Der falsche Zeuge
von Metallteilen oder Glasscherben der Explosion getroffen. Zwei von ihnen liegen auf dem feuchten Schotter auf dem Rücken und können nicht alleine aufstehen. Andere Schwarzjacken kommen den Verletzten zu Hilfe. Ziehen sie zu einem ihrer Autos hoch. Dort versuchen sie, mit ihren verwundeten Kollegen zu sprechen. Und sie mit erster Hilfe zu versorgen.
Währenddessen züngelt das Feuer fröhlich im Wrack. Der Fahrer des Transporters muss mausetot sein. Wer es auch war.
Und die Tasche mit dem Geld? Zweifellos so gut wie unbrauchbar. Wenn sie nicht sowieso zu Asche verbrannt ist.
Was für ein Schlamassel!
Ich habe mehr als genug gesehen. Drehe mich geschwind um und mache, dass ich schnell wieder zurückkomme. Springe auf dem Weg zum Schuppen über Steine und Pfützen. Hämmere an die Tür. Als Dagfinnur öffnet, schlüpfe ich sofort hinein ins Trockene.
Hermundur ist wirklich betroffen. Er schaut grimmig auf das schreckliche Schauspiel, das man auf dem grünlichen Bildschirm zu sehen bekommt.
Die Goldjungs sind in ständigem Telefonkontakt zu denen, die die Fahrt des schwarzen BMW verfolgen.
Er darf auf keinen Fall entkommen!
»Wo ist Ingi?«, frage ich und wische mir die Regentropfen aus dem Gesicht.
»Er ist in den Nesjavallavegur abgebogen«, antwortet Dagfinnur. »Dieser Weg führt zum Dampfkraftwerk in Nesjavellir und von da aus zur Kreuzung im Grafningur am Thingvallavatn.«
»Dann ist er auf dem Weg ins Ferienhaus.«
»Das ist wahrscheinlich.«
»Wie sieht’s da aus?«
»Ich habe Männer vom Sonderkommando vor Ort«, sagt Hermundur.
»Wo?«
»Einige verstecken sich in der Nähe des Hauses, hinter anderen Häusern in der Gegend, und eine zusätzliche Truppe hat direkt an der Einfahrt zum Naturschutzgebiet Posten bezogen.«
»Ist jemand bei Audólfs Ferienhaus gesehen worden?«
»Vor einer guten halben Stunde hat ein Auto dort geparkt.«
»Ich hab’s doch gewusst!«, rufe ich.
Als Nächstes bekommt Dagfinnur eine Nachricht von den Schwarzjacken bei Nesjavellir, als Ingi über die Berge kommt und mit hoher Geschwindigkeit auf die Weggabelung zufährt. Dort müsste er nach links abbiegen. Um am Thingvallavatn gen Norden zu fahren. Wenn er denn auf direktem Weg zum Ferienhaus der Audólfsfamilie wollte, um dort den Drahtzieher selber zu treffen.
»Der Schwarze drosselt die Fahrt an der Gabelung«, sagt Dagfinnur.
Die Spannung steigt erneut.
»Er fährt in den Grafningsveg … Er fährt … nach rechts.«
»Verdammt!«, quetsche ich zwischen den Zähnen hervor.
Was denkt sich Ingi eigentlich? Er will doch wohl nicht einmal um den ganzen Thingvallavatn herumfahren, bevor er im Ferienhaus ankommt? So eine Fahrt würde eine ganze Stunde dauern. Mindestens.
»Die Polizei von Selfoss hat zwei Wagen an dieser Strecke postiert, beziehungsweise am Abbieger zum Ljósafoss«, sagt Hermundur. »Sag ihnen Bescheid, dass das schwarze Auto in Bälde in ihrem Gebiet auftaucht.«
Dagfinnur funkt sie an.
»Ich fange an zu zweifeln, dass Ingi das Rauschgift in diesem oft genannten Ferienhaus übergibt«, fügt Hermundur hinzu.
»Sie kommen da an«, antworte ich. »Wenn alles mit rechten Dingen zugeht.«
Hermundur findet meine Bemerkung gar nicht lustig.
»Nur fünf Leute wissen, welchen Namen du uns genannt hast«, sagt er mit gerunzelter Stirn, »und die sind alle über jeglichen Verdacht erhaben.«
»Das sehen wir dann am Ende der Aktion.«
Es dauert ewig, bis das schwarze Auto bei dem nächsten Posten erscheint.
»Wie weit ist es eigentlich zwischen diesen beiden Abbiegern?«, frage ich.
»Zirka 15-20 Kilometer«, sagt Hermundur trocken.
»Dann hätte er schon längst dort ankommen müssen. Wo bleibt der Mistkerl?«
Dagfinnur nimmt wieder Kontakt zu den Schwarzjacken am Ljósafoss auf. »Sie sehen das Auto nirgendwo«, sagt er und stöhnt.
»Könnte Ingi gewendet haben?«, frage ich.
»Wir verfolgen selbstverständlich weiterhin den anderen Abbieger«, antwortet Hermundur. »Es besteht keine Gefahr, dass Ingi einfach in der Versenkung verschwindet.«
Plötzlich gibt Dagfinnur ein Zeichen. »Ein schwarzer BMW nähert sich Ljósafoss«, sagt er. »Sie fragen, ob sie das Auto anhalten sollen.«
»Ja, sie sollen das Auto zum Wenden veranlassen«, antwortet Hermundur. »Mit der Erklärung, dass der Weg in den Süden wegen eines schlimmen Unfalls gesperrt sei.«
Dagfinnur gibt die Befehle weiter.
»Das sind erfahrene Männer, die in solchen Situationen sehr überzeugend sein können«, fährt
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