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Der falsche Prophet

Der falsche Prophet

Titel: Der falsche Prophet
Autoren: Theodore R. Cogswell
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perfekte Verteidigungsanlage«, stellte Kirk anerkennend fest.
    Sara saß nun direkt hinter Kirk auf Warenbündeln. »Wie kann ein Nomadenvolk etwas so Raffiniertes bauen?« fragte sie erstaunt.
    »Es sind nur Halbnomaden«, berichtigte Kirk. »Hier halten sie sich während einer Jahreshälfte auf, und das scheinen sie seit einigen hundert Jahren zu tun. Zeit genug hatten sie ja, sich das hier auszudenken, und sie brauchen es auch. Wenn kein Futter da ist, überfällt ein Stamm den anderen.«
    Als die leichenbeladenen Neelots standen, kamen die Männer und Frauen; sie gingen von Tier zu Tier und zogen den Toten die Kapuzen vom Gesicht, um sie zu identifizieren. Niemand schrie, niemand weinte. Mütter schauten in die Gesichter ihrer toten Söhne, wandten sich ab und gingen schweigend weg.
    »Gefühlvolle Leute«, bemerkte McCoy.
    »Sie haben wenigstens Gelegenheit, sie noch ein letztes Mal zu sehen«, erwiderte Kirk. »Früher ließ man sie einfach liegen und verrotten. Ich bin nur gespannt, was Tram Bir mit uns vorhat.«
    In diesem Moment erschien der Häuptling mit zwei Männern, die eine Bahre trugen. Nachdem sein Sohn in ein nahes Zelt getragen worden war, kam er zu Kirk, der gerade vom Fahrersitz herabkletterte.
    »Ich habe viel über Alts Blutsbrüderschaft nachgedacht«, sagte der Häuptling. »Es ist undenkbar, daß Beshwa in die Sippe aufgenommen werden, denn sie tragen keine Waffen. Andererseits läßt sich nicht leugnen, daß euer Blut vermischt ist. Seid ihr Fremde müßt ihr getötet werden, doch seid ihr von meiner Sippe, kann ich euren Tod nicht anordnen. Eine solche Frage hat sich mir noch nie gestellt. Ich werde sie dem Messias vorlegen, den wir morgen treffen. Ihr bleibt jedoch hier.«
    Diese Worte trafen Kirk wie ein Dolch, doch er verzog keine Miene. Die Sonne senkte sich schon allmählich dem Horizont entgegen, denn es war später Nachmittag. Weniger als zwei Tage standen ihm noch zur Verfügung. Er mußte also unbedingt nahe an Spock herankommen, um mit dem Nullifikator die Verbindung zwischen ihm und Gara zu lösen, so daß er wieder zur Vernunft kommen konnte. Der Ort, wo der Messias die Bergsippen versammelte, war noch eine ganze Tagesreise entfernt. Konnte er Tram Bir nicht überreden, ihn mitzunehmen, war die Enterprise zum Untergang verdammt.
    »Inzwischen könntet ihr euch hier nützlich machen«, fuhr der Häuptling fort. »Der Messias will jeden haben, der mit Speer und Schwert umzugehen versteht, auch die älteren Männer.« Er deutete auf verbundene und auf Bahren liegende verwundete Krieger, die mitgekommen waren. »Die werden für den Angriff auf Andros gebraucht. Mit euren Kräften könnt ihr sie heilen, damit sie morgen beim ersten Frühlicht reiten können.«
    McCoy besah sich zweifelnd die Verwundeten. Mindestens vierzig waren gehfähig, zehn lagen auf Tragen.
    »Wir sind eine kleine Sippe«, fuhr Tram Bir fort. »Ohne diese Krieger bin ich gezwungen, bei der Zusammenkunft der Häuptlinge ganz weit hinten zu sitzen.«
    Natürlich hängt die Bedeutung eines Anführers von der Zahl der Schwerter ab, die er aufbringen kann, überlegte Kirk, und deshalb sagte er zu ihm: »Häuptling Tram Bir, ich glaube, wir haben sehr wichtige Dinge zu besprechen, aber allein.«
     
    »Unser Geschick ist zwar groß, aber möglicherweise brauchen einige der Schwerverwundeten ein paar Tage Ruhe, ehe sie mitreiten können. Die anderen können dagegen morgen früh mitkommen. Aber denk an die Zukunft. Wenn Andros erstürmt wird, fallen gewiß viele deiner Männer. Sicher wächst die Stärke des Messias, wenn er jene bekehrt, die in der Stadt überleben, aber deine Zahl wird kleiner. Wie ist dein Platz unter den Häuptlingen?« Er goß Tram Bir einen Becher Wein ein.
    »Die anderen werden auch Verluste erleiden, so daß der Rang gleich bleibt.«
    »Richtig. Aber wenn deine Verluste geringer wären als die der anderen, würdest du bald als oberster Häuptling ganz vorne sitzen ... Natürlich, wenn du deine Verwundeten zurückschickst, werden viele davon sterben.«
    Nachdenklich trank Tram Bir einen Schluck Wein. »Du hast also den Wunsch, uns zu begleiten. Was ist für dich drinnen? Entscheidet der Messias, daß ihr Fremde seid, hat das nur euren Tod zur Folge.«
    »Das wird er nicht tun. Es ist doch klar, daß er an die Spione dachte, als er diesen Befehl wegen der Fremden gab. Und wir sind jetzt deines Blutes. Wir wollen dir dienen, so gut es uns möglich ist.«
    »Neelotmist!« fuhr ihn Tram Bir an.
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