Der falsche Freund
Badewanne.«
Ich fand es ganz furchtbar, dass er Laura »Mrs. Block« nannte.
Brendan hatte es erneut geschafft, mit seinen schmutzigen Händen in das Leben eines anderen Menschen einzugreifen. Ich warf einen Blick in die Runde, um sicherzugehen, dass uns niemand zuhörte.
»Genau dasselbe hat er gemacht, als er und Kerry in meiner Wohnung lebten.«
»Was?«
»Er hat absichtlich die Badewanne überlaufen lassen. Das ist eine Nachricht.«
»Eine Nachricht?«
»An mich.«
Rob Pryor betrachtete mich fast mitleidig.
»Mrs. Blocks Tod war eine Nachricht an Sie ?«, fragte er.
»Sind Sie wahnsinnig?«
»Es ist leicht, einer Frau, die sich gerade ein Bad einlässt, irgendwas an den Kopf zu knallen«, erklärte ich. »Und sie dann unter Wasser zu halten.«
»Das stimmt«, musste Rob mir Recht geben.
»Und es war eine große Party, stimmt’s?«, fuhr ich fort.
»Da wimmelte es bestimmt nur so von Leuten. Im Haus. Im Garten. Glauben Sie, da hat jemand darauf geachtet, was Brendan gemacht hat?«
Rob runzelte genervt die Stirn.
»Von der Seldon Avenue, wo die Party stattfand, bis zu ihrer Wohnung braucht man zu Fuß zwanzig Minuten, vielleicht sogar fünfundzwanzig. Hätte jemand die Party verlassen, um sie zu töten, wäre er ungefähr eine Stunde weg gewesen.«
»Vielleicht hat er ein Taxi genommen«, erwiderte ich ein bisschen lahm.
»Ich dachte, Ihre Theorie baut darauf auf, dass niemand seine Abwesenheit bemerkt hat«, sagte Rob. »Ihr Mörder ruft also ein Taxi, und es trifft ein, ohne dass die Leute auf der Party etwas davon mitbekommen. Und dann? Hat er den Taxifahrer gebeten zu warten, während er rasch ins Haus lief und den Mord beging?«
»Vielleicht ist er ihr gefolgt? Dass Laura nicht mehr da war, ist ja auch niemandem aufgefallen.«
»Ach, ich vergaß«, sagte Rob, und genau in dem Moment legten sich Hände auf meine Schultern. Als ich mich umblickte, war sein Gesicht schon ganz nah vor meinem. Er küsste mich auf beide Wangen, zog mich viel zu eng an sich. Brendan.
»Oh, Miranda, Miranda«, flüsterte er mir ins Ohr. »Was für eine schreckliche Sache! Lieb, dass du gekommen bist. Das bedeutet mir sehr viel. Laura hätte es auch sehr viel bedeutet.«
Er warf einen Blick zu Rob Pryor. »Rob ist seit der Sache mit Troy ein guter Freund von mir.« Er wandte sich wieder zu mir.
»Es tut mir Leid, Mirrie. Es tut mir so Leid. Ich scheine allen Unglück zu bringen.« Ich schwieg, mir fehlten einfach die Worte. »Ich muss mit dir reden, Mirrie.« Er lächelte mich an, sah mir in die Augen. Irgendwie kam er mir immer ein bisschen zu nahe, ich spürte schon wieder seinen warmen Atem auf meinen Wangen. »Du verstehst mich. Besser als sonst jemand.
Und dann auch noch dieser seltsame Zufall. Hat Rob es dir schon gesagt?« Er sah fragend zu Rob hinüber, der den Kopf schüttelte. »Ungefähr zu der Zeit, als es passierte – das mit Laura, ich kann es einfach nicht aussprechen – … weißt du, was ich da gerade gemacht habe?«
»Nein, natürlich nicht, woher sollte ich das wissen?«
»Weil ich mit dir telefoniert habe«, antwortete er. »Ich habe dir gratuliert. Zu deinem Geburtstag.«
Liebster Troy,
an eins muss ich ganz oft denken: Als du ungefähr neun warst, hast du mich mal um vier Uhr morgens aus dem Bett geholt, weil du unbedingt wolltest, dass ich mir mit dir zusammen den Morgenchor der Vögel anhöre. Völlig verschlafen bin ich im Bademantel in den Garten hinausgestolpert, obwohl es eisig kalt war und das Gras total nass. Ich dachte, ich würde bloß ein paar Minuten draußen bleiben, um dir einen Gefallen zu tun, und dann ganz schnell wieder in mein warmes Bett schlüpfen.
Du warst passend gekleidet, mit Jeans, Gummistiefeln und einer dicken Jacke, und du hattest Dads Fernglas um den Hals hängen. Wir standen im Morgengrauen am hinteren Ende des Gartens, und plötzlich – als wäre ein Schalter umgelegt worden
– begannen die Vögel zu singen. Rund um uns herum setzte ein richtiges Konzert ein. Ich habe dich angesehen, und da war so unglaublich viel Freude in deinem Gesicht, dass ich ganz vergaß, wie kalt mir eigentlich war. Du hast mir die Vögel in den Bäumen gezeigt, sodass ich bald in der Lage war, den offenen Schnäbeln und pulsierenden Kehlen die jeweiligen Laute zuzuordnen. Wir blieben eine Ewigkeit draußen, und hinterher sind wir in die Küche gegangen, und ich habe uns heiße Schokolade und Rührei gemacht. Du hast mit vollem Mund gesagt: »Ich wünschte, es könnte
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