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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Fluss da drüben«, erklärt Nike. »Wie dann weiter? Planen wir zehn Minuten ein, um nach Hause zu gelangen … zumindest brauche ich so lange. Dann der Austritt aus der Tiefe , eine Viertelstunde fürs Essen … Dann noch einmal zehn Minuten, um wieder herzukommen. Und vielleicht fünf Minuten, bis wir wieder alle versammelt sind.«
    »Damit verlieren wir vierzig Minuten«, stellt Maniac fest. »Außerdem sind wir dann aus dem Takt und müssen uns erst wieder an diese Welt gewöhnen …«
    »Jetzt ist es vier Uhr nachmittags … nach Moskauer Zeit«, sagt Dschingis. »Bleiben wir noch sechs Stunden. Wenn wir etwas zu essen finden, bestens. Wenn nicht, muss es halt so gehen. Gibt es irgendwelche Einwände?«
    Die gibt es nicht.
    »Warum habt ihr es eigentlich so eilig, Leute?«, will Nike allerdings wissen. »Seid ihr auf den Rekord scharf?«
    Niemand antwortet ihr.
    »Wenn du einen Rekord aufstellen willst, musst du vorher gut trainieren«, überlegt Nike laut. »Ihr macht aber eher den Eindruck, als seid ihr zum ersten Mal im Labyrinth.«
    »Nike …« Mir ist klar, dass ich intervenieren muss, bevor ihre Neugier zu weit geht. »Du hast uns geholfen. Wir haben dich ins Team genommen. Ist es nicht so?«
    Die Frau nickt.
    »Wenn du willst, komm also weiter mit uns mit. Wir würden uns freuen. Und wenn wir können, helfen wir dir auch. Aber die Gründe, warum wir hier sind, die gehen dich nichts an.«
    »Dann sagt mir wenigstens, was ihr vorhabt«, verlangt Nike. »Ihr gefallt mir – aber ich kann nicht mit einem Team mitmarschieren, dessen Verhalten ich nicht verstehe. Womöglich wollt ihr ja bloß jemanden schnappen, auf den ihr sauer seid, mit ihm
abrechnen – und anschließend auf Nimmerwiedersehen verduften! Und ich darf dann allein weiterziehen!«
    »Gut«, sagt Dschingis daraufhin. »Auf die Frage kannst du eine Antwort haben. Wir wollen, dass der Revolvermann …« Er nickt in meine Richtung. »… so schnell wie möglich das letzte Level des Labyrinths erreicht.«
    »Und es muss unbedingt der Revolvermann sein?« Nike sieht mich neugierig an.
    »Ja. Wir wollen möglichst lange als Gruppe zusammenbleiben, das aber vor allem, weil wir unser eigentliches Ziel dann leichter erreichen. Deshalb werden wir versuchen, einen Kompromiss zwischen schnellem Fortkommen und der allgemeinen Kampfkraft der Gruppe zu finden. Unter Umständen müssen wir in den letzten Levels des Labyrinths aber diejenigen zurücklassen, die zu schwach sind.«
    »Verstehe«, erwidert Nike. »Die Schnelligkeit des Geschwaders entspricht der Schnelligkeit des langsamsten Schiffs … aber nur so lange, wie keine U-Boote Jagd aufs Geschwader machen. Sag mal, Dschingis, was ist, wenn der Revolvermann die Bremse in der Gruppe ist? Bisher macht er nicht den stärksten Eindruck. Tut mir leid, Leonid.«
    Am fliederfarbenen Himmel kreisen Vögel. Du hast ausgelebt, Revolvermann. Deine Zeit ist vorbei. Aber wer hätte je geahnt, dass dein Leben irgendwann einmal von der Fähigkeit abhängt, ein virtuelles Spiel zu spielen? Ja, nicht nur dein Leben, sondern das Leben von Tausenden.
    »Ich habe dir gesagt, worauf wir aus sind«, antwortet Dschingis gelassen. »Deshalb würden wir, um dein Bild aufzugreifen, U-Boote mit Torpedos beschießen.«
    »Verstanden. Keine weiteren Fragen meinerseits – obwohl ich vor Neugier fast platze«, erklärt Nike. »Aber ihr werdet schon eure Gründe haben …«
    »Im Zweifelsfall würden wir auch dich beschießen.« Dschingis’ Ton wird scharf. »Das ist dir doch klar, oder?«
    Nike sieht mich an. »Ja«, erwidert sie lächelnd. »Es würde mich natürlich schon interessieren, was dieser langsame Kahn geladen hat, aber ich werde selbstverständlich nicht fragen.«
    Wenn sie nicht gelächelt hätte, wäre ich jetzt beleidigt.
    Aber so lächle ich zurück.
    Ich stehe auf und streiche meine Uniform glatt. Bisher haben wir noch keine einzige kugelsichere Weste gefunden. Das ist irgendwie nicht gerecht.
    Ich schlendere zum Fluss hinunter. Das ist also das Ende des Levels …
    Dann wollen wir mal aufhören zu spielen – und anfangen zu leben.

DRITTER TEIL
Die Brücke

00
    Das fünfte Level im Labyrinth des Todes ist wie eine Scheide: Es stellt die Grenze zwischen den computergenerierten und den echten Monstern dar.
    Das Labyrinth des Todes schreibt dir nicht strikt vor, welchen Weg du zu nehmen hast. Wir folgen gerade dem Hauptweg, aber du darfst ihn auch verlassen. Oder du kannst versuchen, Gefahren zu vermeiden und eine

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