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Der falsche Prophet

Der falsche Prophet

Titel: Der falsche Prophet
Autoren: Theodore R. Cogswell
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Immer weitere Gruppen kamen heran, vorwiegend aus westlicher Richtung. Als sie einen flachen Hügelkamm überschritten, sahen sie vor sich den Versammlungsplatz. Jede Sippe hatte ihr eigenes Zeltdorf mit ihren Farben, und alle Zeltdörfer bildeten ein Hufeisen, das nach dem Süden hin offen war. Jede Gruppe war von der anderen mindestens hundert Meter entfernt. Es sah ganz so aus, als herrsche trotz der neugewonnenen Einheit noch eine gewisse Feindseligkeit zwischen ihnen. Vor den Zelten brannten Kochfeuer, und die Speere schimmerten im Licht der letzten Sonnenstrahlen.
    Am oberen Ende des Hufeisens stand ein großer schwarzer Pavillon, ein länglicher, rechteckiger Bau. Davor wehte an einem hohen Fahnenmast ein schwarzes Banner mit einem weißen Kreis in der Mitte. Das war das Symbol der himmlischen Wonne. Der Pavillon war von bewaffneten Bergbewohnern umgeben.
    »Sieht ganz so aus, als wollten die keine überraschenden Besucher bekommen«, bemerkte McCoy.
    Kirk nickte dazu. »Wir wußten doch, daß es nicht leicht sein würde, zu ihm zu gelangen. Spock mag verrückt sein, aber er ist verdammt schlau.«
    Etwa hundert Meter hinter dem Pavillon stand ein schwarzes Zelt, dahinter war ein Halbkreis aus größeren und reichverzierten Kuppeln, und vor jeder Zeltkuppel flatterte ein Banner. Das waren die Unterkünfte der Häuptlinge.
    Vor dem Pavillon hatte man eine Rednertribüne aufgebaut, und davor lagen in konzentrischen Kreisen die weißverhüllten Leichen der Krieger.
    »Die werden wohl alle verbrannt«, vermutete McCoy, denn die Männer der verschiedenen Sippen schleppten Holz herbei und schichteten einen großen Haufen auf. Im Kreis der Toten lagen vier lange Äste, und jeder Arm zeigte in eine andere Himmelsrichtung. Es wurde soviel Holz herangeschafft, bis vier große Scheiterhaufen aufgerichtet waren, jeder mindestens fünfzig Meter lang und eineinhalb Meter hoch. Und immer mehr Leichen wurden gebracht.
    Kirk überschlug deren Zahl und pfiff leise. »Spock läßt seine Gruppen verbluten«, stellte er fest. »Sie müssen jede Siedlung in weitem Umkreis überfallen haben. Warum verschwendet er soviele Menschen, wenn er sie doch für seinen Angriff auf Andros braucht? Wenn er die Hauptstadt hat, leisten die kleineren Städte ja doch keinen Widerstand mehr.«
    »Der sogenannte Messias geht geheimnisvolle Wege«, bemerkte McCoy und zuckte die Schultern.
     
    Ein Reiter kam Tram Bir entgegen, der an der Spitze der Kolonne ritt. Er sprach kurz mit dem Häuptling. Dieser nickte und schickte Greth mit einer Botschaft weg. Dann schwang die Kolonne nach links zum Ostrand des Hufeisens, bis sie am Ende zu einem freien Platz gelangte. Kirk ließ den Wagen an der Innenseite des zugewiesenen Raumes halten. Die Männer der Sippe luden ihre Packwagen ab, und bald standen auch schon die schirmförmigen Zelte. Die Wagen mit den Toten wurden zur Mitte gefahren. Nach einer Fahrt von zwei Tagen in heißer Sonne stanken die Leichen schon bestialisch. Sorgfältig wurden sie zu den anderen gelegt.
    Chekow und Scott, die im Wohnwagen gefahren waren, stiegen ab und schlenderten herum. Tram Bir hielt sie auf, sagte etwas und deutete mit dem Daumen zum Wagen.
    »Was ist los, Scotty?« fragte Kirk.
    »Sieht aus, als seien wir unter Hausarrest«, erklärte Scott. »Sagt dieser Dummkopf doch, wenn wir mit nackten Gesichtern herumliefen, hätten wir bald keinen Kopf mehr. Aber er sagt, Kapuzen dürften wir auch nicht tragen. Wir seien ja schließlich Beshwa.«
     
    Von der See her wehte eine steife Brise und ließ die Sippenbanner knattern. Der scharfe Geruch brennenden Holzes erfüllte die Luft, und Tram Birs Männer bereiteten ihre Abendmahlzeit zu. Es stank intensiv nach Vris.
    McCoy schnupperte. »Weißt du, allmählich gewöhne ich mich an diesen Geruch«, sagte er.
    »Kein Wunder«, erwiderte Kirk lachend. »Gestern hast du ja mindestens drei Portionen davon gegessen ... Stimmt doch, Scotty?«
    »Ach, natürlich, Captain«, erwiderte Scott. »Mindestens. Und wie er's verschlungen hat.«
    McCoy rächte sich damit, daß er Scott einen Haggisesser nannte. Er schnupperte wieder, würgte und verschwand hinter dem Wagen.
    Als Kyr hinter dem Horizont verschwunden war, erscholl aus des Messias schwarzem Pavillon eine von Hörnern geblasene Trauermelodie. Die Männer verließen ihre Zelte und gingen auf den Rasen zwischen den Schenkeln des Hufeisens hinaus. Auch Kirk verließ den Wagen, doch die Posten schickten ihn zurück. Um besser zu sehen,
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