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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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ganz halb zwei. Dieses Gespräch dauerte noch nicht mal zwei Minuten.
    Drei Telefonate innerhalb ein paar Stunden.
    Mit wem hat sie gesprochen?
    Ich weiß nur einen Weg, um herauszufinden, wem diese Geheimnummer gehört. Nehme den Hörer ab. Tippe die Nummer ein. Es klingelt. Einmal. Zweimal. Dreimal. Viermal.
    »Ja?«
    Die Stimme klingt bekannt:
    Siggi Palli.

25
    Jódís Angantýsdóttir ist auf dem Weg in die amerikanische Botschaft.
    Ich höre sofort durch, dass sie wenig Interesse daran hat, mich zu treffen. Will mich mit altbekannten Ausreden abspeisen. Dass dafür jetzt keine Zeit sei. Sie müsse jede Minute ausnutzen, um sich für das Mittagessen beim Botschafter vorzubereiten.
    »Es dauert nur eine Viertelstunde«, wende ich ein. »Ist es nicht am besten, die Sache hinter sich zu bringen?«
    Während ich mit meinem Silberpfeil zu Jódís nach Hause rausche, gehe ich im Geiste noch mal das unerwartete Telefonat mit Siggi Palli durch.
    Er fand es überhaupt nicht witzig, meine Stimme in seinem Handy zu hören. »Wo hast du diese Nummer her?«, hat er als Erstes gefragt. Als ob sie ein wichtiges Staatsgeheimnis wäre.
    Aber ich habe es ihm nicht verraten. Habe keinen Anlass gesehen, ihm die Möglichkeit zu geben, weitere Lügen vorzubereiten.
    Viel besser hingegen ist es, ihn mit den neuen Fakten später zu konfrontieren. Von Angesicht zu Angesicht. Dann kann ich auch verfolgen, wie er reagiert.
    Jódís’ Wohnung liegt in der obersten Etage eines Hochhausneubaus am Strand. Von dort aus hat man eine atemberaubende Aussicht über den Faxaflói und die Bergketten westlich und nördlich der Hauptstadt. Von den steilen Hängen der Esja bis zur weißen Kuppe des Gletschers auf dem Snaefellsnes.
    Jódís sieht in Rot verdammt gut aus. Das Kostüm passt gut zum rotgoldenen Haar, das in Wellen über die hohe Stirn, an den ovalen Wangen vorbei und dem schlanken Hals entlang fällt.
    »Ich habe wenig Zeit«, sagt sie und bedeutet mir mit einer Handbewegung, in das helle Wohnzimmer einzutreten, wo die großen Fenster auf das stille Meer und die würdevollen Berge ausgerichtet sind. »Der Minister ist schon unterwegs, um mich abzuholen.«
    Sie bietet mir an, auf einem tiefen Ledersofa Platz zu nehmen. Setzt sich selber in einen Sessel mir gegenüber und betrachtet mich misstrauisch.
    »Wie ich dir vorhin schon am Telefon gesagt habe, kann ich dir eigentlich nichts über Salvör sagen«, fährt sie fort. »Ich wusste natürlich, wer sie war, weil sie schon seit langem Nachrichten über die politische Arbeit der Regierung im Radio gebracht hat, aber persönlich hatte ich fast keinen Kontakt zu ihr.«
    Ich erkläre Jódís, dass ich die letzten Stunden der Journalistin zu rekonstruieren versuche, um ein besseres Bild von den Geschehnissen zu bekommen, die zu ihrem Tod führten.
    »Salvör war dabei, Hinweisen über Verfahrensfehler nachzugehen, die sie bekommen hatte und die mit dem Wirtschaftsministerium auf eine oder andere Weise zu tun haben.«
    »Was für Verfahrensfehler?«, fragt Jódís.
    »Bestechungsgelder in Verbindung mit der Privatisierung.«
    »Bestechungsgelder?«, wiederholt sie. »Wer verbreitet solche Verleumdungen?«
    »Hat sie dich nicht nach diesen Verleumdungen am Donnerstag gefragt?«
    »Warum bist du der Meinung, dass Salvör mit mir an diesem Tag gesprochen hat?«
    »Ich weiß, dass sie es getan hat. Sie hat dich um 10.46 Uhr morgens angerufen. Das Gespräch dauerte 6 Minuten und 34 Sekunden. Was hat sie gewollt?«
    Jódís fährt sich mit der Zungenspitze schnell über die rot geschminkten Lippen. »Ja, ich verstehe, du hast eine Übersicht über ihre Telefonate bekommen.«
    Sie guckt mich an, ohne eine Miene zu verziehen. Spielt anscheinend gedankenverloren an ihrem dicken Goldarmband, das ihren rechten Unterarm ziert.
    »Salvör hat mich an jenem Morgen angerufen«, sagt sie, »aber es ging darum, dass sie mich bat, ihr behilflich zu sein, später am Tag einen Termin für ein Interview mit dem Minister zu bekommen. Er war sehr beschäftigt, und deshalb hat sie keine Verbindung zu ihm persönlich bekommen. Aber sie hat mir gegenüber keine Gerüchte dieser Art erwähnt.«
    »Wurde das Thema überhaupt nicht angeschnitten?«
    »Nein, sie hatte Interesse an einem ausführlichen Interview mit dem Minister über den Stand der Verhandlungen nach seinen Gesprächen mit der amerikanischen Delegation, das war alles.«
    »Und, wurde ihr ein Interview gewährt?«
    »Nein, der Minister hatte an diesem Tag

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