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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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leer. Noch ist keine Wache aufgetaucht. Seit zwei Jahren benutze ich nun diese leicht fragwürdige Kreditkarte, und noch ist mir niemand auf die Schliche gekommen. Maniac hat gute Arbeit geleistet, da kann man wirklich nicht meckern.
    Dann mal rein!
    Mit einem Mal kapiere ich, dass ich das nicht packe, dass mir dazu einfach die Kraft fehlt.
    Dieses Zimmer zu betreten ist, als blättere ich in einem alten Fotoalbum oder als würde ich einen halbvergessenen Film in den Videorecorder schieben. Das hier ist die Vergangenheit. Und die ist tot. Begraben, beheult und vergessen.
    Du solltest deinen Weg nie zweimal gehen – denn da lauern nur Schatten.
    Die Tiefe bietet dir jedoch die Möglichkeit, geradezu leichten Schrittes in die Vergangenheit zurückzukehren. Sie lässt diese authentischer und farbenprächtiger aufleben als jedes Foto, als jedes Video. Das Gestern wartet hier stets um die Ecke. Wünsch es dir herbei, und schon wird es wieder lebendig.
    Nur dass es allein Gott vorbehalten ist, die Toten aus ihren Gräbern zu holen.
    Vorsichtig und behutsam, als fürchte ich, jemanden zu wecken, der in dem leeren Zimmer schläft, schließe ich die Tür wieder.
Das Schloss klackert enttäuscht und rastet ein. Obwohl mich nur zwanzig Schritt durch den Hotelflur von meinem anderen Zimmer trennen, bringe ich nicht einen davon zustande.
    Tiefe, Tiefe … verpiss dich doch …
     
    Ich nahm den Helm ab und hängte ihn an einen Haken, den ich irgendwann mal an der Wand angebracht hatte. »Schließe das Programm, du alte Kiste«, murmelte ich.
    Okay, jetzt musste ich mich umziehen. Es wäre eine grobe Unhöflichkeit, unsere Gäste in einem Sensoranzug zu begrüßen, der wie der Aufzug eines verrückten Professors in einem Hollywoodschinken aussah. Ich zog mich bis auf die Unterhosen aus, faltete den Sensoranzug akkurat zusammen und legte ihn auf das Fensterbrett neben dem Computertisch. Ein Blick ins Wohnzimmer: Der Tisch war bereits gedeckt. Ich lauschte. In der Küche war alles still.
    »Vika?«, rief ich.
    »Ich bin im Schlafzimmer. Hast du etwa schon Schluss gemacht? «
    Ich ignorierte die übertriebene Verwunderung in ihrer Stimme und stiefelte ins Schlafzimmer. Vika war gerade dabei, sich umzuziehen.
    »Kannst du mir mal helfen?«, bat sie.
    Ich zog den Reißverschluss ihres Kleides nach oben. Vika hatte sich wirklich herausgeputzt und sogar die Haare hochgesteckt.
    »War ich zu lange weg?«, fragte ich leise, wobei ich mein Gesicht in ihr Haar grub.
    »Nein«, erwiderte sie schulterzuckend. »Es waren ja nur vierzig Minuten.«
    »Tut mir leid. Ich habe geglaubt, es sei höchstens eine Viertelstunde. «
    »Macht ja nichts, außerdem habe ich eigentlich noch später mit dir gerechnet.«
    Ich rührte mich nicht, blieb mit den Händen auf ihren Schultern stehen.
    Wann war das zwischen uns kaputtgegangen? Wann hatte es sich alles zum Gestern verwandelt – in das du zurückblicken, aber niemals zurückkehren kannst?
    Keine Ahnung. Ich begriff das nicht. Von dort, von der Tiefe aus, war mir nichts aufgefallen …
    Am schlimmsten war, dass sich nach außen hin überhaupt nichts geändert hatte. Wir verhielten uns wie immer, völlig egal, ob Dritte anwesend oder wir allein waren. Wir stritten uns nicht, zerschlugen kein Geschirr und machten kein Fass wegen des lieben Geldes, familiärer Verpflichtungen, des Alkohols, des Besuchs von Vikas Mutter oder meiner Freunde auf.
    Alles schien in Butter. Neunzig Prozent aller Familien würden uns beneiden.
    Ich selbst hätte nicht in Worte zu fassen gewusst, was genau uns abhandengekommen war.
    »Wolltest du was sagen?«, fragte Vika, ohne sich umzudrehen.
    Ich schwieg kurz. »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch. Sehr sogar. Was meinst du, soll ich die Ohrringe anlegen?«
    »Ja.« Was sollte diese Frage: Wollte sie meine leeren Worte übergehen? Oder, im Gegenteil, mir ein Zeichen geben, denn immerhin hatte ich ihr diese Ohrringe mit den gelben Topassteinen noch vor unserer Hochzeit geschenkt.
    »Passen die denn auch zu dem blauen Kleid?«
    »Meiner Meinung nach ja.«
    »Gut. Zieh deine grauen Jeans an und das karierte Hemd, das meine Mutter dir geschenkt hat. Das steht dir so gut.«
    Vika drehte sich mit einer geschmeidigen Bewegung aus meiner Umarmung. Kurz hielt ich noch die Luft umfasst, dann öffnete ich den Schrank. Die Jeans waren noch so neu, dass ich erst den Plastikfaden des Etiketts zerbeißen musste.
    »Hast du eigentlich schon gehört, dass die Schere erfunden wurde?«, höhnte

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