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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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mich holen. Aber die kriegt er nicht. »Leonid, die hundert Levels … da sollen die Spieler ihre Kräfte trainieren! Sie sollen unterwegs bessere Waffen und Rüstung sammeln! Ihre Kondition verbessern! Vom neunten Level ins hundertste zu springen, das ist, als wolle jemand, der gerade schwimmen gelernt hat, durch die Beringstraße kraulen!«
    »Aber wir beide werden ja wohl trotzdem nicht untergehen, oder, Crazy?«
    Daraufhin erwidert er nichts. Ihn beunruhigen offenbar nicht nur die Unannehmlichkeiten, die ihm vonseiten seiner Chefs drohen. Auch die Aussicht, vom neunten ins hundertste Level katapultiert zu werden, scheint ihm zuzusetzen.
    »Schließt du dich uns an?«, frage ich.
    »Ja«, entscheidet Crazy. »Aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob euer Plan klappt. Heutzutage kann man keine Viruswaffe mehr ins Labyrinth einschmuggeln.«
    »Jetzt ist die Reihe an dir, Schurka«, wende ich mich an Maniac.
    »Wie kommst du bloß darauf, dass ich eine Viruswaffe habe?«, fragt Schurka seufzend. »An dem, was dein Freund sagt, lässt sich nicht rütteln.«
    »Trotzdem bin ich mir sicher, dass du was dabeihast.«
    »Du bist doch total durchgeknallt«, bemerkt Schurka grinsend und nimmt die MP auf – um sich den Kolben mit voller Wucht ins Gesicht zu rammen.

11
    Um uns herum ist es sehr still.
    Maniac reibt sich das Kinn, dann spuckt er Blut aus.
    »Oh«, bringt Zuko leise heraus.
    »Ist ja ’ne seltene Perversion«, sagt Bastard. »Auto-Sadomasochismus, meine ich. Hundertprozentig kann man ihn nur in der Tiefe ausleben.«
    Schurka bedenkt ihn mit einem vernichtenden Blick und holt abermals mit der MP aus.
    Da lodert neben uns ein blaues Licht auf. Da wir auch das für eine Folge seiner Selbstfolter halten, reagieren wir zunächst gar nicht darauf. Doch dann materialisiert sich in dem Licht ein kräftiger Typ in kugelsicherer Weste und mit einem Raketenwerfer im Anschlag. Wahrscheinlich ist das ein erfahrener Spieler, der auf den Feind losballert, sobald er das Spielfeld betritt. Und er hätte durchaus Chancen gehabt, die Hälfte unseres Teams umzunieten. Doch kaum dass er im Level erscheint, sieht er einen Mann, der sich mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck den Kolben seiner Waffe in die Fresse rammt.
    Auf diesen Anblick war der Fremde nicht gefasst. Die kurze Verzögerung wird ihm zum Verhängnis. Tosser bringt mit einer einzigen Schulterbewegung sein Gewehr in Position und drückt
ab. Aus dem Lauf schießt kreischend eine Klinge, die an einen Bumerang erinnert. Sie köpft den Fremden in tadelloser Weise.
    »Das war doch kein Fehler, oder?«, fragt Dick.
    Die kugelsichere Weste des Fremden birst und zerfällt. Der Raketenwerfer und die Munition überstehen den Anschlag jedoch. Pat fällt sofort über beides her.
    »Nein, das war kein Fehler«, versichere ich.
    Genau in diesem Moment taucht der Unbekannte erneut auf, diesmal jedoch ohne Weste und nur mit einer Pistole bewaffnet. Dschingis und Zuko erschießen ihn. Bastard versucht derweil, Pat den Raketenwerfer zu entreißen, was ihm jedoch nicht gelingen will.
    Ein drittes Auftauchen des Unbekannten bleibt uns erspart. Offenbar zieht er es vor, sich etwas zu gedulden.
    Maniac ignoriert das Geplänkel völlig und spuckt schon wieder Blut aus. Mit einem Mal fängt er an, im Schnee zu wühlen. Schließlich hebt er einen Zahn auf.
    »Ah! Verstehe«, ruft der Magier aus. »Du hast das Virus in deinen Körper eingebaut!«
    »Die Kontrolle hätte es trotzdem entdecken müssen!«, erhebt Crazy gegen diese offensichtliche Tatsache Einspruch.
    »Das ist kein Virus«, erklärt Maniac mit leichtem Lispeln. »Das sind nur Teile davon.«
    Er hängt sich die MP um den Hals und zieht ein Messer hinter dem Gürtel hervor.
    »Nein!« Zuko schlägt die Hände vor die Augen, wobei er es allerdings nicht vergisst, die Finger zu spreizen. »Wenn du das tust, was ich vermute … das ertrag ich nicht!«
    »Das wirst du schon«, erwidert Maniac – und schneidet sich eine Haarsträhne ab. »Halt das mal, Tocha!«
    Bastard streckt die flache Hand aus, und Maniac legt die Haare und den Zahn darauf.
    »Igitt!«, murmelt Bastard. »Das ist doch echt eklig!«
    »Eklig?«, wiederholt Schurka. »Du solltest mir dankbar sein, dass ich nicht schmerzlosere und natürlichere Varianten gewählt habe, um das Zeug zu verstecken.«
    Dann schneidet er sich ein Stück vom Fingernagel ab und legt es auf den unappetitlichen Haufen.
    »Haben wir denn auch ein Krötenauge, Krokodilscheiße und

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