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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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was sollen wir tun? Wir alle sind erpicht, Antwort auf die alles entscheidende Frage zu erhalten: Wo hat Schurka das Virus versteckt? Maniac wird allmählich sauer.
    Schließlich deutet jemand vom Personal schweigend auf die Rechner an einer Wand, an denen wir unsere Daten eingeben sollen.
    »Schurka, ich weiß ganz genau, wo du das Ding versteckt hast!«, flüstert Zuko in frivolem Ton. Er schafft es gerade noch, einer Ohrfeige zu entgehen, gibt kichernd sein Passwort ein und verschwindet.
    Wir anderen folgen ihm.
    Wir stehen auf dem Gipfel.
    Über uns ragt ein lilafarbener Himmel mit violetten Wolken auf, unter uns liegt funkelnder Schnee.
    Wir tauchen im zehnten Level bereits in Uniform und mit den Waffen auf, mit denen wir das neunte verlassen haben.
    Und wir haben Gesellschaft gekriegt.
    Am Abhang sitzt ein sehniger, kleiner Kerl, ein wahres Kraftbündel. Neben ihm liegt eine Waffe, die wie ein Zwitter aus Präzisionsgewehr und Schüreisen aussieht. Wenn ich mich nicht täusche, sind die Security-Typen des Labyrinths mit solchen Dingern ausgestattet.
    Zuko nimmt den Mann mit der Pistole ins Visier, obwohl der eine kugelsichere Weste trägt. Ein Schuss würde ihn vermutlich nicht töten – der Einschlag ihn aber womöglich in die Tiefe stürzen.
    »Wen haben wir denn da?«, fragt der Magier.
    Nun richtet auch Maniac seine MP auf den Unbekannten.
    Der Mann dreht sich langsam um.
    »Runter mit den Waffen!«, schreie ich. »Leute, schießt nicht! Das ist einer von uns!«
    Trotzdem behalten die anderen ihre Waffen im Anschlag. Ich gehe auf ihn zu, es ist Crazy Tosser.
    »Was bin ich doch für ein alter Idiot gewesen«, sagt Dick.
    Wir begrüßen uns per Handschlag.
    »Ohne die Tiefe hast du es wohl nicht ausgehalten?«, frage ich.
    Dick schüttelt den Kopf. In seinen Augen liegt ein diffuser Schmerz. »Ich habe mir Urlaub genommen, weil ich gesundheitliche Probleme habe. Mein Herz macht mir in letzter Zeit zu schaffen.«
    Das glaube ich gern.
    »Dann bin ich mit meinem Enkel spazieren gegangen«, holt Dick aus. »Er ist noch klein und war noch nie in der Tiefe . Und
da ist mir klar geworden, dass er sie auch nie kennenlernen wird. Niemals. Jedenfalls wenn du scheiterst. Und das wäre einfach nicht gerecht, Leonid, wenn die Enkel nicht das erleben können, was die Großväter noch erleben durften. Hast du einen Enkel?«
    »Nein.«
    »Außerdem kenne ich mich hier besser aus als ihr alle«, fährt Crazy fort. Es ist schwer zu sagen, ob er mich überzeugen will oder sich selbst. »Und nehmen wir einmal an, ihr bewältigt das Labyrinth. Was dann? So ohne Weiteres kommst du in den Tempel nämlich nicht rein. Da sind zwei Diver auf alle Fälle besser als einer.«
    »Ganz bestimmt.«
    »Ist das dein Team?«
    Ich sehe zurück und nicke.
    Als Erste kommt Nike zu Crazy und reicht ihm die Hand, die anderen tun es ihr nach.
    »Ich werde euch keine Last sein«, versichert Crazy rasch. »Das ist schließlich meine Arbeit, ich bin seit dem ersten Tag im Labyrinth dabei. Für die neun Levels habe ich bloß vierzehn Stunden gebraucht.«
    »Ach«, sage ich. »Und die zwei Stunden pro Level, die nicht zu unterbieten sind? Die gelten für dich wohl nicht?«
    Crazy grinst bloß.
    »Hat jemand was dagegen, dass Dick sich uns anschließt?«, frage ich vorsichtshalber. Doch niemand erhebt Einspruch.
    Crazy schultert seine Waffe. »Die nächsten beiden Levels werden schwer«, warnt er uns. »Wenn sich nichts verändert hat, brauchen wir für jedes von ihnen zwei Stunden. Danach wird es wieder leichter …«
    »Dick!«
    Er verstummt.
    »Wir haben nicht vor, alle Levels zu durchlaufen«, teile ich ihm sanft mit. »Dafür bleibt uns keine Zeit.«
    Crazy sieht mich finster an.
    »Du erinnerst dich an den Warlock 9000?«
    »Den würdest du heute nicht mehr durch das Anti-Viren-Programm kriegen«, sagt Crazy.
    »Bist du da sicher?«
    Eine leichte Verwirrung spiegelt sich in seiner Miene wider. »Aber wie …?«
    »Wir bohren einen Gang zum hundertsten Level. Das ist doch möglich, oder, Schurka?«
    »Das müsste man mal rauskriegen«, antwortet Maniac ausweichend.
    »Leonid …« Crazys Übersetzungsprogramm versagt kurz, die nächsten Worte kann ich nicht verstehen. »… haben dir die Schwierigkeiten damals nicht gereicht?«
    »Wir haben keine andere Wahl, Dick. Ich sage dir ganz klar, was wir planen, damit du gegebenenfalls einen Rückzieher machen kannst.«
    Crazy Tosser mustert einen nach dem anderen, als wolle er sich Verstärkung gegen

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