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Der falsche Prophet

Der falsche Prophet

Titel: Der falsche Prophet
Autoren: Theodore R. Cogswell
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zögerte, reichte ihm aber die rechte Hand. Alt nahm die Speerspitze, die ihm fast das Leben gekostet hatte, ritzte damit seine Handfläche und tat dasselbe bei Kirk. Dann nahm der die blutende Hand in die seine und drückte sie kräftig. »Jetzt ist dein Blut auch mein Blut!« rief er. »Dein Atem ist mein Atem.«
    Die Wagentür wurde aufgerissen, und ein aufgeregter Tram Bir drängte herein. Er tat einen Freudenschrei, als er seinen Sohn lebend dasitzen sah, doch dann knurrte er vor Wut, denn er entdeckte das entblößte Gesicht. Seine Hand packte den Schwertknauf.
    Aber der Junge erhob sich und torkelte seinem Vater entgegen, dem er die blutende Hand zeigte. »Wir sind eines Blutes, der Beshwa und ich. Wir teilen auch ein Zelt.« Aber nun verließen ihn die Kräfte, denn die Anstrengung war zu groß. Er sackte zusammen, genau vor den Füßen seines Vaters. McCoy fing ihn auf, ehe er zu Boden fiel und legte ihn vorsichtig auf das Bett.
    »Er wird wieder ganz gesund, aber jetzt braucht er Ruhe und Pflege«, bestimmte der Arzt. Er winkte Tram Bir, er solle herankommen. »Schau dir unsere Arbeit an und freue dich an deinem Sohn, dem Krieger.« Er deutete auf die Wunde, und Tram Bir beugte sich darüber.
    Seine Hand ließ den Schwertknauf los, und sein Zeigefinger strich über die Narbe. Dann richtete er sich auf, nahm Kirks Hand und besah sich die blutende Handfläche.
    »Ihr habt euer Blut vermischt«, murmelte er. »Aber Beshwa? Das muß ich mir überlegen. Pflegt mir den Jungen. Wenn wir den Platz unserer Sippe erreichen, werde ich entscheiden, was mit euch geschehen soll.«
     

 
14.
     
    »Bones, du mußt es optimistisch sehen«, sagte Kirk. »Wir leben, sind nicht mehr gefesselt und wir haben – ich wenigstens – eine neue Familie erworben.« Er klatschte mit den Zügeln über den Rücken der Neelots um sie in Gang zu bringen. Langsam ruckte der Wagen an und bildete das Ende der Kolonne. Vorne ritt Tram Bir mit seinen Kriegern danach kamen die Wagen mit den Eisenrohren und Blöcken. Dahinter trotteten die Neelots mit den toten Kriegern. Eine kleine Nachhut gab es auch. Fähnrich George fuhr mit Alt im Wohnwagen. Scott und Chekow hatten es sich auf den Warenballen bequem gemacht.
    Die Kolonne wandte sich bald nach rechts und folgte einer engen Schlucht, die wieder in die Berge führte. Der Pfad wurde immer steiler und rauher und beschrieb zahlreiche Haarnadelkurven. Endlich hielt die ganze Karawane auf einer kleinen Anhöhe, und Kirk sah unter sich das Ziel, ein kleines Tal, das von uneinnehmbaren Wällen umgeben war. Das nähere Ende war mit einer hohen Mauer abgeschlossen; sie war von einer engen Schlucht durchbrochen, die eine merkwürdig aussehende Brücke überspannte.
    Am Ende der Brücke befand sich eine seltsame Konstruktion aus Stützpfeilern und Balken, die durch herabhängende Kabel mit der anderen Seite verbunden waren. Ein vorausreitender Bote hatte offensichtlich Nachricht von der Annäherung der Reiter gebracht, weil der Wall neben der Schlucht dicht mit Frauen Kindern und alten Männern besetzt war.
    Die Reiter erreichten die Brücke, feuerten ihre Neelots zu einem scharfen Trab an und ritten laut rufend hinüber. Die Fahrer der schwerbeladenen Eisenwagen waren vorsichtiger; nur immer einer querte die schwingende Brücke.
    Scott, der vor einer Stunde schon McCoy an den Bremsen abgelöst hatte, schüttelte ungläubig den Kopf, als der letzte Lastwagen über der Brücke war. »Ein solches Gewicht kann doch die Brücke niemals aushalten, denn die Konstruktion widerspricht den primitivsten Ingenieursgrundsätzen«, knurrte er. »Schon allein das Gewicht der Ladungen ...« Im Geist überschlug er die Gewichte, um zu beweisen, daß dieser Bau schon unter dem ersten Wagen hätte zusammenbrechen müssen.
    »Sie erklären uns ja oft genug selbst, daß zwischen Theorie und Praxis ein riesiger Unterschied besteht«, hielt ihm Kirk vor. »Und da haben wir's wieder einmal gesehen. Also, los.« Vorsichtig lenkte er den schweren Wagen auf die Brücke und fuhr zu dem Tor in der Mauer. Dahinter lag ein weiter Hof mit wahllos verstreuten Zelten der Bergbewohner.
    Und dann geschah etwas Merkwürdiges. Zwei Neelot-Gespanne wurden an die Kabel geschirrt, die über die Mauer zur merkwürdigen Brückenkonstruktion führten und sich auf die andere Seite senkten. Vorsichtig drängten die Fahrer die Tiere vorwärts; die Brücke hob sich langsam, und das gegenüberliegende Ende senkte sich auf die Mauer.
    »Eine
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