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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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später war ich über scharfkantige Steine, losen Schotter und tiefe Pfützen bis zu einem heruntergekommenen Schuppen gestiegen, der sich am oberen Ende der Schlucht befindet.
    Und hatte mich hinter ihnen durch die Tür gequetscht.
    »Setz dich, und sei still!«, befahl Hermundur und knallte die Tür ins Schloss.
    Uff!
    Ich versuchte, mir die meiste Feuchtigkeit aus dem Gesicht zu wischen.
    Ein junger und ernsthafter Kerl saß bereits im Schuppen. Hat einen Laptop vor sich auf dem Tisch stehen.
    Er kam mir bekannt vor. Ich habe ihn schon einmal gesehen, zusammen mit Raggi.
    »Du bist doch Dagfinnur, oder?«
    Er nickte, ohne dass er sich von mir hätte ablenken lassen.
    Der Schuppen wurde offensichtlich zu einer primitiven Schaltzentrale für die Goldjungs umfunktioniert. Dort befanden sich allerlei technische Geräte: Telefone, Funkanlage, Bildschirme.
    »Wo sind wir?«, fragte ich.
    »Am nördlichen Ende der Kiesgrube, die sich direkt am Bláfjallavegur befindet«, antwortete Hermundur. »Wir haben zwei Überwachungskameras aufgestellt. Die eine ist bei einem Hügel hier ganz in der Nähe versteckt, die andere filmt aus geraumer Entfernung den Parkplatz beim Daudadalur, wo die Übergabe stattfinden soll.«
    Auf dem einen Bildschirm kann man jetzt eine riesengroße Grube erkennen.
    Der Krater ist so tief, dass die Bagger und Lastwagen auf seinem Grund wie kleine Spielzeugautos aussehen.
    Auf der anderen Seite der Grube sieht man eine asphaltierte Straße.
    »Der Bláfjallavegur geht vom Krýsuvíkurvegur ab, führt an der Kiesgrube entlang ins Lönguhlíd, wo auch Daudadalur liegt, durch das Skigebiet Bláfjöll und trifft dann bei Sandskeid auf den Sudurlandsvegur, die Ringstraße in den Süden.«
    »Kann man euren Jeep auch nicht von der Straße sehen?«
    »Nein.«
    »Wie sieht der Plan aus?«
    »Wir haben im ganzen Gebiet Männer vom Sonderkommando an Schlüsselpositionen postiert, von wo aus sie sowohl die Straße als auch den Parkplatz beim Daudadalur beobachten können«, erklärt Hermundur. »Dann gibt es noch einsatzbereite Truppen an der Bláfjallahütte und hier westlich von uns. Beide Mannschaften haben Jeeps zur Verfügung, um die Straße jederzeit absperren zu können und so jeglichen Verkehr fern zu halten.«
    Klingt gut.
    Die drei Männer haben sich noch um einiges zu kümmern. Sie sind in ständigem Kontakt mit ihren Kollegen. Fragen und Antworten gehen schnell hin und her.
    Ich habe nichts zu tun.
    Außer zu warten. Und zu hoffen, dass Ludmillas Informationen sich als richtig erweisen. Ansonsten wäre dieser ganze Aufwand umsonst gewesen. Und ich selber in einen sehr peinlichen Morast gefallen.
    Ich gucke wieder auf die Uhr. Es ist fünf vor halb eins.
    »Sie sagen, dass ein heller Transporter an der Drottning vorbeifährt«, ruft Dagfinnur plötzlich. »Er fährt in westliche Richtung!«
    Alle Augenpaare sind auf den grünlichen Bildschirm gerichtet, der den Parkplatz und die nähere Umgebung zeigt.
    »Wo ist dieser Berg Drottning?«, frage ich.
    »Etwa acht Kilometer vom Übergabeplatz«, antwortet Hermundur.
    Nach einer Weile sehen wir, wie der Transporter langsam auf den Parkplatz fährt. Der Fahrer hält an und schaltet die Scheinwerfer aus. Bleibt aber hinter dem Steuer sitzen. Allein in der nächtlichen Dunkelheit.
    Die Spannung steigt. Die Goldjungs versuchen, Ruhe zu bewahren. Aber man sieht ihnen an, dass ihre Nerven bis aufs Äußerste angespannt sind.
    Ich gucke wieder auf die Uhr. Zehn Minuten nach halb.
    Will denn niemand kommen, um diese verdammte Rauschgiftsendung abzuholen?
    Ich bin erleichtert, als Hermundur erneut eine Meldung erhält: »Schwarzer BMW biegt vom Krýsuvíkurvegur auf den Bláfjallavegur ab.«
    Ich schaue zwischen den Goldjungs auf die Bildschirme. Sehe, wie das Auto auf dem einen Bildschirm erscheint. Es fährt den Weg an der Kiesgrube hoch.
    Hoffentlich ist es Audólfur selbst. Nicht nur seine Kuriere.
    Mein Blick springt zwischen den beiden Stellen, die uns die Kameras zeigen, hin und her. Bevor ich mich auf das Bild vom Transporter konzentriere.
    Das Warten strengt ganz schön an.
    Endlich, endlich kommt der schwarze BMW wieder ins Bild. Er nähert sich schnell dem Parkplatz. Aber verlangsamt nicht die Fahrt. Will er denn gar nicht anhalten? Teufel noch mal!

34
    Der Fahrer des schwarzen Autos fährt an dem Parkplatz vom Daudadalur vorbei, als würde ihn der Transporter nichts angehen.
    »Verdammt!«, fluche ich.
    Vielleicht ist dies ja nur ein Nachtschwärmer,

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