Der falsche Mann
notierten Symbole.
» Vielleicht bauen sie eine Bombe«, sagte ich.
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In dem Kuppelbau auf dem Gelände von Summerset Farms standen Randall Manning und Stanley Keane auf einem schmalen Balkon und blickten hinab in die große Halle, in der normalerweise landwirtschaftliche Geräte geparkt waren. Heute war wieder einmal ein Teil der Maschinen hinausgeräumt worden, um Platz für die notwendigen Arbeiten zu schaffen. Manning und Keane sahen zu, wie sich ihre sechs Soldaten – vor dem Verlust von Cahill und Dwyer waren es acht gewesen – ans Werk machten.
Die You-Ride-Lastwagen wurden hereingefahren. Bruce McCabe hatte sie letzte Woche vor seinem unglücklichen Dahinscheiden angemietet, wobei er einen fiktiven Namen und eine gefälschte Kreditkarte verwendet hatte. Wegen möglicher Sicherheitskameras hatte er sich sogar verkleidet. Mannings Einschätzung nach konnte man die Spur der You-Ride-Lastwagen schwerlich zu ihm oder dem Zirkel zurückverfolgen.
Sie nahmen sich den ersten Truck vor. Mit einem Akkuschrauber bohrte ein Soldat an einer verborgenen Stelle unter der Sitzbank der Hauptkabine zwei Löcher. Dann schob er jeweils ein Zündkabel durch die beiden Löcher, bis sie sich unter dem Lastwagen auf dem Betonboden aufrollten. Die Zündkabel waren von einem festen Plastikschlauch umgeben, der sie während des Transports schützte.
Anschließend kletterte der Soldat aus der Kabine und schlüpfte unter die Lastfläche des Trucks. Er bohrte zwei weitere Löcher in den Boden des Aufbaus. Dann griff er die ummantelten Kabel, die unten aus der Fahrerkabine ragten, und zog sie zu sich heran. Er schob die Schläuche hoch in den Aufbau und kroch wieder unter dem Lastwagen hervor.
Die Kabine und der Aufbau des Trucks waren nun mit zwei Zündkabeln verbunden.
Zu guter Letzt kletterte der Soldat in den hinteren Teil des Aufbaus und befestigte an beiden Zündkabeln je eine Sprengkapsel. An Stellen, wo die Zündkabel durchhingen – sie hatten sorgfältig gemessen, aber besser, man maß etwas großzügiger als zu kurz –, befestigte er sie mit Klebeband an der Seitenwand des Aufbaus, um zu verhindern, dass sie sich während der Fahrt von den Sprengkapseln lösten.
Und nun kam der lustige Teil.
Von zwei Sattelschleppern lud die Crew zweihundertfünfzig Zentnersäcke mit hochwertigem Ammoniumnitrat-Düngemittel. Außerdem entluden sie sieben 200-Liter-Fässer mit Nitromethan.
Leere 200-Liter-Fässer wurden in den hinteren Teil des ersten Lasters gehievt. Die Soldaten nagelten Bretter auf den Boden, um die sechzehn Fässer an Ort und Stelle zu halten. Dann schafften sie hundert Säcke mit Ammoniumnitrat-Dünger und drei Fässer Nitromethan auf die Ladefläche. Unter Verwendung von Plastikeimern und Industriewaagen mischten sie die Chemikalien und füllten den Cocktail in sämtliche Fässer. Jedes von ihnen wog nun rund zweihundertzwanzig Kilo.
Mit professionellem Stolz betrachteten die Soldaten ihr Werk. Noch war es nicht ganz vollendet, aber die letzten Handgriffe würden am Tag der Operation, am 7. Dezember selbst, erfolgen. Sie würden die Sprengkapseln an den hochexplosiven » Würsten« befestigen, die sich durch die Fässer wanden und zum richtigen Zeitpunkt für ihre Detonation sorgten.
Nachdem das erledigt war, würde es wie folgt laufen: Der Fahrer konnte von der Kabine aus über die Zündkabel die Sprengkapseln auslösen, die wiederum die großen mit Sprengstoff gefüllten Fässer entzündeten. Der Fahrer musste sich lediglich unter seinen Sitz bücken und konnte so eine Explosion auslösen, die ein großes Gebäude dem Erdboden gleichmachen und eine gewaltige Detonationswelle durch das gesamte Geschäftsviertel schicken würde.
Jetzt war es an der Zeit, Lastwagen Nummer zwei auf gleiche Weise zu präparieren.
Manning, der die Vorbereitung des ersten Wagens über Stunden hinweg mit Spannung verfolgt hatte, stieß sich vom Balkongeländer ab. Es war aufregend, kein Zweifel. Endlich passierte es. Aber seine gute Stimmung wurde getrübt durch eine neu aufgetauchte Gefahr.
Sie hatten diese Aktion über achtzehn Monate hinweg geplant, Männer aus Untergrund-Hass-Gruppen sorgfältig ausgewählt und rekrutiert, das notwendige Material beschafft, die Operation immer wieder geprobt, und alles, ohne auch nur im Mindesten die Aufmerksamkeit der Außenwelt zu wecken – einmal abgesehen von dieser Anwaltsgehilfin Rubinkowski, die ihrem Chef ein paar kritische Fragen über Ammoniumnitrat und Nitromethan gestellt
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