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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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vergessen.«
    »Wird er mir helfen?«
    »Sag ihm, du kommst von mir.« Maniac beißt sich auf die Lippe. »Und dass ich ihn dringend bitte, dir zu helfen. Alles andere hängt dann davon ab, welchen Eindruck du auf ihn machst.«
    »Was soll ich ihm sagen?«
    »Etwas weniger als mir. Aber wirklich nur etwas. Wenn … wenn er nicht gleich weiß, woher du kommst … erinner ihn an den Lastkahn auf der Wassili-Insel.«
    »An den Lastkahn?«
    »Genau. Das ist so ein verrostetes Schiff ohne Motor. Ein Lastkahn eben. Er liegt auf der Wassili-Insel.«
    »Danke.«
    »Vergiss es.« Maniac mustert mich nachdenklich. »Wie … wie hältst du das eigentlich aus?«
    »Was?«
    »Das, was mit den Divern passiert ist.«
    »Was gibt’s da auszuhalten?«, frage ich zurück. »Es hat uns mal gegeben, jetzt gibt es uns halt nicht mehr.«
    »Quatsch!«
    »Als Diver haben wir ausgedient!«
    »Aber es lässt sich doch bestimmt was finden, wo du deine Fähigkeiten einbringen kannst.«
    »Ich suche schon danach«, bestätige ich. »Parallel zu meiner Arbeit für einen Bekannten, einen wahren Profi für die Herstellung von Steinäxten und Pfeilspitzen aus Feuerstein.«
    Maniac nickt verständnisvoll. »Was ist denn mit deinen Kollegen? «
    Ich merke auf. Unwillkürlich. Ich hatte bei ihm immer mit offenen Karten gespielt, selbst in jenen Zeiten, als sämtliche mittleren und großen Unternehmen Jagd auf uns Diver gemacht haben. Aber das ist meine – ausschließlich meine – Entscheidung gewesen.
    »Ich weiß nur von wenigen, was aus ihnen geworden ist. Wie sollte es auch anders sein? Schließlich kannte ich in der realen Welt kaum einen von ihnen.«
    »Und was machen die jetzt?«
    »Alles Mögliche. Einige arbeiten als Programmierer, andere als Designer, manche sind auch im Servicebereich untergekommen. Ein paar haben sogar einen Schlussstrich unter die Tiefe gezogen. Das ist gar nicht so schwer für sie gewesen … schließlich waren wir von dieser Droge nicht in dem Maße abhängig wie die meisten anderen Menschen.«
    »Hast du mal was von einem Dark Diver gehört?«
    »Nein. Oder ich erinnere mich nicht daran. Wer ist das?«
    »Eine Art Supermann«, erwidert Maniac. »Es gibt Gerüchte, dass er seine Diver-Fähigkeiten immer noch uneingeschränkt einsetzen kann.«
    »Wie macht er das denn?«
    »Würde ich auch gern wissen«, erwidert Maniac. »Aber, wie gesagt, das sind alles bloß Gerüchte. Vielleicht ist an denen ja gar nichts dran. Aber … angeblich steigt er hier und da ein, nichts Großes oder so.«
    »Ein Diver? Der hackt?« Ich traue meinen Ohren nicht. »Heute? Wie macht er das? Nein, das glaub ich nicht. Davon hätte ich was gehört.«
    »Versuch mal, was darüber rauszukriegen«, schlägt Maniac vor. »Vielleicht stimmt es ja? In dem Fall dürften auf deinen Freund wohl jede Menge Aufträge warten. Ich meine, auf diesen Profi für Steinäxte.«
    »Du arbeitest doch in einer Abteilung für Sicherheit«, erwidere ich. »Was würdest du denn sagen, wenn plötzlich ein Diver auftaucht?«
    »Ich sitze ja nicht nur auf der Arbeit an der Kiste!«, drückt sich Maniac vor einer offenen Antwort. »Und was die Sicherheit
angeht … Was glaubst du denn, wie der Markt boomen würde, wenn wieder Diver auftauchen? Und wie hoch erst die Leute im Kurs stehen würden, die etwas von den Methoden wüssten, mit denen die Diver bei ihren Brüchen vorgehen?«
    Wir wechseln verstehende Blicke. Plötzlich kommt es mir vor, als seien die letzten zwei Jahre wie ausgelöscht.
    »Willst du auch Sake?«, frage ich, als ich mir eingieße.
    »Blöde Frage, nein, vor mir liegt noch ein halber Tag Arbeit«, antwortet Schurka voller Bedauern.
    »Was kannst du mir über den Dark Diver sonst noch erzählen?«
    »Frag Dschingis. Ich habe die Geschichte auch von ihm.«
    Das ist typisch Maniac, einsilbige Antworten, Andeutungen.
    Aber dieser Dschingis wird immer interessanter.
    »Dann noch was«, wechsle ich das Thema. »Weißt du was über New boundaries ?«
    »Bei denen neulich eingebrochen wurde?«
    »Bei denen man versucht hat einzubrechen.«
    »Nicht nur versucht. Das war ein Hack, der sich sehen lassen kann.«
    »Steckt der Dark Diver dahinter?«, frage ich neugierig.
    »Nein. Das war Bastard. Das ist übrigens ein Freund von Dschingis. Und ein guter Hacker.«
    Ich hoffe inständig, mein Unterkiefer klappt nicht zu stark runter. Noch einmal schiele ich auf den Zettel auf dem Tisch. Maniac isst genüsslich seine Küchlein, Kugeln aus halbklarem gelb-grünen

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