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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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nicht den Hintermann. Und das ist der Teufel, der wichtig ist!«
    Die Ungewissheit beunruhigt die Goldjungs, die in der Bláfjallahütte auf Anweisungen warten. »Sollen wir jetzt den Weg absperren oder nicht?«, fragt ihr Verantwortlicher schon zum zweiten Mal.
    Hermundur zögert immer noch.
    »Das Auto ist in Sichtweite!«
    Da trifft er endlich eine Entscheidung: »Lasst ihn durch.«
    Hermundur gibt Befehle in alle Richtungen. Um sicherzugehen, dass die Route des schwarzen Autos im Sekundentakt überwacht wird.
    Der Fahrer des Transporters hingegen hat keine Eile. Er wirft erst den Motor an, als der schwarze BMW bereits in der Dunkelheit verschwunden ist. Wartet trotzdem noch eine gute Weile, nachdem er die Scheinwerfer eingeschaltet hat. Fährt schließlich vorsichtig vom Parkplatz, Richtung Westen.
    »Sperrt die Straße am Krýsuvíker Abbieger ab!«, ordnet Hermundur an. »Den schnappen wir uns!«
    Der Transporter beschleunigt die Fahrt erst auf der asphaltierten Straße neben der tiefen Kiesgrube. Und braust mit Vollgas den Abhang hinunter.
    Der Fahrer scheint die Autos, die ihm den Weg abschneiden, erst zu bemerken, als er ungefähr noch einen halben Kilometer vom Krýsuvíkurvegur entfernt ist.
    Da erst drosselt der Transporter das Tempo. Ganz leicht. Was sich der Fahrer wohl denkt? Glaubt er wirklich, dass alle diese Schwarzjacken an dieser Stelle zu dieser Zeit den Verkehr überwachen? Oder eine Unfallstelle absperren?
    Vielleicht dachte er das zuerst wirklich. Aber jetzt nicht mehr.
    Er steigt in die Eisen, dass die Reifen auf dem Asphalt laut aufheulen. Wendet dann das Auto auf der Straße. In größter Verwirrung. Und fährt dann mit Vollgas den gleichen Weg zurück, den er gekommen ist.
    »Folgt ihm!«, ruft Hermundur. »Aber ohne Sirene!«
    Zwei der Autos, die die Straße abgesperrt haben, geben Gas und rasen dem Transporter hinterher. Ihr Blaulicht blinkt ununterbrochen. Aber die Martinshörner schweigen.
    »Er darf unter keinen Umständen entkommen!«, ruft Hermundur.
    Der Transporter schießt mit hohem Tempo vorwärts. Flitzt die asphaltierte Straße am oberen Rand der Kiesgrube entlang. Plötzlich fährt der Fahrer eine unerwartete Kurve nach links auf einen schmalen Schotterweg neben dem Grubenrand.
    »Was macht der Idiot da eigentlich?«, ruft Dagfinnur.
    »Auf dem Trampelpfad kommt er nicht weit«, antwortet Hermundur. »Der Schuppen steht im Weg.«
    Nichtsdestotrotz kurvt der Fahrer des Transporters weiter mit Vollgas über den steinigen und mit Schlaglöchern versehenen Weg. Der Motor heult, und Steine schlagen an den Lack.
    Da verliert er die Kontrolle über den Wagen. Das Auto fliegt durch die Luft und überschlägt sich ein paar Mal bis zur Kante der Grube.
    »Oh mein Gott!«, ruft Dagfinnur.
    Der Transporter prallt an der steilen Abrisskante ab und wird weggeschleudert.
    Fünf Meter abwärts. Zehn. Fünfzehn. Zwanzig.
    Schließlich landet er auf einem unbemannten Bagger, der auf dem Grund der Kiesgrube geparkt wurde.
    Die plötzliche Explosion lässt alles um uns herum erzittern.

35
    »Löscht das Feuer!«, ruft Hermundur.
    Ich ertrage es nicht länger, in dieser primitiven, engen Schaltzentrale der Goldjungs eingesperrt zu sein. Muss mit eigenen Augen sehn, was da draußen vor sich geht. Stehe deshalb auf und stoße die Tür auf. Springe auf den zerlöcherten Trampelpfad hinunter. Klettere so schnell ich kann den steinigen Abhang hoch. Halte erst an, als ich den höchsten Punkt der Aufschüttung um die Kiesgrube herum erreicht habe.
    Von der oberen Kante des Steilhangs blicke ich auf die brennende Hölle tief unter mir hinunter. Der Transporter und der Bagger stehen mitten in der grauschwarzen Wüste lichterloh in Flammen.
    Die Autos der Goldjungs sind auf dem Weg hinunter. Schnell ist die Grube in blau blinkende Lichter getaucht. Einige Schwarzjacken laufen auf das brennende Wrack zu. Sie halten rote Handfeuerlöscher in die Luft und spritzen von zwei Seiten weißen Schaum auf den in Flammen getauchten Autokadaver.
    Ich kann für einen Moment den bewusstlosen Fahrer erkennen, umzüngelt von gierigen Flammen.
    Plötzlich explodiert es kräftig in der Mitte der Flammen. Als ob die Hitze den Benzintank in Stücke gesprengt hätte. Teile des Transporters und des Baggers fliegen in alle Richtungen.
    Die Schwarzjacken lassen ihre Feuerlöscher fallen, während sie verzweifelt versuchen, dem aufwirbelnden Funkenregen zu entkommen. Diejenigen, die der Stichflamme am nächsten standen, wurden

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