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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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werden.
    Zwei PKWs wurden bei der Weggabelung unterhalb des Dampfkraftwerks quer über die Straße geparkt. Das eine Auto wird rückwärts die Kante heruntergefahren, um uns durchzulassen.
    Der Jeep braust nach Norden weiter.
    Tiefe Dunkelheit liegt über dem Thingvallavatn und den Bergen ringsum. Der stärker werdende Wind wühlt die grauschwarze Wasseroberfläche auf und bläst den Regen mit erhöhter Kraft über das Auto.
    Thingvellir scheint völlig verlassen zu sein. Keine Menschenseele unterwegs. Öde.
    Die Fenster des Hotels Valhöll liegen im Dunkeln. Es ist den Winter über nicht in Betrieb. Der gleiche Anblick beim Dienstleistungszentrum am Gjábakkavegur. Die Goldjungs haben ganz offensichtlich darauf geachtet, unauffällig zu sein.
    Vielleicht sind sie ja doch nicht so hoffnungslos, wie ich dachte.
    Wir fahren durch gespenstische Lavaformationen bis zu Bolabás. Unter den mit Gestrüpp bewachsenen Abhängen des Armannsfells haben sich die Goldjungs so versteckt, dass man sie vom Weg aus nicht sehen kann.
    Schwarz gekleidete Männer vom Sonderkommando haben einen Pferdestall eingenommen. Sie werfen mir gleich missbilligende Blicke zu. Aber Hermundur hakt das Thema umgehend ein für alle Mal ab: »Befehl von oben«, sagt er kurz angebunden.
    Die Goldjungs laden zu schwarzem, zuckerfreiem Kaffee ein. Und erzählen Hermundur die neuesten Nachrichten von der Katastrophe in der Kiesgrube.
    Keiner der Schwarzjacken schwebt mehr in direkter Lebensgefahr, obwohl einer bei der Explosion auf dem Grund der Grube schwer verletzt wurde.
    Der Fahrer des Transporters ist gestorben. Sie wissen immer noch nicht, wer er ist. Die Leiche war so schwer verbrannt, als die Schwarzjacken sie schließlich aus dem Wrack ziehen konnten, dass es ein völlig hoffnungsloses Unterfangen war, den Mann zu identifizieren. Man hat auch keine Ausweise von ihm in der ausgebrannten Blechruine gefunden.
    Die Geldtasche ist vom Feuer eingeäschert worden. Die Scheine sind verlorenes Geld.
    Verdammt!
    Die Goldjungs haben eine Landkarte vom Thingvallavatn und der näheren Umgebung an eine Wand des Pferdestalles gehängt. Und ein paar Luftaufnahmen von dem Gebiet.
    »Auf welchem Bild ist das Ferienhaus?«, frage ich.
    »Hier«, antwortet Hermundur und zeigt auf ein Gebäude dicht an der westlichen Seite des Sees. Gar nicht so weit weg vom Hotel Valhöll.
    Das Haus ist wirklich groß, im Vergleich zu den Nachbarhütten. Es ist von hohen, dicht belaubten Bäumen umgeben. Außer unten am Strand. Dort führt eine Art Steg ins Wasser. Unterhalb eines kleinen Unterstandes.
    »Ist das ein Badehaus oder so was?«, frage ich.
    »Nein«, antwortet Hermundur.
    Man merkt ihm an, dass er meine ewigen Fragen leid ist.
    »Was ist es denn?«
    »Das sind ein Landesteg und ein Bootshaus.«
    Landesteg?
    Ich gucke mir die Karte genauer an. Betrachte wieder die Gegend, wo der irre Ingi aus dem schwarzen BMW verschwand. Es gibt dort ein paar Ferienhausgebiete. Und Wege, die vom Gafningsvegur zu den Häusern führen. Und weiter bis an den See.
    »Verdammt!«, rufe ich plötzlich. Und knalle meine geballte Faust auf die Karte.
    Die Goldjungs starren mich an, als wäre ich nicht ganz dicht.

37
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragt Hermundur müde.
    »Warum bin ich nicht schon längst darauf gekommen?«, frage ich mich selber und betrachte weiter die Karte vom Thingvallavatn.
    »Was?«
    »Dieser Ganove muss in einem Boot unterwegs sein.«
    Hermundur eilt zu mir an die Wand. Er guckt sich die Landkarte eine Weile an. Und beginnt dann, Befehle zu erteilen.
    Ich bin sicher, dass ich Recht habe: Der irre Ingi ist in diesem Augenblick dabei, das Rauschgift über das Wasser zu transportieren. Im Schutz der Dunkelheit.
    Die Goldjungs sind alles andere als überzeugt. Obwohl sie alle notwendigen Vorbereitungen getroffen haben, um schnell reagieren zu können. Für den Fall, dass …
    Ich gehe hinaus in die regnerische Dunkelheit. Eine solche Nacht ist doch genau das Richtige für jemanden, der sich auf dem Wasser verstecken will: ein völlig zugezogener Himmel. Kein Mondschein. Und es ist kalt und nass.
    Bald kehre ich zurück in die Wärme des Pferdestalls.
    Die Goldjungs beobachten den See, so gut es in der Dunkelheit geht. Von ihren Verstecken am Ufer aus. Aber sie können keine Menschenseele entdecken.
    »Keiner meiner Männer hat heute Nacht das Geräusch eines Bootsmotors gehört«, sagt Hermundur.
    »Er könnte sich versteckt haben«, wende ich ein. »Zum Beispiel

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