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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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das Karussell des Todes hineingezogen wurde?
    Uff!
    Warum zum Teufel hat Siggi Palli mir nichts davon gesagt?
    Er bereitet mir wirklich Kopfzerbrechen! Verschweigt mir wohlweislich Informationen. Dieser Idiot.
    Er weiß zweifellos eine ganze Menge über Icelandic Energy Advisors. Klare Sache.
    Und jetzt sehe ich auch, dass er mir ebenfalls verschwiegen hat, dass er selber bei der Besuchertribüne war, als Salvör ihr Schicksal ereilte. Aber warum dieses Schweigen? Was hat er vor mir zu verstecken?
    Einige Möglichkeiten fallen mir sofort ein.
    Keine von ihnen ist wirklich gut.
    Vielleicht hat er mich gleich von Anfang an von vorne bis hinten belogen?
    Ich schließe die Videos in einen Aktenschrank ein. Versuche dann, den Fall in meinem Kurzzeitgedächtnis erst mal auf Eis zu legen. Setze mich an den Computer und das Telefon und widme mich der Aufgabe, die von allen immer die wichtigste ist und sein wird: dem Stella-Sparschwein.
    Am Nachmittag ruft Gudlaugur an. Salvörs Kollege von der Nachrichtenredaktion des Radios.
    »Ich fand es wichtig, dir mitzuteilen, dass die Sache mit dem Laptop nicht weiter geheimnisvoll war«, sagt er. »Salvör hat ihn im Auto liegen gelassen.«
    »Hast du mal reingeschaut?«
    »Nein.«
    »Bist du nicht neugierig?«
    »Auf was?«
    »Na ja, auf die Informationen, die Salvör hatte, in Sachen Bestechungsskandal? Und woher sie die Infos hatte?«
    »In diesen Tagen mache ich mir vor allem Sorgen wegen der kleinen Sigga«, antwortet er mit müder Stimme. »Der Tod ihrer Mutter geht ihr sehr nahe.«
    Natürlich.
    Ich wusste, dass Salvör eine Tochter hatte. Habe es an dem Abend in den Fernsehnachrichten gehört, als die Journalistin starb. Das Mädchen ist neun Jahre alt, glaube ich mich zu erinnern. Trotzdem habe ich nie an sie gedacht. Jedenfalls nicht als Mädchen aus Fleisch und Blut, das ganz plötzlich und unerwartet seine Mutter verloren hat. Habe sie im Gedächtnis eher als eine der vielen Tatsachen einsortiert, von denen ich zwar wusste, die aber mit dem Fall selber nichts zu tun haben.
    Mit meinem Fall.
    Bin ich denn wirklich so herzlos?
    Gegen Abend bekomme ich endlich den Brief von Raggi. Eine Kopie von dem Ausdruck der Telefongesellschaft. Eine Liste über alle Telefonate, die Salvör in den letzten vier Wochen von ihrem Festnetzanschluss und ihrem Handy aus getätigt und bekommen hat.
    Sie hat viel telefoniert. Und viele Anrufe bekommen.
    Die Liste vom Landssíminn umfasst viele Seiten. Dort ist auf die Sekunde genau verzeichnet, wann ein Gespräch begonnen und wann es beendet wurde. Aber es folgen keine Informationen, wer die Eigentümer der Anschlüsse sind. Hier sind nur die Nummern. Und die Zeiten der Anrufe.
    Verdammt!
    Der reinste Idiotenjob, die ganze Liste durchzusehen und die Telefonnummern mit den entsprechenden Namen zu versehen.
    Ich lasse das Gros bis morgen liegen. Schaue mir hingegen gleich mal die letzte Seite an. Das Verzeichnis über Salvörs Telefonate am schicksalsträchtigen Donnerstag.
    Sie hat selber an diesem Tag zwölfmal einen Anruf getätigt und jedes Mal ihr Handy benutzt. Aber wurde vierzehn Mal angerufen.
    Ich gebe die Nummern nach und nach ins Telefonbuch im Internet ein. Rufe Informationen auf den Bildschirm auf, wer für welche Nummer registriert ist.
    Will als Allererstes wissen, mit wem sie als Letztes telefoniert hat. Wem das Handy gehört, auf das sie nur eine halbe Stunde vor ihrem Tod angerufen hat.
    Die Antwort erhalte ich rasch auf dem Bildschirm. Nichts Verwunderliches, was das Telefonat betrifft: Sie hat nur ihre Tochter angerufen.
    Ich gehe weiter die Liste vom Donnerstag durch. Bekomme nach und nach, für ein Telefonat nach dem anderen, eine Erklärung.
    Die wenigsten scheinen allerdings auf irgendeine Weise damit zu tun zu haben, was mich am meisten interessiert: dem Bestechungsskandal. Aber sie hat an jenem Morgen auch zweimal den Sekretär des Wirtschaftsministers angerufen. Und einmal die Handynummer von Jódís, seiner Tochter.
    Zum Schluss fehlen mir nur noch Informationen über einen Gesprächspartner von Salvör an diesem Donnerstag. Seine Nummer wird im Telefonbuch vom Landssíminn nicht angegeben.
    Salvör hat diese Geheimnummer zweimal angerufen. Zuerst einmal früh am Morgen, gegen halb neun. Das Telefonat war sehr kurz, dauerte gerade mal eine Minute. Um Viertel nach zehn hat sie erneut angerufen und hat dann knapp elf Minuten gesprochen.
    Aber später am Tag wird sie noch mal von dieser Nummer angerufen. Es war noch nicht

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