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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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verstehe ich nicht.«
    »Was?«
    »Hast du vielleicht vor, die Tiefe für immer zu verlassen?«
    Das Unverständnis ist also nicht gespielt. Auf beiden Seiten nicht.
    »Wie kommst du denn darauf? Natürlich werde ich auch weiterhin in die Tiefe gehen.«
    »Bist du dir so sicher, dass du immer rechtzeitig auftauchen kannst? Um dich vor der Kugel in Sicherheit zu bringen?«
    »Vor wessen Kugel?«
    »Des Dark Divers.«
    Geht das schon wieder los.
    »Warum sollte der mich töten wollen, Dmitri?«
    »Weil du etwas hast, das er dringend braucht!«, brüllt Dibenko. »Und solange du diese Daten aufbewahrst, wird er dich jagen. Und deine Freunde auch! Er wird dir genauso zusetzen wie mir, und er wird dir am Ende die Dateien abnehmen!«
    »Aber wozu?!«, brülle ich. »Wenn der Dark Diver sowieso schon eine Waffe der dritten Generation hat, wenn er dich damit seit Langem bedroht …«
    Als Dibenko aufsteht und das Kissen mit dem Fuß wegkickt, begreife ich, dass ich mich verplappert habe.
    »Du hast dir die Daten also noch gar nicht angesehen?«, bringt er heraus. »Oder?«
    »Nein«, räume ich ein. »Aber sie enthalten doch die Quelltexte für eine Waffe der dritten Generation, oder?«
    Daraufhin bricht Dibenko in ein derart anhaltendes Gelächter aus, dass ich alle Zeit habe, mir innerlich eine Narrenkappe aufzusetzen, mir lange Ohren zu zeichnen und einen Zettel mit der Aufschrift Esel auf den Rücken zu pappen.
    »Leonid … du … du bist einmalig. Echt. Aber in Ordnung. Ich verlange nicht von dir, dass du mir die Daten unverzüglich zurückgibst.
Sieh sie dir in aller Ruhe an. Und dann triff deine Entscheidung. Und die Pistole … die behalte lieber. Sei darauf gefasst, dass du sie einsetzen musst. Denn dein Leben ist jetzt wirklich nicht mehr viel wert. Sag auch deinen Freunden, dass sie nicht in die Tiefe gehen sollen. Denn jetzt bist du das Ziel des Dark Divers. Weil du wesentlich leichter zu erwischen bist als ich!«
    »So einfach ist das nun auch wieder nicht. Immerhin bin ich ein Diver!«
    »Leonid.« Der Mann Ohne Gesicht beugt sich über mich, denn ich sitze noch immer auf dem Boden. »Selbst wenn du dir die früheren Fähigkeiten der Diver bewahrt haben solltest … sind sie nichts im Vergleich mit seinen Fähigkeiten! Das darfst du mir glauben! Ich frage mich sogar manchmal, ob ihr nicht all euer Können eingebüßt habt, damit es sich in einem einzigen Menschen wieder sammeln kann. Damit dieser Mensch zum Dark Diver werden kann. Er ist nahezu allmächtig. Die Hälfte der Projekte meiner Firmen dient nur dazu, den virtuellen Raum zu schützen und zu beobachten. Und weißt du auch, warum? Weil der Dark Diver mich ununterbrochen angreift. Ich traue mich kaum noch in die Tiefe ! Sogar in diesem Moment bin ich von einer Unzahl von Schutzpanzern umgeben. Und bisher hat mich nur eins gerettet: Der Dark Diver ist, wie die meisten von euch, ein hundsmiserabler Hacker. Es ist, als ob Magie und Technik aufeinander losgehen. Er schlägt mit seinen Diver-Möglichkeiten irgendwie intuitiv auf meine Programmierer ein. Bisher konnte ich ihm immer noch etwas entgegensetzen. Aber das hat mich enorme Anstrengungen gekostet. Der Dark Diver braucht die Daten. Also nimm dich in acht!«
    »Was passiert, wenn ich ihm diese Daten gebe?«, frage ich.
    »Sieh sie dir erst einmal an! Danach vernichtest du sie am besten. Und lass mich diesen Kampf zu Ende führen. Ja, Leonid,
ich bin bereit, den Dark Diver zu töten. Aber wenn du das übernehmen würdest … dann könnte das Gerücht, das du in die Welt gesetzt hast, Wirklichkeit werden. Denn ich würde mir diesen Mord einiges kosten lassen.«
    Er wartet eine geschlagene Minute, doch ich erwidere kein Wort. Solange ich die Daten nicht in Händen halte, solange ich nicht weiß, was Dibenko eigentlich fürchtet und was er verbirgt, auf was der Dark Diver Jagd macht und was er so heiß begehrt, habe ich kein Recht, mich zu alldem zu äußern.
    »Ich wünsche dir, dass du überlebst«, meint Dibenko. »Lässt du mich jetzt wieder raus?«
    »Geh nur!«, sage ich. »Die Tür öffnet sich von selbst.«
    Ich kann nur hoffen, dass das stimmt und dass Dibenko nicht mitbekommt, dass ich im Tempel ein unwissender Newbie bin.
    Die Tür öffnet sich tatsächlich. An der Schwelle dreht Dibenko sich noch einmal zurück. »Wenn du dir die Daten angesehen hast, setz dich mit mir in Verbindung«, bittet er. »Dann reden wir weiter!«
    Ich bleibe allein zurück.
    Mit einer Pistole, mit der man jemanden

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