Der falsche Mann
hatte. Aber dieses Problem war rasch gelöst worden. Sie hatten die Beseitigung dieser Frau den Capparellis übertragen, die das mit Bravour erledigt hatten. Nicht nur hatte man sie nicht geschnappt, es wurde auch noch jemand anders für den Mord belangt. Ein Armeeveteran, was wirklich bedauerlich war, aber das Leben war nun einmal nicht perfekt.
Von diesem kleinen Missgeschick einmal abgesehen war jedenfalls alles erstaunlich glattgegangen.
Doch jetzt, nur ein Woche vor dem großen Tag – das. Dieser Anwalt Kolarich. Es hatte mit seinen Fragen begonnen und er war damit der Wahrheit so nahe gekommen wie niemand zuvor.
Und jetzt waren seine beiden besten Männer, Cahill und Dwyer, die den Anwalt hätten beseitigen sollen, wegen illegalem Waffenbesitz in Haft. Natürlich hatte Manning das nötige Geld, um für Kautionsforderungen jedweder Höhe aufzukommen; und er hatte Leute, die man nicht mit ihm in Verbindung bringen konnte, um diese Kaution zu stellen. Aber die Kautionsanhörung war schlecht gelaufen. Beide Männer waren Mitglieder der White Aryan Nation gewesen, und dieser Hintergrund, in Verbindung mit Sturmgewehren, Messern und einem Leichensack – Jesus, warum in aller Welt ein Leichensack! – hatte den Richter nachdenklich gestimmt. Der Kautionsantrag war abgelehnt worden. Cahill und Dwyer würden bis zu ihrem Prozess in Haft bleiben müssen.
Seine beiden besten Männer – die Männer, die er für den kritischsten Teil der Aktion und zugleich ihr Herzstück auserkoren hatte – waren jetzt ausgeschaltet.
Manning und Stanley Keane zogen sich in den Konferenzraum zurück, um ungestört zu sein. Sie gingen langsam und stockend, niedergedrückt von der Verantwortung und dem, was kommen würde.
» Wie stehen die Chancen, dass Cahill und Dwyer uns verraten?«, fragte Stanley, sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatten.
Manning zuckte mit den Achseln. Im Lauf der Zeit hatte er gelernt, dass menschliches Verhalten nur schwer vorhersehbar war. Dem Anwalt zufolge, den er für die beiden angeheuert hatte, würden sie bald den Bundesbehörden übergeben, die Waffenvergehen mit bis zu zehn Jahren ahndeten. Wozu wären die beiden bereit, um sich einen Teil der Zeit oder sogar die gesamte Strafe zu ersparen?
» Bei Cahill kann ich es mir kaum vorstellen«, sagte Manning. » Bei Dwyer finde ich es schon schwerer einzuschätzen.«
Er blickte zu dem Diagramm an der Wand. Darauf war das Geschäftsviertel der Stadt abgebildet, inklusive der Regierungsgebäude nördlich des Flusses. Fuhr man über die Lerner Street Bridge, befand sich drei Blocks vom Fluss entfernt das Federal Building, in dem das FBI , die Bundesstaatsanwaltschaft und die Bundesrichter residierten. Nur einen Block nordwestlich davon erhob sich das State Building, in dem sämtliche bundesstaatlichen Behörden untergebracht waren, die Büros des Gouverneurs, des Justizministers, des Staatssekretärs und vieler anderer.
Und was das Ganze noch besser machte: Das Gebäude der Bezirksverwaltung mit seinen Dutzenden von Bezirksbehörden und Gerichtssälen lag direkt gegenüber dem State Building. Verband man all diese Gebäude auf der Karte mit einer Linie, bildete diese eine Art unregelmäßige Sieben. Die Städteplaner des frühen 19. Jahrhunderts, die diese Stadt am Reißbrett entworfen hatten, hatten nicht an Terrorangriffe gedacht. Sie hatten noch keine Vorstellung gehabt von Bomben wie der, an der sie gerade bauten.
Die von Gouverneur Trotter, US -Senator Donsbrook und Bürgermeister Champion angeführte Pearl-Harbor-Day-Parade würde gegen 12.45 Uhr das Federal Building erreichen, vor dem anschließend die Gedenkfeier abgehalten wurde. Genau in diesem Moment würden die beiden Trucks zuschlagen. Einer am Federal Buidling, der andere am State Building. Die Auswirkungen der Explosion würden in der ganzen Innenstadt zu spüren sein, aber besonders an den Regierungsgebäuden. Wenn der Schlag richtig getimed war – und das Team hatte endlose Stunden und Tage auf genau diesen Punkt verwandt –, würden beide Explosionen synchron erfolgen.
Tausende von Menschen würden sterben, unter anderem die wichtigsten Politiker der Stadt, des Landes und zwei US -Senatoren. Das Murrah Building in Oklahoma City würde sich im Vergleich dazu ausnehmen, als hätten Kinder ein paar Feuerwerkskörper darauf geworfen. Selbst der 11. September würde durch die Zahl der zu erwartenden Todesopfer in den Schatten gestellt.
Endlich wäre die Aufmerksamkeit der
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