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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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ballert schnell hintereinander in der Gegend herum. Schurka gibt nur wenige Schüsse ab, die aber gezielt. Dschingis presst Pat auf den Boden und feuert ebenfalls ein paar kurze Salven ab.
    Das bringt alles nichts. Nicht aus dieser Position. Wir sitzen in der Falle.
    Mit einem Mal erstirbt das Feuer der Gegenseite. Nach ein paar Sekunden nimmt uns nur noch ein einziger Schütze unter Beschuss. Dann brüllt jemand. »Du Arschloch!«
    Es folgt ein weiterer Schuss. Aber nicht auf uns. Danach ist alles still.
    Wir sehen uns verständnislos an.
    Anscheinend hat uns da jemand genau zur rechten Zeit geholfen …
    »Schießt nicht, Leute!«
    Hinter den Felsbrocken erhebt sich eine Figur.
    Bastard stößt ein lautes Freudengeheul aus und vergisst sogar seine Wunde. »Das ist ja das Weibsbild!«
    Nike hält die Pistole am Lauf in der gesenkten Hand und kommt auf uns zu. Maniac nimmt sie dennoch ins Visier, anscheinend rein aus Prinzip.
    »Das ist mein Ende. Die Liebe hat mich besiegt, ich kapituliere …«, murmelt Zuko, steht auf und klopft sich den Dreck von seinem Overall.
    Ich sehe Nike an und lächle.
    Aus irgendeinem Grund gefällt es mir verdammt gut, dass sie nicht auf uns geschossen hat, sondern auf unsere Seite gewechselt ist. Und noch besser gefällt mir, dass die anderen nicht sie ermordet haben, um an eine Pistole für mich zu gelangen.
    »Was ist passiert?«, fragt Dschingis sie in scharfem Ton.
    »Ist das nicht klar?«, fragt Nike zurück.
    »Schon. Aber vielleicht erklärst du es uns trotzdem noch mal«, bittet Dschingis höflich.
    »Ihr habt einen von ihnen getötet, um an eine Pistole für euern Freund zu kommen.« Sie spendiert mir ein kaum merkliches Lächeln, worauf ich Nike ebenso unmerklich zuwinke. »Die
Sergeanten haben erklärt, das wär unsportlich und unfair. Deshalb haben sie uns vorgeschlagen, euch hier aufzulauern. Aber …« Sie verstummt, als würde sie nach Worten suchen. Dann fährt sie fort: »Aber mir kam das nicht weniger unfair vor. Daher habe ich meine Wahl getroffen. Ich habe eine Position eingenommen, von der aus ich meine ganze Gruppe im Blick hatte … meine Ex-Gruppe. «
    Wir sehen uns an.
    »Mhm«, presst Zuko heraus.
    »Schöne Bescherung«, brummt Bastard. »Und, Leute? Was nun?«
    Maniac senkt die Pistole. »Die hätten uns hier gerade beinahe alle umgenietet«, sagt er. »Wenn du nicht …«
    »Was ist jetzt?«, fragt Nike unumwunden. »Nehmt ihr mich in euer Team auf?«
    Den Mienen meiner Gefährten entnehme ich, wer diese Entscheidung zu treffen hat. Dschingis und ich.
    Toll!
    Wir müssen nicht zur Seite treten, um uns zu beratschlagen. Ein Blick reicht, um zu wissen: Vielleicht hat Nike nicht nur aus Gründen der Fairness so gehandelt.
    Der Dark Diver muss nicht unbedingt als Mann auftreten.
    Und was könnte es für ihn Amüsanteres geben, als zusammen mit uns durchs Labyrinth zu ziehen? Ich bin mir sicher, dass dies ein Zug ganz nach seinem Geschmack wäre.
    Andererseits …
    Entschlossen versenke ich meine Pistole im Halfter.
    »Wenn du das am Ende mal nicht bereust«, bringt Dschingis heraus. »… Mädchen.«
    »Nike.«
    »Wir sind ein etwas merkwürdiges Team, Nike. Wir haben uns darauf eingestellt, rund um die Uhr hier zu sein, und das mehrere
Tage hintereinander. Und wir sind bereit, zu absolut unsportlichen Methoden zu greifen. Stört dich das?«
    »Ich bin ein Mensch, der völlig frei über seine Zeit verfügt«, erwidert Nike.
    Diesen Satz hätte auch ein Mann sagen können. Aber eben auch eine Frau, vor allem eine Feministin. Wahrscheinlich müssen wir bei ihr jedes Wort auf die Goldwaage legen und sehen, ob sie sich irgendwie verplappert.
    »Dann willst du es also mit uns wagen?«, hakt Dschingis nach.
    »Selbstverständlich. Ich bin auf einen Job im Labyrinth aus. Als Sergeantin.« Nike grinst. »Das ist keine schlechte Arbeit und extrem gut bezahlt. Aber sie nehmen nur Leute, die die aktuelle Version des Labyrinths durchlaufen haben. Insofern: Ich bin bereit, mich auf euch einzulassen.«
    »Wir werden nicht auf dich warten, wenn was ist …«, warnt Dschingis sie, was Bastard mit einem unzufriedenen Brummen quittiert.
    »Das ist nur gerecht«, beteuert Nike. »Ich habe nichts dagegen.«
    »Abgesehen davon, könnte das Fehlen von Frauen in unserem Team als Geschlechtsdiskriminierung verstanden werden«, ergänzt Maniac. »Als Ausdruck des üblichen Sexismus.«
    Ich sehe ihn an und bin mir sicher, ein Grinsen zu entdecken. Aber Maniac meint das völlig ernst.

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