Der falsche Mann
Regierung geweckt.
» Wir kommen da nicht unbeschadet raus, oder?«, fragte Keane.
Manning musterte ihn einen Augenblick. Diese Frage hätte auf kalte Füße hindeuten können, aber bei Keane schien ihm das unwahrscheinlich. McCabe hatte sich als schwach erwiesen, und auch Keane hatte seine Fehler, aber mangelnde Loyalität gehörte nicht dazu.
» Ich weiß nicht, was Kolarich vor dem siebten Dezember noch alles herausfindet«, sagte er. » Aber ich kann es mir nicht leisten, einen weiteren Mann auf ihn anzusetzen.«
» Und jetzt haben sie auch noch Cahill und Dwyer«, bemerkte Keane. » Cahill ist einer Ihrer Angestellten. Sie werden ihn in die Mangel nehmen, als wären sie in Guantánamo Bay.«
Manning hatte das auch schon erwogen. » Sie werden seine Spur zu mir zurückverfolgen. Nicht notwendigerweise zu Ihnen, Stan. Was haben Sie denn schon groß getan? Ihre Firma hat Summerset Farms Nitromethan verkauft. Das ist kein Verbrechen, und es gibt keinerlei Beweise, dass Sie an dieser Operation beteiligt waren.«
» Da sind noch unsere Männer«, sagte Stanley. » Nicht nur Cahill und Dwyer, sondern auch die sechs da unten. Sind Sie sicher, dass sie schweigen werden?«
Manning musterte ihn herablassend. » Glauben Sie tatsächlich, diese Männer werden heil da rauskommen? Sie werden es nicht überleben, Stanley. Nach außen hin verhalten sie sich wie Soldaten, die sich eines gewissen Risikos bewusst sind und es akzeptieren. Aber tief drinnen wissen sie sehr wohl, dass ihre Chancen äußerst schlecht stehen. Sie haben schon verdammtes Glück, wenn sie es bis in die U-Bahn-Tunnel schaffen. Und noch mehr Glück, wenn die Tunnel nicht implodieren.«
Keane schwieg. Eigentlich hätte das keine große Überraschung für ihn sein dürfen.
Manning legte ihm eine Hand auf die Schulter. » Ich hatte gehofft, diesen Kampf auch nach dem siebten Dezember fortsetzen zu können«, sagte er. » Doch das wird mir verwehrt bleiben. Nun hoffe ich, Sie werden dazu imstande sein. Niemand wird unsere geheimen Lager finden. Es ist noch ausreichend Material für mehr siebte Dezember vorhanden.« Er nickte Stanley zu. » Halten Sie sich an diesem Tag vom Schauplatz fern. Gehen Sie zur Arbeit. Was auch immer. Stellen Sie einfach nur sicher, dass Sie nicht in der Innenstadt sind. Ich zähle darauf, dass Sie die Fackel weitertragen.«
Keane nickte würdevoll. Die beiden Männer schüttelten sich die Hände. Angesichts der Gefahr, die der Operation durch Kolarich drohte, und jetzt auch noch durch Cahill und Dwyer, waren die Trucks in der Kuppelhalle und auf dem gesamten Gelände nicht mehr sicher. Heute Nacht würden sich die Teams zerstreuen und vorher vereinbarte, abgelegene Ziele ansteuern. Ab jetzt würden die Teams nicht mehr untereinander kommunizieren. Sie würden abtauchen und sich auf den Anschlag vorbereiten.
Manning und Keane würden sich nie wiedersehen.
» Gottes Segen, Stan«, sagte Manning und legte seine zweite Hand über die Keanes. » Und vergessen Sie nicht, wofür wir das alles tun. Was auch immer geschieht, wanken Sie nicht im Angesicht von Zweiflern. Wir ändern den Kurs dieser Nation, mein Freund – Sie, ich und die sechs Märtyrer dort unten.«
Manning schritt zur Tür des Konferenzraums und blickte noch einmal kurz zu Stanley Keane zurück, dann war er verschwunden.
68
Ich saß auf meinem Hotelbett und ging meine Notizen zu den Zeugen der Anklage durch, die morgen, am ersten Tag des Prozesses, aufgerufen werden würden. Üblicherweise skizzierte ich meine Kreuzverhöre nur stichpunktartig. Sobald ich mir ausformulierte Fragen notierte, klebte ich zu sehr daran. Abgesehen davon wartete keine allzu schwierige Aufgabe auf mich. Gegen die Beweisführung der Anklage konnte ich ohnehin nicht allzu viel ausrichten. Der Polizeibeamte, der als Erster am Tatort war, der Rechtsmediziner, der Ballistikexperte, der ermittelnde Detective – das waren vermutlich die einzigen vier Zeugen, die Wendy Kotowski aufrufen würde. Mehr brauchte sie auch nicht, bevor sie mir das Feld überließ.
Es war ein Indizienprozess. Aber er stand auf ziemlich soliden Füßen. Tom war mit der Mordwaffe und den persönlichen Habseligkeiten des Opfers aufgegriffen worden. Er war vor der Polizei geflohen, auch wenn die Gründe dafür vor Gericht leicht zu erklären waren. Er hatte zugegeben, dass die Waffe ihm gehörte, und er hatte, zumindest aus Sicht der Strafverfolger, den Mord gestanden. Außerdem lag sein Unterschlupf in Franzen Park
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