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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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ich gar nichts dazu gesagt, aber ich wusste, dass sich dann mit hundertprozentiger Sicherheit jemand zu uns gesellt und von Brendan und mir angefangen hätte, sodass ich wieder ins Hintertreffen geraten wäre.
    »Ich kenne ihn«, sagte ich. »Es ist tatsächlich sehr schnell gegangen.«
    »Es muss der sein, der hinter dem Sarg herging.«
    »Ja, genau.«
    »Ich fand ihn sehr gut aussehend«, bemerkte Sian. »Ich kann verstehen, warum sie sich in ihn verliebt hat.«
    »Wenn du möchtest, stelle ich ihn dir vor«, bot ich ihr an.
    Sian wirkte ein wenig verlegen.
    »Ich habe damit nicht gemeint …«, begann sie, sprach den Satz aber nicht zu Ende.

    Im Haus drängten sich die Menschen. Allerdings hielt ich vergeblich nach Tony Ausschau, der einzigen Person, die ich gern gesehen und in den Arm genommen hätte. Auf einem Tisch standen Sandwiches, gekochte Eier, Dips, aufgeschnittenes Gemüse und Chips bereit. Zum Trinken gab es Tee, Kaffee, Wein und Saft. Ich stellte mir vor, wie Lauras Mutter die Vorbereitungen überwacht hatte. Zur Hochzeit war sie nicht eingeladen gewesen, aber nun, ein paar Wochen später, hatte sie die Beerdigung organisiert. Ich blickte mich nach bekannten Gesichtern um. Tony konnte ich noch immer nirgendwo entdecken. Wahrscheinlich hatte er sich gleich nach der Kirche davongestohlen. Lauras Eltern führten gerade eine sehr alte Dame quer durchs Wohnzimmer in eine Ecke und halfen ihr, in einem Sessel Platz zu nehmen. Ich überlegte, ob ich ihnen mein Beileid aussprechen sollte, fragte mich aber, wie ich das anstellen sollte, ohne mich in unangenehmen Erklärungen zu verlieren, sagte mir dann jedoch, dass ich trotzdem mit ihnen sprechen sollte. Während ich noch darüber nachdachte, wurde mir plötzlich bewusst, dass mich jemand aus nächster Nähe anstarrte. Ich blickte mich um. Es dauerte einen Moment, bis mir einfiel, woher ich das Gesicht kannte. Es war der Detective, Rob Pryor.
    »Was um alles in der Welt tun Sie denn hier?«, erkundigte ich mich.
    Ohne meine Frage zu beantworten, reichte er mir eine Tasse Tee.
    »Ich hatte eigentlich auf etwas Stärkeres gehofft«, sagte ich.
    »Es gibt nichts Stärkeres.«
    »Schade.«
    »Ich weiß, was Sie sagen werden«, bemerkte er.
    Ich nahm einen Schluck von dem Tee. Er war so heiß, dass ich mir fast den Mund verbrannte.
    »Was werde ich denn sagen?«

    »Ich habe damit gerechnet, Sie hier zu treffen«, fuhr er fort, ohne auf meine Frage einzugehen. »Und ich glaube, es ist wichtig, dass ich Sie ein bisschen bremse.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Ich habe das Ganze genau unter die Lupe genommen«, sagte Rob. »Lauras Tod war ein schrecklicher Unfall. Sonst nichts.«
    »Ach, hören Sie doch auf, Rob!«, erwiderte ich. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie weiter Rob nenne?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber Sie wollten gerade etwas sagen.«
    »Ja, dass Sie aufhören sollen, mich für dumm zu verkaufen.
    Dass das ein Unfall war, glauben Sie doch wohl selber nicht.«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, räumte er ein. »Als ich davon hörte, musste ich sofort an Sie denken. Deswegen habe ich ja auch herumtelefoniert und mit dem zuständigen Kollegen gesprochen.«
    »Vergessen Sie das alles«, erwiderte ich. »Denken Sie einfach mal nach: Ich komme mit meinem Verdacht wegen Troy zu Ihnen. Sie tun ihn als Hirngespinst ab. So weit, so gut. Dann lässt Brendan meine Schwester wegen meiner besten Freundin Laura sitzen. Ein paar Monate später ist Laura tot. Sehen Sie da nicht ein Muster?«
    Rob seufzte.
    »Tut mir Leid«, erwiderte er. »An Mustern bin ich nicht besonders interessiert. Was für mich zählt, sind Fakten, und die lassen sich nicht einfach so beiseite fegen. Laura ist durch einen Unfall gestorben.«
    »Wie viele Fünfundzwanzigjährige ertrinken in der Badewanne?«, fragte ich.
    »Sie kam von einer Party«, antwortete Rob. »Sie war betrunken.
    Nach einer Meinungsverschiedenheit mit Mr. Block brach sie frühzeitig von der Party auf und kehrte allein nach Hause zurück.
    Sie ließ sich ein Bad einlaufen. Als sie in die Wanne steigen wollte, rutschte sie aus, schlug mit dem Kopf gegen irgendeine Kante und ertrank. Da das Wasser noch lief, ging irgendwann die Wanne über. Knapp zwanzig Minuten nach Mitternacht merkte Thomas Croft, der ein Stockwerk tiefer wohnt, dass Wasser durch die Zimmerdecke kam. Er rannte nach oben, stellte fest, dass die Wohnungstür nicht abgeschlossen war, und entdeckte Mrs. Block tot in der

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