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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Piroleier?«, brummt Bastard mit angewiderter Miene. »Dann könnten wir ein vorzügliches mittelalterliches Elixier gegen Seitenstechen mixen.«
    »Mach du nur deine Witze!«, knurrt Schurka und hält seine linke Hand über Bastards ausgestreckte Hand.
    Er wird sich jetzt doch wohl nicht den Finger abschneiden?
    Nein, es geht nur um ein wenig Blut.
    »Tut das weh?«, fragt Nike leise. Sie ist heute sehr schweigsam. Schurka sieht sie kurz an.
    »Klar«, sagt er. »Ich bin schließlich kein Diver.«
    Selbst wenn wir alle längst wahnsinnig geworden sein sollten – was das heißt, wissen wir.
    Auch wenn es jeder auf seine eigene Weise versteht. Für die anderen ist klar, dass es in der Tiefe genauso schmerzlich ist, sich einen Zahn auszuschlagen oder sich die Haut aufzuschlitzen, wie in der Realität. Für mich gilt das nicht. Sobald Schmerzen drohen, nehme ich Reißaus. Da heißt es: Tiefe, Tiefe, ich bin nicht dein … Und dann verfolge ich in aller Seelenruhe, wie gezeichnete Monster meinen Körper zerfleischen.
    Doch selbst der talentierteste Hacker, selbst der beste Entwickler verfügt nicht über diese Fähigkeit …
    »Tut mir leid, Schurka, ich wollte nicht frotzeln«, sagt Bastard. »Was fehlt noch?«
    »Es muss nur noch alles zusammengesetzt werden«, antwortet er und hält kurz inne, als ob er nachdenken würde. »Aber das
ist ein Kinderspiel. Du brauchst bloß all diese Komponenten hinunterzuschlucken …«
    »Spinnst du?!«, schreit Bastard. »Das kannst du von mir nicht erwarten! Ich gieße sogar den ganzen Topf mit Suppe weg, wenn ich nur ein Haar darin entdecke!«
    »Du hättest mir halt keinen Auto-Sadomasochismus unterstellen sollen!«, erklärt Maniac ungerührt, beugt sich vor – und spuckt auf Bastards Hand. »Strafe muss sein.«
    Im ersten Moment passiert gar nichts. Ich frage mich schon, ob es uns gelingen würde, Bastard festzuhalten, oder ob ich Maniac besser auf der Stelle erschießen sollte.
    Doch dann steigt plötzlich Rauch aus Bastards Handteller auf.
    »Ohne ein paar Spezialaffekte geht’s bei dir natürlich auch nicht!«, zwitschert der Magier.
    Der Rauch verzieht sich.
    »Was ist das?«, fragt Bastard misstrauisch.
    Auf seiner Handfläche liegt eine kleine Schachtel. Wir anderen drängeln uns um ihn, um das Ding zu betrachten.
    »Das ist der Warlock 9300«, antwortet Schurka. »Endlich habe ich ihn so hingekriegt, wie ich wollte.«
    Bei der Schachtel handelt es sich um einen Minifahrstuhl, den nichts von seinem großen Pendant unterscheidet: Er ist braun, die Türen gleiten zur Seite, oben ragt noch ein Stück des Stahlseils auf.
    Nur ist dieser Fahrstuhl eben bloß zehn Zentimeter groß.
    »Das ist die optimale Form«, führt Maniac aus. »Der 9000er war eigentlich auch so gedacht, aber da ist irgendwas schiefgelaufen. «
    »Schurka … mein Täubchen«, krächzt Bastard, »und die Maße …? Bist du dir sicher, dass mit denen nichts schiefgelaufen ist?«
    »Also über die Maße habe ich mir eigentlich keine Gedanken gemacht«, räumt Maniac selbstkritisch ein. Aha. Bastard erhält
also noch eine weitere Abstrafung für seine frechen Bemerkungen … »Ich muss wohl das Komma an der falschen Stelle gesetzt haben.«
    »Schurka, ich ziehe dich auch nie wieder durch den Kakao!«, beteuert Bastard ebenso mitleidheischend wie drohend. »Ich schwöre es bei Peter Norton. Und jetzt mal ehrlich! Funktioniert das Ding oder nicht?«
    »Stell den Fahrstuhl mal auf die Erde!«, lässt Maniac Gnade vor Recht ergehen. »Dann werden wir’s sehen.«
    Bastard beugt sich vor und setzt den Fahrstuhl im Schnee ab.
    »Und es erwuchsen aus den Zähnen des Drachen erbarmungslose Krieger, welche sich gegenseitig töteten«, murmelt Nike. »Wir dürfen wohl alle von Glück sagen, dass du kein Drache bist, Schurka.«
    Der Fahrstuhl quillt auf, und zwar ziemlich ungleichmäßig: Erst wölbt sich eine Seite, dann die andere. Schon hat er die Maße eines normalen Holzklotzes erreicht. Vom Schnee steigt Dampf auf.
    »Zurück! Sofort!«, schreit Dschingis und zieht Pat zur Seite. Ein kluger Rat. Wir weichen zurück, während der Fahrstuhl immer weiter anschwillt.
    »Wir fliegen gleich auf!«, warnt uns Crazy, der neben mir steht. »Leonid, die entdecken das Virus garantiert. Und dann wird das gesamte Labyrinth gescannt.«
    »Wird das Spiel dafür angehalten?«
    »Keine Ahnung. Wenn ja, dann vermutlich nicht sofort. Wahrscheinlich werden sie erst mal nur den Eingang dichtmachen. «
    Inzwischen hat der Fahrstuhl

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