Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
bricht es aus Dschingis heraus.
    »Dann werdet ihr sie ihm sagen. Einer nach dem anderen. Wer hat die Dateien als Erster gesichert?«
    Während er uns das fragt, wählt er bereits.
    »Erst Leonid, dann ich, dann Bastard und schließlich Pat.« Dschingis scheint zur vollständigen Kapitulation bereit.
    »Hervorragend. Und … kommt nicht auf die Idee, mich übers Ohr zu hauen! Verkneift euch jede verschlüsselte Botschaft! Wir wollen doch nicht, dass der Junge hierherkommt, um euch zu retten, nicht wahr?« Der Dark Diver lauscht auf den Klingelton und hält Dschingis das Handy ans Ohr.
    »Hallo, Pat.«
    Dschingis’ Stimme klingt wie immer. Als ob er am Kamin säße, mit einem Glas Whisky in der Hand, eine Zigarre rauchen und mit uns über die großen Fragen des Lebens philosophieren würde.
    »Du machst deine Hausaufgaben? Gut. Pass auf … du musst mal kurz unterbrechen. Hol die Dateien, die wir chiffriert haben … genau. Du hast keine Lust aufzustehen? Aber es dürfte ja wohl nicht so schwer sein, übers LAN an sie ranzukommen, oder? Na, siehst du … Wir nennen dir jetzt alle unsere Passwörter. Du öffnest die Dateien und sendest sie in die Tiefe . In die Bibliothek.
Auf den Zeitungstisch. Nein, das ist kein Scherz. Also streng dich an. Ich gebe dir jetzt Ljonka.«
    Der Dark Diver nickt lobend, schlägt Dschingis auf die Schulter und kommt mit dem Handy zu mir.
    »Hi«, sage ich.
    »Wieso gebt ihr mir jetzt eure Passwörter?«, will Pat wissen.
    »Wir wollen etwas Action ins Spiel bringen.« Ich schaffe es sogar zu grinsen. »Bist du bereit?«
    »Ja.«
    »Dann diktiere ich dir jetzt mein Passwort. Erst Zahlen. Sieben. Vier. Sechs. Null. Sechs. Zwei. Vier. Sieben. Jetzt Buchstaben. W. H. O. Alle groß. Dann: d. s, beide klein. Und jetzt wieder Zahlen. Eins. Drei. Sechs. Acht. Eins. Ein kleines y, ein großes Z. Dann ein Dollarzeichen. Als Nächstes ein Klammeraffe.«
    »Ein Klammeraffe wie in den E-Mail-Adressen?«, fragt Pat zurück. »Oder das Wort?«
    »Nur Lamer benutzen in ihren Codes Wörter, die etwas bedeuten«, belehre ich ihn. »Das at-Zeichen natürlich. Jetzt kommen drei offene Klammern und die Zahl 8. Zum Abschluss ein Ausrufezeichen.«
    »Ich hab’s«, sagt Pat. »Es wird akzeptiert.«
    »Dann gebe ich dich jetzt an Dschingis weiter.«
    Der Dark Diver hält das Handy etwas zur Seite. »Das ist ein gutes Passwort«, flüstert er. »Mein Kompliment.«
    Ich bringe keinen Ton heraus. Das ist mein allgemeines Passwort. Jetzt muss ich alle Daten neu verschlüsseln. Nun hält der Dark Diver Dschingis das Handy hin. Der bedenkt mich mit einem beinah ebenso empörten Blick wie den Dark Diver. Seine Stimme bleibt jedoch völlig gelassen. »Die erste Hürde wäre also genommen, ja? Gut. Dann gib jetzt mein Passwort ein … Es ist ganz einfach, was für Lamer.«
    Deswegen also die Empörung.
    »Es ist ein Satz. Der erste Buchstabe klein, alle anderen groß. Achte auf die Zwischenräume zwischen den Wörtern. Am Ende steht ein Punkt. Also los … und wiederhole mir jeden einzelnen Buchstaben!«
    Was für ein Gewese um ein Passwort …
    Dschingis holt tief Luft und bringt mit eisiger Stimme heraus: »Vierzigtausend Paviane schieben sich in den Arsch ne Banane. «
    Der Dark Diver krümmt sich in einem lautlosen Lachen. Das Handy in seiner Hand tanzt vor Dschingis’ Ohr auf und ab. Bastard stößt einen Grunzlaut aus und versucht, erst Dschingis und dann mich anzusehen.
    Ich reiße mich zusammen. Das kostet mich zwar einige Mühe, gelingt aber.
    »Wie bitte?« Plötzlich verliert Dschingis die Ruhe. »Was soll das heißen – mit W?! Hast du im Zoo vielleicht schon mal Pawiane gesehen?!«
    Da kapituliere ich.
    Wir haben verloren, wir haben vor dem Dark Diver klein beigegeben. Und es ist noch nicht klar, ob er uns am Leben lässt, nachdem er die Dateien bekommen hat.
    Trotzdem liege ich jetzt gelähmt da, in der Tiefe und bei mir zu Hause – und amüsiere mich köstlich. Weniger über Dschingis’ Passwort als vielmehr über die Standpauke, die er Pat hält.
    »Ja! Banane!«
    »Eine für alle?«, fragt Bastard scheinheilig und überlässt sich einem leisen, gluckernden Gekicher.
    »Das war’s. Jetzt nennt dir Tocha seinen Code. Im Übrigen solltest du etwas fitter in russischer Orthografie werden!«
    Als der Dark Diver zu Bastard geht, sieht er mich an und lächelt. Ich lächle nicht zurück – aber ich spüre, dass ich es könnte. Echt! Wir waren tief gesunken!
    Dschingis hat sich das, nebenbei bemerkt, klug

Weitere Kostenlose Bücher