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Der falsche Prophet

Der falsche Prophet

Titel: Der falsche Prophet
Autoren: Theodore R. Cogswell
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»Wir von den Sippen nehmen solche Dinge ernst, doch ihr Beshwa habt nur den Handel im Kopf. Ihr wollt nur Angehörige unserer Sippe sein, um eure Kehlen zu retten.«
    Kirk spitzte nachdenklich die Lippen. »Natürlich wird der Handel am Treffpunkt der Sippen gut sein, sogar ausgezeichnet. Wenn wir anderen helfen, dürfen wir uns doch auch selbst helfen? Wie wäre es mit einem Geschäft zwischen uns beiden, Tram Bir? Wir kommen mit und versorgen deine Verwundeten, falls wir nebenher ein bißchen Geschäft machen dürfen.«
    Tram Bir überlegte, dann nickte er. »Gut, so sei es denn. Wenn die himmlische Wonne untergegangen ist, wird es heute ein kleines Fest geben. Dann sprechen wir weiter darüber.«
    »Himmlische Wonne? Das ist neu für mich. Heute erfuhr ich, daß die Sippen einen neuen Führer haben, der alle bekehrt, die seine Stimme hören und daß die Sippen sich zu einem Heiligen Krieg versammeln, aber was das ist, wovon du sprichst, weiß ich nicht.«
    »Du mußt es doch gesehen haben. Ein neuer Stern, der sich vor der Morgen- und nach der Abenddämmerung sehr schnell über den Himmel bewegt. Deshalb kommen wir, die wir seine Stimme hörten, ja mit unseren Kriegern zu ihm.«
    »Vor zwei Nächten sahen wir am Himmel ein seltsames Licht, auch vergangene Nacht wieder, doch wir wissen nicht, was das war«, sagte Kirk.
    »Wir erfuhren von dem ersten Erscheinen des Sternes. Vor zwei Tagen kam ein Reiter einer Sippe im Westen, der uns berichtete die Götter hätten einen Führer gesandt, der Kyros zu einem heiligen Ort machen sollte und zum Zeichen seiner Größe werde er eine strahlende Stadt am Himmel erscheinen lassen. Seine Worte wurden wahr, und ich sah diesen Stern mit meinen eigenen Augen. Die Geister unserer Toten werden nicht mehr in den Boden sinken, ihre Leiber nicht mehr verrotten! Morgen werden sich die Körper der Gefallenen erheben, um sich mit den da oben wartenden Seelen zu vereinen.
    Gestern kam wieder ein Reiter mit dem Befehl, wir sollten die Brücke beim Minenlager zerstören, so daß nicht eine Speerspitze mehr nach Andros gelangen könne. Wir gehorchten, ohne zu fragen, und morgen hören wir das Wort unseres Messias mit eigenen Ohren.«
    Er stand auf. »Heilt, soviele ihr heilen könnt. Wir reiten morgen, sobald das Licht gut ist. Eure Frau wird bei unseren Frauen bleiben. Ich sorge dafür, daß sie gut behandelt wird.«
    Ehe Kirk antworten konnte, hörte er von draußen zornige Rufe und einen kräftigen russischen Fluch. Des Chefs ältester Sohn Greth lag auf dem Rücken und umklammerte einen Dolch. Chekow stand über ihm.
    Greth schüttelte den Kopf, erhob sich langsam und ging mit gezücktem Dolch auf Chekow los. Der Russe stand schlagbereit da. Es stellte sich heraus, daß Greth den Russen zreel geheißen hatte, weil Chekow nach ihm schlug. Aber Greth war vorher mit dem Messer auf ihn losgegangen, weil er Sara vor der Gier des Häuptlingssohns beschützen wollte.
    Tram Bir sagte: »Das war aber sehr unrecht.«
    Chekow nickte nachdrücklich dazu. »Das kann man wohl sagen. Er hätte mich mit dem Ding ja umbringen können.«
    »Du mißverstehst mich«, widersprach ihm Tram Bir. »Du hattest kein Recht, hier einzugreifen. Greth kann dich töten, wenn er will.« Sofort griff dieser auch wieder an, warf Chekow zu Boden und wollte nach ihm stechen. Kirk packte die Hand des Häuptlingssohns und verdrehte sie so, daß der Dolch in hohem Bogen davonflog. Mit einem Sprung war er dort und stellte seinen Fuß darauf.
    »Einhalten!« rief Kirk. »Du kannst Hikif nicht töten. Er ist dein Bruder!«
    »Das ist Unsinn. Ich habe kein Beshwakind«, sagte Tram Bir.
    »Das sagte ich auch gar nicht«, erwiderte Kirk, »aber als dein Sohn Alt mich mit seinem Blut an sich band, band er sich durch mich an Hikif, der mein Bruder ist. Und da Greth Alts Bruder und Hikif der meine ist, ist Hikif also Greths Bruder-Bruder-Bruder.«
    Soviele Söhne auf einmal, überlegte Tram Bir und begriff es nicht ganz. »Es klingt ja logisch, wie du es sagst, aber ich muß noch darüber nachdenken. Bis ich es verstehe, Greth, wirst du Hikif in Ruhe lassen.« Damit schnitt er auch Greths Einwand ab, daß die Sippengesetze eine Herausforderung erlaubten.
    »Dein Bruder ist tüchtig mit den Fäusten«, wandte sich der Häuptling an Kirk. »Das Schwert ist eine andere Sache. Du mußt wissen, daß mein Sohn im Kampf zwei Köpfe abgeschlagen hat.«
    »Das glaube ich dir«, antwortete Kirk und musterte den wuchtigen jungen Mann aus den
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