle.
    »Ach ja, natürlich. Pjotr Maso. Er ist jetzt also Cheflektor in einem Verlag? Und auch noch in dem, in dem deine Bücher erscheinen?
     Tja, die Welt ist klein.«
    »Sehr klein.« Evelina nickte, stellte einen Teller auf den Tisch, setzte sich, trank noch ein Glas Cognac, löffelte Kaviar
     und zündete sich eine Zigarette an. »Wir sind bei einer Buchpräsentation ins Gespräch gekommen. Er war ziemlich betrunken
     und hat mir eine unglaubliche Geschichte aus eurer Studentenzeit erzählt. Deinetwegen wurde ein Mädchen namens Mascha ermordet.
     Das schönste Mädchen in

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