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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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tun?«
    »Wie Sie sehr genau wissen, hatte ich im Rahmen meiner Arbeit schon öfter mit ihm zu tun, und deswegen dachte ich mir, eine gewisse Kontinuität wäre von Vorteil …«
    »Das klingt, als wäre er Ihr Klient.«
    »Ganz und gar nicht«, entgegnete er schroff.
    Ich wandte mich an Brett.
    »Ist das überhaupt zulässig? Pryor ist ein Freund von Brendan.«
    Brett sah ihn fragend an. Pryor ging zu ihm, und die beiden sprachen eine Weile im Flüsterton miteinander, sodass ich kaum etwas verstand. Das ging ein paar Minuten so, wobei Brett mehrmals ziemlich verwirrt dreinblickte. Am Ende nickte er und sah mich an.
    »DI Pryor hat mich gefragt, ob er kurz mit Ihnen sprechen kann. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Worüber wollen Sie mit mir reden?«
    »Es dauert bloß eine Minute«, antwortete Pryor.
    »Ich glaube das einfach nicht«, wandte ich mich an Brett.
    »Wissen Sie überhaupt, wer dieser Mann ist? Genauso gut könnten Sie Brendans Anwalt zu mir hereinschicken, damit er mich mal kräftig in die Mangel nimmt. Und das, nachdem das Ganze gerade erst passiert ist. Das ist doch wirklich … ich bin erst vor ein paar Stunden von diesem Wahnsinnigen angegriffen worden!«
    »Ich habe Seb gerade von Ihrer früheren Verbindung mit Mr. Block erzählt.«
    »Und?«
    Pryor setzte sich neben mein Bett. Es war fast, als würde Brendan selbst auf dem Stuhl sitzen. Seine Nähe verursachte mir ein Gefühl von Übelkeit. Er musterte mich eindringlich. Ich erwiderte seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Das sieht aber nicht schön aus, Miranda«, meinte er schließlich. »Das tut bestimmt weh.«
    Ich gab ihm keine Antwort.
    »Um welche Zeit hat das Ganze stattgefunden?«, fragte er.
    »Sie haben doch gerade meine Aussage gelesen.«
    »Ihr Freund hat heute Abend um – wann war es noch mal? –, um fünf nach sieben bei der Polizei angerufen.«
    Ich sagte noch immer nichts. Ich würde mich von ihm nicht in ein Gespräch verwickeln lassen.
    »Ihr Freund«, wiederholte Pryor. »Er ist irgend so eine Art Doktor, oder?« Ich zuckte nur mit den Achseln. Er beugte sich vor, sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Wissen Sie, was?«
    »Nein«, antwortete ich. »Was?«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Was?«
    »Hat er Ihnen geholfen? Ihr Freund? Er wäre dazu durchaus in der Lage, stimmt’s? Ein paar Blutergüsse, ein paar schöne Schrammen, das macht viel her, richtet aber nicht viel Schaden an.«
    »Was zum …?«, stammelte ich. »Was sagen Sie da?«
    »Er hatte ein Messer«, erklärte Brett. »Er hat es fallen lassen.
    Wir überprüfen gerade die Fingerabdrücke.«
    »Sie haben zusammengewohnt«, entgegnete Pryor. »Falls auf dem Messer wirklich seine Fingerabdrücke sind, könnten sie noch von damals stammen.«
    »Wir haben nie zusammengewohnt«, widersprach ich.
    »Was zum Teufel soll das?«
    Sein Gesicht war jetzt so nah vor meinem, dass ich ihn fast riechen konnte. »Er hat ein Alibi«, erklärte er.
    Ich holte tief Luft. Es fiel mir sehr schwer, mich zu beherrschen.
    »Das interessiert mich nicht«, sagte ich schließlich. »Warum erzählen Sie mir das? Ich war dort, ich weiß, was ich weiß.«
    »Wollen Sie denn gar nicht hören, wer sein Alibi ist?«
    »Na schön. Wer?«
    »Seine Freundin, Naomi Stone.« Er sah mich triumphierend an. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck schon. »Das scheint Sie nicht besonders zu treffen«, fügte er hinzu.
    »Vielleicht habe ich mich inzwischen daran gewöhnt, dass mir nie jemand glaubt«, antwortete ich. »Wie gesagt, ich war dort.
    Er hat mir das Messer an die Kehle gehalten. Sehen Sie her.«

    Ich hob mein Kinn.
    Er klatschte leise in die Hände.
    »Oh, sehr gut«, sagte er. »Eine reife schauspielerische Leistung. So würdevoll. Nicht übertrieben. Ziemlich überzeugend. Aber Sie haben darin schließlich auch schon Übung.«
    Ich versuchte mich zu konzentrieren. Lass dich nicht von ihm provozieren.
    »Ist Ihnen jemals in den Sinn gekommen, dass Sie sich irren und Brendan tatsächlich gefährlich sein könnte?«
    »Egal, was Sie sagen«, entgegnete Pryor. »Er kann Sie nicht angegriffen haben. Er war zu Hause. Er war auch noch zu Hause, als die Polizei bei ihm angerufen hat. Laut Ms. Stone hat er das Haus den ganzen Abend nicht verlassen.« Er griff nach meiner Aussage und warf noch einmal einen Blick darauf. »Sie erwähnen ein dunkelblaues Hemd. Als ich ihn vor ein paar Minuten sah, trug er ein braunes.«
    »Er kann sich umgezogen haben«, erwiderte ich. »So was kommt vor,

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