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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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wird wissen, dass es eine Lüge ist. Der andere könnte sie allerdings durchaus für bare Münze nehmen.
    Und das würde mich weiterbringen. Eventuell.
    Ich winke den Kellner herbei, um zu zahlen.
    Das Heulen am Torbogen ist heute besonders durchdringend. Vielleicht hat sich sogar am Tonspektrum etwas geändert, denn das Geräusch ruft einen beinah körperlichen Schmerz hervor. Und die Blitze über dem steinernen Torbogen zucken auch wesentlich öfter.
    »Hallo, Ljonka!«, schreit Pat.
    Die drei Moskauer und Maniac sind bereits da, Zuko und Nike lassen noch auf sich warten.
    »Warten wir auf die zwei?«, fragt Dschingis, nachdem er mich begrüßt hat.
    »Selbstverständlich.«
    Bastard schüttelt mir mit mürrischem Gesichtsausdruck die Hand. Er ist heute einsilbig, qualmt in einem fort seine Belomor, reagiert nicht auf Pats Fragen und macht ganz den Eindruck eines unausgeschlafenen und vom Leben enttäuschten Mannes. Zum Glück müssen wir nicht lange warten. Die beiden tauchen gleichzeitig auf, der Computermagier redet mit Händen und Füßen auf Nike ein. Wahrscheinlich ist er der Einzige von uns, der vor Optimismus platzt.
    Nein, das ist gelogen. Ich lächle auch.
    »Hast du irgendeinen Plan ausgeheckt, Leonid?«, fragt mich Maniac.
    Ich zucke bloß mit den Achseln, was ihm als Antwort jedoch völlig ausreicht.
    »Da wären wir!«, schreit der Magier. »Wartet ihr schon lange?«
    Wir bilden einen engen Kreis. Die Menge aus computergenerierten und realen Spielern macht einen Bogen um uns. Neugierige Blicke beäugen uns, hier und da flüstern sich die Leute etwas zu – aber niemand traut sich an uns heran.
    »Was ist?«, fragt Dschingis. »Probieren wir eine neue Taktik? Oder machen wir es wie gestern – indem wir losrennen und ballern? «
    Auf seinem Gesicht spiegelt sich wider, was er von Letzterem hält.
    »Hat jemand eine neue Idee?«, frage ich.
    »Wir können zur Leitung des Labyrinths gehen«, schlägt Bastard zu unser aller Überraschung vor. »Sie sollen alle Monster stilllegen, die anderen Spieler aus den Levels jagen … und uns freien Durchgang gewähren. Wir müssen ihnen die Situation erklären, vielleicht haben sie ein Einsehen …«
    Mit jedem Wort entgleiten Pat die Gesichtszüge weiter. Von Bastard hätte er wohl nie im Leben mit einem solchen Vorschlag gerechnet. Dabei hat Bastard recht. Der Haken an der Sache ist bloß, dass uns niemand glauben würde.
    »Ich habe eine bessere Idee«, sage ich. »Schurka …«
    Maniac sieht mich fragend an.
    »Raus mit der Sprache: Hast du den Warlock dabei oder nicht?«
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragt Maniac verblüfft. »Hast du vergessen, wie sie uns gestern gefilzt haben? Du kannst heute keine Waffe mehr ins Labyrinth einschmuggeln!«
    Ich erwidere kein Wort, sehe ihn bloß schweigend an. Die nächsten zehn Sekunden messen wir uns mit Blicken.
    Dann kapituliert Schurka. »Du kannst eine neue Viruswaffe nur einmal uneingeschränkt zum Einsatz bringen, das weißt du genau, Ljonka.«
    »Schon.«
    »Inzwischen hat das Labyrinth längst ein Programm entwickelt, das den Warlock erkennt und neutralisiert. Und dann würden wir schön blöd dastehen.«
    »Was meinst du, wie blöd wir erst dastehen, wenn wir heute nicht durchs Labyrinth kommen«, erwidere ich bloß.
    Zuko blickt verständnislos von mir zu Maniac. »Was heißt das, Schurka?«, fragt er. »Hast du gestern etwa versucht, was einzuschmuggeln? «
    »Lasst uns besser reingehen«, verlange ich. »Je weniger wir hier vorm Torbogen reden, desto besser.«
    Niemand widerspricht mir. Dschingis wird ein wenig munterer. Bastards Blick ruht gedankenversunken auf Maniac. Wahrscheinlich grübelt er darüber, ob Maniac irgendein Ass aus dem Ärmel zieht.
    »Wie bist du dahintergekommen?«, raunt mir Maniac zu, als wir uns dem Torbogen nähern.
    »Ich kenn dich doch«, antworte ich. »Mir kannst du nicht erzählen, dass du nicht etwas ausgeheckt hast, um ihre Sicherheitssoftware zu überlisten.«
     
    Diesmal gibt es keine Anabiosezellen – wozu auch, schließlich sind wir schon ein gutes Stück vorangekommen und brauchen nicht mehr erneut auf dem Planeten zu landen.
    Um die Dusche kommen wir allerdings nicht herum.
    Unter den aufmerksamen Blicken der Sergeanten ziehen wir uns aus.
    Das Wasser riecht stark nach Chemie. Wir stehen unter dem harten Strahl und stieren auf Maniac, der sich unter einer Dusche auf der gegenüberliegenden Seite wäscht. Gut, unser Verhalten erinnert etwas an das von Spannern – aber

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