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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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zünde mir meine Zigaretten nicht mit Gas an! Gas ist eine Verhohnepipelung der heiligen Idee des Ewigen Feuers! Echt! Man muss sich die Kippe mit Streichhölzern anzünden!«
    Pat schoss erneut die Treppe hoch, Bastard senkte abermals die Stimme: »Es waren sieben Mann. Und alle echt, keine Bots. Bei denen haben meine Programme schlicht und ergreifend versagt. «
    »Völlig?«, hakte Dschingis verwundert nach.
    »Hundertprozentig. Die Kerle haben nicht eine Sekunde schlapp gemacht. Ich weiß nicht, woher die ihren Schutz hatten, aber es war, als wollte ich mit bloßen Händen gegen einen Panzer vorgehen. «
    Pat kam zurück, holte bereits ein Streichholz aus der Schachtel, strich es an und gab Bastard Feuer. Der Hacker nahm einen Zug an der Zigarette und nickte dem Jungen hoheitsvoll zu. Nachdem er die nächste Flasche Bier geleert hatte, berichtete er weiter: »Ich habe diese Lamer ein Weilchen in Schach gehalten, bevor ich dann ganz gemütlich abgezogen bin.«
    Pat strahlte glücklich. Er saß neben Bastard und konnte nicht sehen, was dieser für Grimassen zog.
    »Aber den Jungen haben sie gekriegt. Nach fünfeinhalb Minuten. Auf dem Bill-Gates-Platz. Und sie haben ihn erschossen. Die Leute drumherum haben nur gegafft und sind weitergegangen, die Leiche wurde zur Untersuchung mitgenommen.« Wie aus heiterem Himmel knallte Bastard die Faust auf den Tisch. »Woher sollte ich das denn wissen, verdammt noch mal?! Woher sollte ich wissen, dass Waffen der dritten Generation bereits existieren!«
    Dschingis stellte den Krug wieder auf, der durch das Tischbeben umgekippt war. Es hat schon Vorteile, sein Bier rechtzeitig auszutrinken. »Und du bist sicher, dass er in der realen Welt gestorben ist?«, wollte er wissen.
    »Ja. Ich kannte ihn. Wir haben uns ein paarmal getroffen. Er war noch das reinste Kind, gerade mal siebzehn! Sobald ich aus der Schusslinie war, habe ich ihn angerufen. Da war besetzt! Ob ihr’s glaubt oder nicht, aber er ging noch über eine Telefonverbindung in die Tiefe .«
    »Bist du sicher, habe ich gefragt?« Dschingis Stimme klang mit einem Mal gefährlich laut.
    »Ja! Ich bin sofort zu ihm. Router hin oder her – was, wenn die den Jungen finden? Wenn jemand einen derartigen Schutz aufbietet, dann musst du mit allem rechnen. Auch mit einer kleinen Stippvisite der Polizei.«
    »Warum zum Teufel musstest du auch unbedingt diesen Jungen mit zu dem Hack nehmen?« Dschingis zündete sich die nächste Zigarette an, und auch ich nahm mir eine. »Wo du wusstest, dass er noch ein Kind ist!«
    »Er war schon öfter irgendwo eingestiegen!«, erwiderte Bastard schroff. »Soll ich jetzt weitererzählen?«
    »Ja«, forderte ich ihn auf. »Und ohne Umschweife.«
    Bastard war zehn Minuten später zu Hause bei dem Jungen aufgekreuzt. Er lebte in der Nähe des Deep-Cafés, von dem aus der Hacker agiert hatte. Die Eltern des Jungen kannten ihn und baten ihn herein, auch wenn dieser Freund ihres Sohnes sie nicht allzu sehr entzückte.
    Der Junge saß vor der Kiste. Mit Helm und im Sensoranzug. Seine steifen Hände umklammerten die Tastatur …
    »Ich habe den Jungen per Notausstieg aus der Tiefe geholt.« Bastard zerdrückte eine unangezündete Papirossa in der Faust. »Aber da war es schon zu spät. Die Eltern haben noch den Notarzt gerufen, aber ihr Junge war bereits tot.«
    »Wie ist er gestorben?«, fragte ich. Das war bitter. Ich sah diesen unbekannten Jungen genau vor mir. Wahrscheinlich hatte er Bastard genauso angehimmelt, wie es Pat tat. Der starrte jetzt
allerdings nach unten und fuhr mit dem Fuß über den Boden, als wolle er die Fliesen durchbohren oder ein Loch im Strumpf auf die Maße des großen Zehs erweitern.
    »Erbärmlich«, knurrte Bastard. »Durch einen Muskelkrampf.«
    »Einen Muskelkrampf?«, fragte Pat erstaunt. »Wie soll das denn gehen?«
    »Ganz einfach. Das ist, wenn alle Muskeln sich in einem Krampf zusammenziehen. Es sah aus, als sei er erstickt, schlicht und ergreifend erstickt.«
    »Vielleicht hatte er irgendeine Krankheit?«, gab Dschingis zu bedenken. »Epilepsie oder so. Und dann die Aufregung, die Verfolgungsjagd, der Schusswechsel … Das hat er nicht verkraftet. Vielleicht war es also nur ein unglücklicher Zufall.«
    »Seine Eltern haben gesagt, er sei absolut gesund gewesen. Sie haben kaum einen Ton herausgebracht … aber diese Behauptung hat seine Mutter ständig wiederholt.«
    »Was haben die Logs hergegeben?« Dschingis war offensichtlich nicht bereit, sich irgendwelche

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