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Der falsche Engel

Der falsche Engel

Titel: Der falsche Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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bis dir keine Gefahr mehr droht.
     Du kommst erst zurück, wenn Raiski sich bei dir meldet und dir die Rückkehr erlaubt.«
    »Darf ich wenigstens erfahren, warum ich plötzlich eine andere Handynummer habe?«
    »Weil das nötig ist. Und wehe, du rufst irgendwen an. Mama wird sich jeden Tag bei dir melden.«
    »Papa, findest du dieses ganze Theater mit meiner Abreise nicht ein bisschen …« Stas verstummte mit offenem Mund. Der General
     folgte seinem Blick und konnte nichts Besonderes entdecken, nur eine große, schöne Blondine in einem weißen Leinenkleid. Sie
     lehnte nachdenklich rauchend an einer Säule und schaute direkt zu ihnen herüber.
    »Bist du total bescheuert?« Der General stöhnte und musste sofort husten. Stas hatte seinen Griff gelockert, sein Vater wäre
     beinahe gestürzt, doch Natalja und Nikolai fingen ihn auf.
    »Natalja«, krächzte Wladimir, sich an ihrem Arm festkrallend, »er muss zum Psychiater. Selbst jetzt glotzt er jede schöne
     Frau an.«
    »Das ist nicht einfach eine schöne Frau«, raunte Stas, wobei er kaum die Lippen bewegte, »das ist sie. Sie hat mir die Adresse
     von Michejew gegeben, und dann hab ich sie in dem Tankwagen sitzen sehen.«
    Blitzschnell war er bei dem Mädchen und packte sie am Arm.
    »Was willst du von mir?«, brüllte er so laut, dass alle ringsum sich umdrehten.
    »Vous êtes dément!«, kreischte das Mädchen erschrocken und empört. »You are mad! Leave me alone! Police!« Sie riss sich los
     und stieß ihn so heftig zurück, dass er gegen Nikolai prallte.
    Natalja sah, wie gleich zwei Polizisten herbeigeeilt kamen, und schrie leise auf.
    »Reg dich nicht auf, Natalja, das regeln wir gleich«, krächzte der General.
    Nikolai entschuldigte sich inzwischen höflich bei der Blondine und erklärte in seinem ausgezeichneten Englisch, seinem Freund
     gehe es nicht gut.
    »Was ist passiert, Miss?«, fragte der Polizeioffizier.
    »Dieser Mann hat mich gepackt, das ist ein Irrer, Siemüssen ihn verhaften«, sagte das Mädchen ruhig auf Englisch und zeigte dem Polizisten ihren schmalen nackten Arm, auf dem
     dunkle Abdrücke von Stanislaws Fingern prangten.
    »Verhaften Sie lieber sie!«, rief Stas auf Englisch. »Sie hätte mich mit dem Auto beinahe in den Abgrund gedrängt! Dafür gibt
     es Zeugen und ein Protokoll. Ich habe sie in der Kabine eines LKW gesehen. Schauen Sie in Ihren Computer, der Vorfall ist
     registriert, es war ein Tankwagen, vor fünf Tagen … Verdammt, der Wievielte ist heute?« Er brüllte so laut, dass sich eine
     kleine Menge sammelte.
    »Ihre Papiere bitte«, sagte der Polizist, »und Ihre auch, Miss.«
    »Entschuldigen Sie, meinem Sohn geht es nicht gut. Es ist sehr heiß«, wandte sich der General an den Polizisten, »und auch
     Sie, Madam, entschuldigen Sie bitte. Wir verpassen unseren Flug.«
    Inzwischen hatte Nikolai ganz ruhig den Pass von Stas aus dessen Brusttasche gezogen und ihn dem Offizier gereicht. Das Mädchen
     holte ebenfalls ihren Pass hervor, er war blau. Der General rückte zu dem Polizisten und las: Irène Granier, französische
     Staatsbürgerin.
    »Wir können ins Büro gehen«, schlug der zweite Offizier freundlich vor, »wenn diese junge Dame einen Verkehrsunfall verursacht
     hat, werden wir das klären. Aber wenn Sie sich irren, müssen wir Sie zur Verantwortung ziehen.«
    Per Lautsprecher wurde der Flug nach Moskau aufgerufen.
    »Idiot!«, flüsterte der General seinem Sohn ins Ohr. »Sag, du hast dich geirrt! Entschuldige dich, sofort!«
    »Sehen Sie es ihm nach«, wiederholte Nikolai, »er hatte wirklich einen Unfall, er hat einen starken Schock erlitten und hat
     noch immer Probleme mit den Nerven. Sie müssen nichts klären, Herr Offizier. Es war ein Irrtum.«
    Der Polizist gab die Pässe zurück. Das Mädchen entfernte sich hochmütig.
    »Das war sie«, wiederholte Stas leise und hoffnungslos.
    »Mein Sohn«, sagte der General sanft, »ich bitte dich, beruhige dich, das ist eine vollkommen Fremde. Sie ist Französin. Vielleicht
     erinnert sie dich an jemanden, aber so geht das doch nicht!«
    »Der Pass ist falsch. Die finden mich überall, das weiß ich.«
    »Reiß dich zusammen, Stas«, sagte Natalja hart, »denk endlich mal an deinen Vater. Erinnerst du dich, was du jetzt tun sollst?«
    »Keine Sorge. Ich kümmere mich um ihn«, meldete sich Nikolai, »ich habe alles unter Kontrolle.« Er zog Stas zur Schlange am
     Schalter, und die Eltern ließen sich im Wartesaal schwerfällig in Sesseln

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