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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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die berüchtigten Fliegen demonstrieren. Am ehesten erinnern diese Viecher an taubengroße Libellen. Es ist wirklich nicht gerade einfach, sie zu treffen. Zwei der Fliegen hat der Magier in der Tat sehr schön und schnell erledigt. Dann hat ihn jedoch eine dritte von hinten angegriffen und angefangen, ihn in den Nacken zu hacken. Das sah so komisch aus, dass wir anfangs gar nicht begriffen, dass die wilden Schreie und Sprünge des Magiers nicht seinem üblichen theatralischen Gebaren entsprachen, sondern wirklich einen Kampf auf Leben und Tod bedeuteten. Hätten wir auf die Fliegen geschossen, hätten wir Zuko mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit getötet. Es war dann Pat, der ihn rettete, indem er die Fliege einfach mit dem Kolben seiner MP erschlug.
    Richtig gezielt, ist dieses Monster ziemlich leicht zu töten.
    Danach mussten wir den halbtoten und stöhnenden Magier bis zum Ende des Levels schleifen. Erst da haben wir endlich ein MedKit gefunden.
    »Die hat mich erwischt!«, brummt Zuko, als er wieder zu sich kommt und die Fähigkeit zu sprechen zurückerlangt. »Meine
Arme und Beine waren völlig taub! Was für ein Mistvieh! Hört mal, Leute! Nächstes Mal erschießt mich lieber, ich will so was nicht noch mal durchmachen!«
    Im Moment sind wir jedoch überhaupt nicht zum Scherzen aufgelegt.
    »Sechs Stunden«, stellt Dschingis mit einem Blick auf die Uhr fest. »Und das Labyrinth hat hundert Levels … Wenn wir für die ersten drei sechs Stunden gebraucht haben, also zwei Stunden pro Level …«
    »Dann brauchen wir zweihundert Stunden!«, verkündet Pat fröhlich – obwohl das jedem von uns auch so klar ist.
    »Das sind fast acht Tage.« Dschingis verzieht das Gesicht. »Aber wir müssen auch noch schlafen, essen, uns ausruhen, aufs Klo gehen … und manchmal nachdenken. Geben wir also noch zwei Tage dazu. Das macht dann zehn.«
    »Außerdem haben wir bisher niemanden verloren«, ergänzt Maniac. »Sollte das aber geschehen, müssen wir uns überlegen, ob wir unseren Freund aufgeben oder zum Anfang des Levels zurückkehren und es von vorn durchlaufen …«
    »Und es wird immer schwieriger werden.« Zuko wird jetzt ernst. »Bisher haben wir es nur mit Robotern zu tun gehabt. In den kommenden Levels müssen wir uns aber auf Kämpfe gegen Konkurrenten einstellen. Und auch auf Menschen, die in den Körpern von Monstern stecken.«
    »Wir sammeln aber auch immer mehr Erfahrungen«, hält Bastard dagegen.
    »Stimmt, unsere Erfahrung nimmt zu«, sagt Nike. »Aber auch unsere Müdigkeit.«
    Damit bringt sie die Sache auf den Punkt.
    Ich setze mich neben sie und hole die Essensration hervor, die ich in einem demolierten Armeewagen gefunden habe. Vielleicht gehörte der Wagen ja zur Kulisse, vielleicht ist aber auch
wirklich jemand auf die Idee gekommen, das Labyrinth mit einem Mini-Panzer zu durchqueren.
    Schweigend teile ich die Ration zwischen uns beiden auf.
    Erst da wird mir bewusst, dass ich niemandem sonst etwas zu essen angeboten habe. Weder Dschingis noch Bastard, Schurka, Zuko oder Pat.
    Dieses Essen existiert in der Natur gar nicht! Es ist bloß gezeichnet! Und wir können jetzt, am Ende des Levels, aus der Tiefe herausgehen, etwas Richtiges zu uns nehmen und relaxen. Niemand von uns würde also verhungern.
    Aber ich habe mich verhalten, als seien wir tatsächlich auf Kriegspfad in einem fremden Territorium. Ich habe mein Essen nur mit einer Frau geteilt – die mir gefällt.
    Wortlos halte ich Pat meine Hälfte der Ration hin.
    »Möchtest du auch was?«, fragt der sofort Dschingis.
    Dschingis schüttelt den Kopf, und Pat beginnt zu essen, ohne sonst noch jemandem etwas anzubieten.
    Ich hätte es mir denken können.
    Es zeigt mir aber auch, dass wir das Labyrinth nicht unterschätzen dürfen.
    »Die Frage der Nahrungsaufnahme wird bald vordringlich werden«, bemerkt Bastard ernst – um sogleich in einen vertrauteren Ton zu wechseln. »Verfuckt noch mal, ich brauch was zwischen die Kiemen!«
    »Die Sergeanten haben gesagt, man kann hier auf Jagd gehen«, wirft Nike ein. »Einige Tiere könnten wir bedenkenlos essen. Genau wie einen Teil der Pflanzen. Nahrungspakete werden wir nur selten finden …«
    »Machen wir erst mal eine Pause fürs Mittagessen. Oder fürs Abendessen«, entscheidet Dschingis. »Wir sind am Ende des Levels. Geben wir unsere Daten ein und setzen das Spiel nach einer Pause fort.«
    Er verstummt, als ob er überlegen würde.
    »Der Ausgang des Levels ist die Furt durch diesen

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