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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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…«
    »Ich hab’s schon verstanden«, fiel mir Dschingis ins Wort. »Alle weiteren Ausführungen kannst du dir sparen. Ich will nur nicht wahrhaben, was hier vor sich geht.«
    »Ich auch nicht. Trotzdem müssen wir unbedingt etwas unternehmen. «
    »Nur fürchte ich, dass wir zu spät kommen. Ist ein Programm erst mal entwickelt, kommt jeder in der Tiefe an das Zeug ran. Das ist lediglich eine Frage der Zeit.«
    In diesem Moment kamen Bastard und Pat zurück. Der Junge stapfte hinter dem Hacker her und machte ein Gesicht, als sei er gerade ausgepeitscht worden.
    »Wer ist als Sieger aus dem Streit hervorgegangen?«, erkundigte sich Dschingis.
    »Das ist nicht fair!«, brüllte Pat. »Das Interface selbst war in das Antivirenprogramm eingebaut! Und das hatte ich von Bastard! Um mich gegen andere Hacker zu schützen!«
    »Nur weil ich es dir gegeben habe, heißt das noch lange nicht, dass du es nicht checkst.« Bastard stellte die leere Flasche unter den Tisch und öffnete die letzte seines Vorrats. »Bring mir Bier.«
    »Ich habe gesagt, das ist unfair! Und wie!«, brüllte Pat weiter. »Du hast mich übers Ohr gehauen!«
    »Wieso das? Hat der Schutz versagt? Den Bären willst du mir ja wohl nicht aufbinden! Worüber beschwerst du dich dann also? Lass es dir eine Lehre sein und überprüf das nächste Mal die Geschenke deiner Freunde. Und hol mir endlich Bier!«
    »Jetzt lasst uns zur Sache kommen. Was ist da vorgefallen, Tocha?« Dschingis hatte übergangslos einen anderen Ton angeschlagen. »Und du, Saschka, hol Bier.«
    Dschingis brauchte die beiden nur mit ihren richtigen Namen anzusprechen, und schon legte dieses durchgeknallte Pärchen ein völlig anderes Verhalten an den Tag. Pat klappte den Mund zu und ging Bier holen. Bastard seufzte und fuhr sich über den rasierten Kopf. »Ich hab Hunger, Dsching.«
    »Erzähl alles, dann mache ich dir derweil ein paar Würstchen warm.«
    »Willst du mich vergiften?! Stell sie in die dämliche Mikrowelle, damit das Eis schmilzt, das reicht!«
    »Wie du meinst. Und jetzt fang an.« Daraufhin erhob Dschingis sich, ging zum Kühlschrank und entnahm ihm eine lange Würstchengirlande.
    »Ich hatte einen Auftrag, ich sollte irgendwo einsteigen.« Bastard zuckte die Achseln. »Keine große Sache. Bis auf den Auftraggeber. «
    Pat kam zurück, einen Armvoll feuchter Bierflaschen an die Brust gepresst. Während Bastard sie auf dem Tisch aufreihte, redete er ohne Unterbrechung weiter. »Keine Ahnung, wie der Kerl ausgerechnet auf mich gekommen ist, habe auch nicht weiter nachgebohrt. Du weißt, wie ich bin, auf Empfehlungen pfeife ich, Hauptsache, die Kasse stimmt.«
    »Du solltest eben nicht nur aufs Geld achten«, bemerkte Dschingis, während er die Würste in die Mikrowelle stopfte. »Wo hat er dich angesprochen? In der Realität oder in der Tiefe ?«
    »In der Tiefe natürlich. Ich saß in Deeptown, in einer Kneipe. Da kam er auf mich zu und hat die Karte auf den Tisch gelegt. Er hat sich als Diver geoutet.«
    Mein Herz fing an zu rasen.
    »Und das war dein Auftraggeber?«, fragte Dschingis, der an der laufenden Mikrowelle stand. »Irgendwie bringe ich diese beiden Geschichten nicht zusammen. Aber gut, erzähl erst mal weiter. «
    »Zieh dir ein neues T-Shirt an, Saschka, das ist ja ganz nass«, riet Bastard dem Jungen und öffnete sich das nächste Bier. »Am Anfang sah es so aus«, fuhr Bastard fort, »als ob du das mit links erledigst. Einsteigen, die Daten kopieren und wieder raus. Ein simpler Abgang, ohne Bookmarks in den Skripts für zukünftige Hacks zu hinterlassen. Ich würde einen Anteil vom Erlös kriegen, aber fünfhundert Dollar garantiert.«
    »Und du bist sicher, dass dieser Typ ein Diver war?«, hakte ich nach.
    »Ja, absolut. Er hat mir alle ihre Tricks vorgeführt … Eintritt und Austritt aus der Tiefe auf Kommando, keine Reaktion auf Schmerz und noch was …«
    »Und was, wenn er einfach das Deep-Programm nicht gestartet hatte?«
    »Hat er aber. Glaubst du, ich wäre noch nie einem Diver begegnet? Oder jemandem, der versucht, ohne Deep in die Tiefe zu gehen? Das war ein Diver. Er musste bei New boundaries einsteigen, aber da wartete Arbeit für einen Hacker, nicht für einen Diver.«
    »Aber für Diver gibt es heute keine Arbeit mehr«, murmelte ich. »Niemand braucht sie noch.«
    »Offenbar hat er eine Marktlücke entdeckt«, bemerkte Bastard leichthin. »Er war nicht gerade gesprächig, deshalb hat er mir keine Details erzählt. Wir haben uns dann über

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