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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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lange her«, sagte er langsam. »Das Kommando hat längst ein anderer.«
    Das Wort »Kommando« wurde von dem Mikrofon am Kopfende des Betts erfasst und an die Spracherkennungssoftware des Computers weitergeleitet. »Kommando« war das Schlüsselwort, das den Rechner veranlasste, einen Befehl entgegenzunehmen. Auf dem Monitor, den nur Rhyme, nicht aber der Hexer sehen konnte, öffnete sich ein Programmfenster.
Anweisung?
, stand dort zu lesen.
    »Kommando?«, fragte der Hexer. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe früher die kriminaltechnische Abteilung geleitet. Heute gehen die jungen Beamten dort zwar noch ans
Telefon
, wenn ich mich melde, aber von selbst würden sie nie bei mir
anrufen

    Der Computer erfasste die beiden Schlüsselworte.
Wen möchten Sie anrufen?
, lautete die stumme Reaktion.
    Rhyme seufzte. »Nur als Beispiel: Neulich wollte ich jemanden dort sprechen. Einen Lieutenant. Lon Sellitto.«
    Der Computer meldete:
Kontaktiere Teilnehmer Lon Sellitto
.
    »Und ich hab zu ihm gesagt…«
    Der Hexer runzelte plötzlich die Stirn.
    Er trat hastig vor, drehte den Monitor von Rhyme weg, las die Bildschirmanzeige und verzog das Gesicht. Dann riss er das Telefonkabel und den Stecker des Computers aus der Wand. Das Gerät erstarb mit einem leisen Ächzen.
    Rhyme drückte den Kopf tief in die Kissen und fürchtete, der Hexer würde die schreckliche Rasierklinge zücken. Doch stattdessen wich der Mann ein Stück zurück und rang mit asthmatischem Pfeifen nach Luft. Er schien eher beeindruckt als wütend zu sein.
    »Sie wissen, was das gewesen ist, nicht wahr?«, fragte er mit kaltem Lächeln. »Ein lupenreiner Illusionistenzauber. Sie haben mich mit Geplapper abgelenkt und dann eine klassische verbale Täuschung angewandt. Ein Kniff, würden wir dazu sagen. Das war gut. Ihre Worte klangen ganz natürlich – bis Sie den Namen erwähnt haben.
Der
hat es ruiniert. Denn, sehen Sie, mir gegenüber einen Namen zu nennen, war
nicht mehr
natürlich. Es ließ mich misstrauisch werden. Aber bis dahin waren Sie gut.«
    Der Unbewegliche…
    »Doch ich bin ebenfalls gut«, fuhr er fort und streckte die leere Handfläche aus. Rhymes Kopf zuckte zurück, als die Finger dicht an seinen Augen vorbeistrichen. Er spürte eine leichte Berührung am Ohr. Als die Hand des Hexers eine Sekunde später wieder in Sicht kam, steckten
vier
beidseitig geschliffene Rasierklingen zwischen den Fingern. Er ballte die Hand zur Faust, und aus den vier Klingen wurde eine einzige, die er nun wieder mit Daumen und Zeigefinger hielt.
    Nein, bitte… Mehr noch als den Schmerz fürchtete Rhyme das entsetzliche Schicksal, eines weiteren Sinnes beraubt zu werden. Der Killer brachte die Klinge bis dicht vor Rhymes Auge und bewegte sie hin und her.
    Dann lächelte er, trat einen Schritt zurück und schaute quer durch den Raum auf die Schatten vor der gegenüberliegenden Wand. »Und nun, verehrtes Publikum, werden wir unseren Auftritt mit ein paar Taschenspielertricks beginnen. Unser Proband hier wird mir dabei assistieren.« Er sprach diese Worte in einem unheimlichen, theatralischen Tonfall.
    Dann hob er die Hand und zeigte die schimmernde Rasierklinge. Mit einer fließenden Bewegung hob der Hexer den Bund von Rhymes Hose an und schleuderte die Klinge wie eine Frisbeescheibe in Richtung der nackten Leistengegend.
    Der Kriminalist erstarrte vor Schreck.
    »Was muss jetzt wohl in ihm vorgehen…?«, fragte der Hexer sein imaginäres Publikum. »Zu wissen, dass eine Rasierklinge ihn berührt und womöglich seine Haut
zerschneidet
 – oder seine Genitalien, eine Vene oder Arterie. Und er spürt davon nicht das Geringste!«
    Rhyme starrte auf die Vorderseite seiner Hose und wartete darauf, dass man das Blut sehen würde.
    Dann lächelte der Hexer. »Doch vielleicht ist die Klinge gar nicht dort… Vielleicht ist sie woanders. Vielleicht hier.« Er griff sich in den Mund, zog das kleine stählerne Rechteck heraus und hielt es hoch. Dann runzelte er die Stirn. »Moment.« Er holte noch eine Klinge aus dem Mund. Dann zwei weitere, so dass er abermals alle vier Exemplare in der Hand hielt. Er fächerte sie wie Spielkarten auf und warf sie über Rhyme in die Luft, der wiederum aufkeuchte und zusammenzuckte. Doch keine der Rasierklingen traf ihn. Sie waren verschwunden.
    An Hals und Schläfen fühlte Rhyme seinen rasenden Herzschlag. Schweiß rann ihm über die Stirn. Er sah zur Uhr. Es kam ihm so vor, als seien mehrere Stunden verstrichen. Aber Thom war erst

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