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Der falsche Prophet

Der falsche Prophet

Titel: Der falsche Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodore R. Cogswell
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klar, und ein paar Sterne schimmerten durch einen Schleier aus Regenbogenfarben, die in einer sich ständig verändernden Aurora über der Stadt lagen. Aber diese Aurora war nicht die Ursache atemlosen Staunens.
    Ein Stern bewegte sich!
     

 
8.
     
    »Aufpassen! Die himmlische Wonne!«
    Der Ruf des Messias hallte über den Platz, und alle Leute schauten nach oben. Der neue Stern war wie eine weiße, schimmernde Perle, die sehr rasch über das Himmelsgewölbe rollte, Andros entgegen.
    »Gedenkt der Werke der Götter! Für jene, die ihrem Willen folgen und dem des Messias, soll dies eine ewige Wonne sein. Der Tod im Kampf ist kein Tod mehr, sondern nur ein Tor zum ewigen Leben. Die Schwerter der Gottlosen mögen eure Körper durchbohren und euer Blut vergießen, doch die Götter werden euch zum ewigen Lohn erheben. Für jene, die dem göttlichen Willen widerstehen, ist ein anderer Ort bereit, ein Ort ewigen Feuers und ewiger Qual!«
    Der neue Stern hatte den Zenit erreicht und bewegte sich rasch wieder dem Horizont entgegen. Die Bergbewohner mit den Fackeln begannen einen hallenden Gesang, den sie solange fortsetzten, als der Stern sichtbar blieb. »Tod den Ungläubigen!« sangen sie; Zuschauer begannen mitzusingen, und schließlich fiel auch der Messias in die seltsame Hymne mit ein.
    Der große, schwarzgekleidete Mann strömte eine dämonische Kraft aus. Immer mehr Leute sangen mit andere stampften im Takt mit den Füßen, wieder andere wiegten ihre Körper. Selbst Kirk hatte um seine Haltung zu kämpfen; sein Widerstand wurde immer schwächer und drohte der hypnotischen Stimme zum Opfer zu fallen. Es war sehr kalt, aber von Kirks verzerrtem Gesicht tropfte der Schweiß. Ohne es zu bemerken, ließ er seinen Heilerstab los, so daß er auf den Boden fiel.
    »Jim!« rief eine Stimme, die aus weiter Ferne zu kommen schien. »Jim, tauche auf aus dieser Verzückung! Spocks Wunder war doch die Enterprise! Es gibt keine andere Möglichkeit!«
    Kirk schüttelte den Kopf, um den Zauber von sich abzuschütteln, den dieser schwarzgekleidete Mann auf dem Wagen über die Menge und auch über ihn warf.
    »Irgendwie hat er Sulu gezwungen, den Orbit zu ändern. Das Schiff kann nicht mehr als hundertfünfzig Kilometer über dem Planeten sein«, wisperte ihm McCoy ins Ohr. »Nimm deinen Zauberstab. Du mußt diesen Verrückten unschädlich machen, ehe es zu spät ist. Noch ein paar Minuten, dann hat er alle hypnotisiert.«
    Ein plötzlich in Kirk aufwallender Zorn klärte ihm den Kopf. Sein Schiff sollte eine Geisel in den Händen eines Verrückten sein? Nie und nimmer! Er bückte sich und hob seinen Stab auf. Mit zitternden Händen richtete er ihn auf die schwarze Gestalt; er drückte ab.
    Mitten im Wort schlug der Messias seine Hände gegen die Brust, taumelte ein wenig und kippte dann wie eine riesige Krähe mit gebrochenen Schwingen über den Wagenrand.
    Die Menge stöhnte. Die Fackelträger ließen ihre Lichter fallen und rannten zu seiner Rettung herbei. Sie fingen ihn auf und legten ihn vorsichtig auf den Boden.
    Da und dort wurden kritische Stimmen laut, denn der Bann war nun gebrochen. Etwas verspätet erinnerten sich Kasemes Männer, weshalb sie da waren und begannen zu brüllen, doch die Anhänger des Messias brüllten zurück. Dann fing ein großes Geschiebe an. Im nächsten Moment herrschte ein richtiges Getümmel; die einen fluchten, die anderen droschen gruppenweise auf feindliche Gruppen ein, wieder andere versuchten zu fliehen.
    Kirk und McCoy schoben sich durch die Menge, um zu dem schwarzen Wagen zu gelangen. Aus den Seitenstraßen kamen truppweise Wächter der Stadtverwaltung, die sich verteilten und mit geschwungenen Keulen die Menge zu zerstreuen versuchten. Aber in der Platzmitte schirmten die Bergbewohner ihren gefallenen Führer ab.
    »Auseinander!« rief Kirk. »Macht Platz, damit wir dem Messias helfen können!«
    Aber die Bergbewohner knurrten nur mißtrauisch. Dolche und Schwerter glitzerten gefährlich im Licht der Fackeln.
    »Steckt diese Waffen weg!« befahl Kirk scharf. »Wir sind nicht gekommen, ihm Schaden zuzufügen, sondern um zu helfen.«
    Die Männer sahen einander unentschlossen an, aber dann verschwanden die Dolche und Schwerter. Kirk kniete neben dem Messias nieder und legte sein Ohr auf die von der schwarzen Robe bedeckte Brust.
    »Ist er tot?« fragte McCoy laut genug, daß man ihn hören konnte.
    Kirk schüttelte den Kopf. »Noch nicht, aber wenn er nicht sofort zu einem Platz des Heilens

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