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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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an erster Stelle. Es wird von zwei schweren Fällen mit Körperverletzungen berichtet, die sich am Wochenende zugetragen haben.
    Auch von der Hauptverhandlung des »Großen Landsbanki-Raubes«, die heute Morgen im Obersten Gericht begann. Nachdem andere Richter alle Fälle übernommen hatten, die Adalgrímur bearbeitete, bevor er verhaftet wurde.
    Und die Goldjungs verkünden, wie zufrieden sie mit den Reaktionen der Öffentlichkeit sind; auf die Sendung des Notrufes haben sie an die zweihundert Telefonate bekommen und wollen jeden einzelnen Hinweis sorgfältig überprüfen.
    Ich halte es für notwendig, umgehend zu klären, ob etwas an Mattis Anschuldigung dran ist, dass Pfarrer Gudleifur mit Sjöfn ebenfalls gut bekannt war. Deshalb rufe ich in den Osten ins Pfarrhaus an.
    Er geht total in die Defensive. Stottert und stöhnt eine ganze Weile.
    Sagt dann, dass er sowieso am Spätnachmittag in die Stadt müsse. Dann würde er mit mir unter vier Augen reden.
    Am Nachmittag fahre ich bei der Kripo vorbei.
    Raggi ist ungewöhnlich entspannt. Versucht sogar, ein paar Witzchen zu reißen.
    Aber das geht natürlich schief. Witze sind nicht gerade sein Spezialgebiet.
    Der ausländische Spezialist ist in Island angekommen und hat schon begonnen, die Überwachungskamera aus dem Obersten Gericht und ihre Aufnahmen gründlich zu untersuchen.
    »Er hat versprochen, dass er uns die vorläufigen Ergebnisse morgen oder übermorgen wissen lässt«, sagt Raggi, »aber die endgültige Version schickt er uns in zwei bis drei Wochen zu.«
    »Wie lange wollt ihr Steinbjörn eigentlich noch verstecken?«, frage ich aus heiterem Himmel.
    »Er versteckt sich doch nicht.«
    »Ich habe schon den ganzen Tag versucht, ihn zu erreichen, habe aber nur alle möglichen Entschuldigungen und Ausreden bekommen.«
    »Das tut mir aber leid.«
    »Warum darf ich mit dem Kerl nicht reden?«
    »Soweit ich weiß, ist Steinbjörn in Rente gegangen und damit nicht mehr länger im Dienst.«
    »Wann ist er gegangen?«
    »Da musst du den Personalchef fragen.«
    »Also war die Geschichte von Steinbjörn und Sjöfn wahr?«
    »Was für eine Geschichte?«
    »Tu doch nicht so, als hättest du von Tuten und Blasen keine Ahnung!«
    Raggi scheint sich königlich zu amüsieren.
     

»Steinbjörn hat vor kurzem gemäß der 95-Jahre-Regel {} das richtige Alter erreicht«, sagt er grinsend. »Jemand hat mir heute Morgen in der Kantine erzählt, dass er in die Sonne gefahren sei.«
    »Also habt ihr ihn verschwinden lassen.«
    »Das ist eine völlig aus der Luft gegriffene Unterstellung.«
    Natürlich sollte mich das nicht weiter überraschen. Die Goldjungs waren nur wesentlich schneller gewesen, ihre Verteidigungsstrategie durchzuführen, als ich gedacht hatte.
    »So einfach kommt er aber nicht davon«, fahre ich fort.
    »Womit kommt er nicht davon?«
    »Ich werde ihn als Zeuge vor Gericht vorladen. Auch wenn ich ihn aus Timbuktu herholen lassen muss.«
    »Und zu was soll der alte Steinbjörn aussagen?«
    »Über seine Bekanntschaft mit Sjöfn in den Tagen vor dem Mord. Und über seinen normwidrigen Einfluss auf den Fortschritt der polizeilichen Ermittlungen.«
    Raggi schüttelt den Kopf.
    »Du weißt doch genauso gut wie ich, dass da nichts zu holen ist«, sagt er. »Aber natürlich soll es dir gegönnt sein, dich an unbedeutende Strohhalme zu klammern, wenn du schon nichts anderes in der Hand hast, um Adalgrímur zu verteidigen.«
    Sein Macho-Gegrinse geht mir tierisch auf den Geist.
    Aber es hat wenig Sinn, sich mit Raggi zu streiten.
    Jedenfalls jetzt nicht.
    Zumal er natürlich im Großen und Ganzen Recht hat. Ich habe bisher noch kein schlagkräftiges Argument gefunden, das wirklich greift.
    Pfarrer Gudleifur kommt zur Abendessenszeit gegen 18 Uhr in mein Büro. Er will sofort wissen, wer mir gesagt hat, dass er Sjöfn getroffen hat.
    »Das geht dich nichts an«, schneide ich ihm das Wort ab.
    »Sag mir einfach nur die Wahrheit, und zwar ohne Ausflüchte.«
    Er setzt sich auf den Besucherstuhl an den Schreibtisch, ohne sich die Jacke auszuziehen. Will eindeutig nicht lange bleiben.
    »Es war ganz bestimmt nicht in meinem Sinne, dir etwas zu verheimlichen«, antwortet er lahm. »Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass mein, ähem, Besuch irgendeine Bedeutung für Adalgrímurs Fall hat.«
    »Das einzuschätzen überlässt du lieber mir.«
    Pfarrer Gudleifur nickt.
    »Ich habe nur versucht, die Lösung für ein Problem zu finden, von dem ich zu der Zeit schon überzeugt

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