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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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ist leider auch nicht erstaunlich. Er musste sich einen elektronischer Körper erwerben. Er musste sich entwickeln. Und der Kampf, die Aggressivität und der Krieg sind ideale Stimulatoren für diese Entwicklung. Der Affe hat den Stock nicht in die Hand genommen, um Bananen von den Zweigen zu schlagen … sondern um auf einen Feind einzudreschen. Das Programm von Dibenko wird in Deeptown Millionen von Höhlenmenschen hervorbringen. Millionen von zivilisierten,
klugen, elektronischen Neandertalern. Ich weiß nicht, in wen sie sich letzten Endes verwandeln. Vielleicht schaffen sie es, eine neue und gute Welt aufzubauen. Doch zunächst einmal werden sie kämpfen müssen … sich prügeln und schlagen müssen. Damit sich ihr Bewusstsein voll entfalten kann. Damit sie anfangen zu denken.«
    »Scheiß auf deine Festplatte«, bricht es aus dem Magier heraus. »Dschingis, du wirst danach noch mit dem Hammer auf sie einschlagen, abgemacht? Und wenn wir die Einführung dieses Programms nur um ein Jahr verhindern … wäre schon viel gewonnen. «
    »Dann sind also alle einverstanden?«, frage ich.
    »Ja.« Maniac erhebt sich. »Ich muss los, Leute. Vernichtet die Dateien und teilt dem Dark Diver mit, dass wir sie nicht mehr haben. Und macht Dibenko klar, welche Gefahren diese Projekte bergen. Vielleicht denkt er dann ja noch mal über alles nach.«
    »Ich werde auch gehen«, sagt der Magier. »Ich muss da noch was geradebiegen.«
    »Hast du deine Arbeit vernachlässigt?«, erkundigt sich Bastard beiläufig.
    »Hab ich nicht«, blafft der Magier ihn an. »Gestern … war ich wegen der ganzen Geschichte im Labyrinth etwas neben der Spur. Ich bin dann in meine Firma gegangen und habe einem Freund eine LAN-Mail geschickt. Nichts Besonderes. Wenn das Leben dich durchfickt, weißt du immerhin, dass du noch unter den Lebenden weilst! Der Mann ist ein russischer Emigrant, der sollte den Witz doch verstehen!«
    »Das ist ja fast ein Aphorismus«, gickelt Maniac. »Und? Konnte er mit deiner Art von Humor nichts anfangen?«
    »Ich habe das falsche Icon angeklickert … und die Mail ist an alle Mitarbeiter gegangen.«
    Maniac stößt einen Pfiff aus.
    »An dreiundzwanzig Leute, darunter fünf Frauen … Jetzt werde ich wegen sexueller Belästigung angeklagt … Von allen Frauen und von drei Männern …«
    »Diese Amis!« Bastard schüttelt den Kopf. »Entschuldige dich und schieb etwas Geld rüber, damit die Sache nicht vor Gericht kommt. Sonst stehst du am Ende nämlich ohne Hosen da … und dann wird sich zeigen, was von dir noch unter den Lebenden weilt.«
    »Gehen wir«, sagt Maniac amüsiert und stupst den Magier leicht gegen die Schulter. »Du bist mir schon einer!«
    Erst als die beiden die Bibliothek verlassen haben, gestattet sich Bastard loszukichern.
    »Das ist nicht komisch, Tocha.« Dschingis schüttelt tadelnd den Kopf. »Der Magier hat sich da ernste Probleme eingebrockt.«
    »Weiß ich ja.« Es kostet Bastard einige Mühe, sein Gekichere einzustellen. »Ich stelle mir nur gerade die Gesichter seiner pikfeinen Kollegen vor, wenn sie von ihrem Chef eine solche Mail bekommen …«
    »Ich finde das lustig«, bringt Pat leise heraus.
    »In deinem Alter ist jedes unanständige Wort lustig.« Dschingis sieht mich müde an. »Schieben wir’s nicht auf die lange Bank, ja? Sonst läuft das Ultimatum noch ab …«
    »Einverstanden«, erwidere ich. »Verlasst die Tiefe und zerstört die Festplatte. Hast du da noch was Wichtiges drauf?«
    »Nichts, wofür ich mein Leben aufs Spiel setzen würde. Die Kiste ist nicht für die Arbeit, sondern ausschließlich für mein Privatvergnügen gedacht. Überlässt du es uns, die Festplatte zu zerstören? Oder willst du lieber dabei sein?«
    »Ich vertraue euch«, versichere ich. »Ich bin mir sicher, dass dir diese Sorte von ewigem Sommer keine Freude machen würde.«
    »Ljonka, habe ich nicht wirklich einen guten Skin gezeichnet?«, fragt mich Pat.
    Ach ja … jeder hat seine eigenen Probleme. Aber letztlich bin ich ganz froh, dass Pat so leicht auf sein neues Spielzeug verzichtet. Obwohl er das Programm noch nicht mal ausprobiert hat.
    »Absolut!«, bestätige ich. »Super!«
    »Sogar die Pistole wirkt echt …«, grummelt Pat, als er eine Waffe aus dem Halfter zieht. »Oder nicht?«
    Er hat sehr leichten Herzens auf Artificial nature verzichtet.
    Er hat ohne zu zögern Dschingis Verbot missachtet.
    Er hat diesen Skin mühelos hingekriegt.
    »Dschingis!«, schreie ich und springe auf.
    Zu

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