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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Abend alles gesagt hat.«
    »Abends?! Pah!«, ereiferte sich Pat. »Das war um halb drei in der Nacht! Da bist du stockbesoffen hier angearscht gekommen!«
    »Hör dir das doch mal an!« Bastard öffnete die zweite Flasche.
    »Tu ich ja«, sagte Dschingis. »Du wirst dir deine Zunge mit Seife abspülen müssen, Pat.«
    »Aber er war besoffen! Und er hat versucht …« Der Junge zögerte kurz, als suche er nach dem passenden Wort. »… eine Prostituierte raufzuschleppen! In seiner Tasche!«
    »Stimmt das?«, fragte Dschingis amüsiert. »In der Tasche?«
    »Ja!«, rief Pat.
    »Petze!«, polterte Bastard und setzte die Flasche ab. »Verräter! Mistkerl! Also gut, du Giftgurke, du hast es so gewollt. Soll ich jetzt mal erzählen, wo du letzte Woche in Deeptown gewesen bist? Und was du da gemacht hast?«
    Pat keuchte auf. »Das weißt du doch gar nicht«, entgegnete er, wenn auch nicht sehr überzeugt. »Das kannst du gar nicht wissen! «
    »Doch. Was ist? Soll ich es erzählen?«
    »Ich habe alle Skripts auf deiner Kiste gelöscht!«
    »Ach Gottchen, ach Gottchen, er hat die Skripts gelöscht. Pass auf, wenn du das wirklich geschafft hast, schenke ich dir mein Notebook.«
    Die beiden maßen sich mit Blicken, als wollten sie gleich zum Messer greifen. Wenn das keine Psychos waren! Minderjährige Psychos!
    »Du lügst«, beschuldigte ihn Pat.
    »Komm mit!« Bastard erhob sich, ging auf Pat zu und klemmte ihn sich unter den Arm. »Einen Trojaner zeige ich dir. Als Beispiel. Die anderen musst du selbst finden.«
    »Bastard, wir haben hier etwas zu besprechen«, erinnerte ihn Dschingis.
    »Es dauert nur drei Minuten«, beschwichtigte ihn der Hacker und zog mit dem Jungen unterm Arm und der Flasche in der Hand ab. »Und in dieser Zeit werde ich jemand vom Hochmut kurieren und ihn Ehrfurcht vor dem Alter lehren.«
    »Wir müssen warten«, wandte sich Dschingis an mich. »Ich will ihn jetzt lieber nicht aufhalten, Leonid. Willst du noch Bier?«
    »Warum trinkt Bastard Shiguljowskoje?«
    »Weil es ihm schmeckt. Was dachtest du denn?«
    Schweigend griff ich nach meinem Krug. Dem vierten. Wenn ich die gleiche Menge in Shiguljowskoje getrunken hätte, wäre ich inzwischen zu nichts mehr zu gebrauchen.
    »Nun, da Bastard bestätigt hat, dass jemand getötet wurde«, sagte Dschingis, »möchte ich mich … bei dir entschuldigen, dass ich dir nicht gleich geglaubt habe. Zum Glück ist Pat gerade nicht da. Dem würde es nämlich gar nicht passen, dass du recht hattest und ich nicht.«
    »Halb so wild. Ich wollte es anfangs auch nicht glauben.«
    »Was denkst du, was das für Folgen hat, Diver?«
    »Der Tod aus der Tiefe ist der Tod für die Tiefe .«
    »Nicht unbedingt.«
    »Doch! Deeptown war immer ein freies Gebiet. Eine Welt mit eigenen Gesetzen, einer eigenen Moral und Kultur. Selbst Verbrechen hat man hier mit anderen Augen betrachtet. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir unserem Gegenüber den Mund mit Kampfsoftware stopfen können, dass es kein Verbrechen, sondern eine Kunst ist, in einem fremden Rechner herumzuwühlen,
und dass du allen Grund hast, vor deinen Freunden anzugeben, wenn du Kreditkarten fälschen kannst.«
    »Nur dass Mord auf einem anderen Blatt steht. Wenn du weißt, dass dein Schuss nicht irgendeine Kiste ausknockt, sondern das Herz eines Menschen …«
    »Dschingis, würdest du Pat eine Waffe der dritten Generation geben?«
    »Noch habe ich meinen Verstand beisammen!«
    »Wie viele Teenager wie er treiben sich in Deeptown wohl rum? Was meinst du?«
    »Es wird ja wohl kaum jedes Kind an einen Rechner kommen …«
    »Würdest du Bastard eine solche Waffe geben?«, unterbrach ich ihn.
    »Urteile nicht vorschnell!«, riet mir Dschingis. »Bastard kannst du den Atomkoffer anvertrauen. Zu dem hat er übrigens sowieso Zugang, auch ohne Wissen des Präsidenten.«
    »Hast du Bodyguards, Dschingis?«
    »Geh davon aus«, erwiderte er grinsend.
    »Was anderes habe ich nicht erwartet. Und wahrscheinlich hast du Feinde.«
    »Jeder hat Feinde. Ohne sie wäre das Leben langweilig. Außerdem kann man auf einige Feinde mindestens ebenso stolz sein wie auf seine Freunde.«
    »Du gehst doch auch in die Tiefe . Was, wenn dich da jemand fertigmachen will? In der Realität ist das eine Sache. Da kriegst du eins vor den Bug, kannst es deinem Gegner aber mit gleicher Münze heimzahlen. Was willst du jedoch einem Schuss in der Tiefe entgegensetzen? Wo dein Feind keine Spuren hinterlässt? Wo die normalen Gesetze nicht gelten? Wo

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