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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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werde ich auch tun. Lebt wohl, meine Herren. Ich wünsche euch, dass ihr auch in Zukunft derart ungewöhnliche Passwörter findet.«
    Er verändert sich noch einmal und steht nun wieder als Pat vor uns. Wahrscheinlich muss er das tun, um Dschingis’ Wohnung verlassen zu können.
    Übertrieben kindlich, ja, geradezu hüpfend, geht der falsche Pat zum Ausgang der Bibliothek. Und bleibt wie angewurzelt stehen.
    Ich hebe den Kopf.
    In der Tür steht der andere Pat. Im Sensoranzug, nicht in der Uniform aus dem Labyrinth. Und mit einer kurzläufigen Waffe in der Hand.
    »So einen Ausdruck hat Bastard in meiner Anwesenheit noch nie gebraucht«, erklärt dieser Pat. »Selbst wenn er betrunken war, nicht. Deshalb war mir sofort klar, dass er sein Passwort nur ausgespuckt hat, weil ihm jemand eine Pistole an die Kehle gesetzt hat.«

101
    Obwohl der Dark Diver mir den Rücken zugekehrt hat, bin ich mir nicht sicher, ob er mich nicht doch im Auge behält. Dazu imstande wäre er sicher – nehme ich jedenfalls an.
    Trotzdem darf ich nicht länger auf dem Boden liegen bleiben.
    Langsam und unbeholfen stemme ich mich hoch. Meine Arme und Beine sind nicht länger aus Holz, sie sind jetzt aus Watte.
    Dschingis bewegt ebenfalls den Kopf. Er verzieht das Gesicht, als verursache ihm das entsetzliche Schmerzen oder als müsse er sich unglaublich anstrengen, aber dennoch dreht er den Kopf.
    Was geht gerade mit unseren Körpern vor? Ob die Muskeln leicht zucken? Ob die Finger ungeschickt über die Tastatur wandern? Ich muss aus der Tiefe raus … muss … raus …
    Aber ich schaffe es nicht. Der Dark Diver hat mir auch diese – meine letzte – Fähigkeit genommen.
    Tatsächlich nur mir?
    Und tatsächlich nur diese Fähigkeit?
    Die Frage drängt sich auf: Wer ist denn schuld daran, dass wir Diver vor zwei Jahren unsere Kraft verloren haben?
    Tiefe, Tiefe … gib mich frei …
    Es kommt mir vor, als renne ich gegen eine unsichtbare Gummiwand. Oder als wollte ich mich von einer straff gespannten Leine losreißen.
    »Lass ihn gehen, Pat!«, befiehlt Dschingis.
    »Ja«, schreie ich fast. »Mit dem kannst du dich nicht messen, Pat! Niemand von uns kann das! Lass ihn durch!«
    Doch Pat hat jetzt nur noch Augen und Ohren für den Feind, der vor ihm steht, der seine Freunde beleidigt hat, der seine Kiste vernichtet hat und der sich als eine Freundin ausgegeben hat. Denn Pat glaubt ja immer noch, Nike wäre der Dark Diver!
    Vor ihm steht derjenige, der in sein Haus eingebrochen ist, der ihn beklaut hat, der Bastard gezwungen hat, nicht nur das vulgäre, zynische Monster zu mimen, sondern tatsächlich dazu zu werden, und sei es nur für einen Augenblick. Vor ihm steht derjenige, der schon einen anderen Jungen auf dem Gewissen hat, den Pat zwar nicht kannte, der aber ein Freund von Bastard und mir war.
    Pat würde den Dark Diver nicht gehen lassen.
    »Du brauchst hier nicht den Helden zu spielen, mein Junge«, erklärt der Dark Diver ruhig. »Deinen Freunden ist nichts passiert. Die Dateien gehören mir, und zwar ohne Wenn und Aber, also kann ich sie auch mitnehmen. Und jetzt runter mit der Waffe!«
    »Ich schieße, und dann ist deine Kiste im Arsch! Und die Dateien bleiben hier! Kapiert?!«
    Du hättest längst schießen müssen, du kleiner Dummkopf. Aber du musst erst deine Wut sammeln. Sammeln und ausleben. Dabei kann der Dark Diver jeden Moment zuschlagen. Und er ist viel schneller als du, denn er besitzt noch all die Fähigkeiten, die wir Diver verloren haben. Wenn er nicht gleich schießt, heißt das nicht, dass seine Entscheidung nicht feststeht. Das tut sie. Nur hat er noch Reste eines Gewissens, und deshalb will er selbst mit der Lähmungsmunition nicht auf dich feuern.
    »Lass mich durch, mein Junge«, insistiert der Dark Diver. »Ich will dir nicht wehtun, denn ich mag dich. Und deine Freunde haben mir die Dateien ja freiwillig gegeben, frag sie ruhig.«
    »Pat, das stimmt!«, schreit Bastard. Auch er zuckt und versucht aufzustehen. »Soll er abziehen!«
    »Lass ihn gehen!«, brüllt Dschingis mit einer Stimme, die sogar den Dark Diver zusammenfahren lässt.
    »Pat, verlier jetzt nicht die Nerven, es ist alles okay!«, versichere ich. Ruhig und überzeugend. Um einen Kontrast zu den anderen zu bilden. Um die Spannung aus der Luft zu nehmen. »Wir erklären dir nachher alles! Jetzt lass ihn ruhig gehen!«
    Es ist ein kurzer Moment, der Bruchteil einer Sekunde nur, als Pat bereits die Waffe senkt, und der Dark Diver einen Schritt nach

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