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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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hatte mehrere Rasierklingen bei sich.«
    Sachs nickte und verließ den Raum. Thom machte sich an die Arbeit und fing an, fachkundig Rhymes Atemwege zu reinigen.
    Zwanzig Minuten später kehrte Sachs zurück. Sie streifte den Tyvek-Overall ab, legte ihn sorgfältig zusammen und verstaute ihn wieder in dem Gerätekoffer.
    »Da gab’s nicht viel«, berichtete sie. »Ich hab dieses Taschentuch und ein paar Schuhabdrücke. Er trägt ein neues Paar Eccos. Klingen habe ich keine gefunden. Falls er sonst noch etwas verloren hat, wurde es verbrannt. Oh, und da lag außerdem eine Flasche Scotch. Aber ich nehme an, die gehört dir.«
    »Ja, richtig«, flüsterte Rhyme. Normalerweise hätte er nun einen Witz gemacht – irgendetwas über die Härte der Bestrafung, wenn jemand einen achtzehn Jahre alten Single Malt als Brandbeschleuniger benutzte. Aber ihm war nicht nach Scherzen zumute.
    Er wusste, dass es kaum Spuren geben würde. Aufgrund der ungeheuren Zerstörungskraft eines Feuers konnte man in Fällen wie diesem meistens nur den Ausgangspunkt und die Art der Brandstiftung ermitteln. Doch beides kannten sie bereits. Trotzdem wollte Rhyme sich noch nicht zufrieden geben.
    »Was ist mit dem Isolierband? Thom hat es abgerissen und fallen gelassen.«
    »Kein Isolierband.«
    »Sieh am Kopfende des Betts nach. Da hat der Hexer gestanden. Er könnte…«
    »Ich hab dort nachgesehen.«
    »Tja, dann such noch einmal. Du hast etwas übersehen. Da muss noch mehr sein.«
    »Nein«, entgegnete sie einfach.
    »Was?«
    »Vergiss den Tatort. Es ist alles verbrannt.«
    »Wir müssen mit diesem verdammten Fall irgendwie vorankommen.«
    »Das werden wir, Rhyme. Ich möchte den Zeugen vernehmen.«
    »Es gab einen Zeugen?«, knurrte er. »Davon hat mir niemand was erzählt.«
    »Nun, es gab aber einen.«
    Sie ging zur Tür und rief nach Lon Sellitto. Er kam gemächlich den Flur entlang, betrat das Zimmer, roch an seinem Jackett und rümpfte die Nase. »Ein Zweihundertvierzig-Dollar-Anzug. Total im Arsch. Scheiße. Was gibt’s, Officer?«
    »Ich werde den Zeugen vernehmen, Lieutenant. Darf ich mir Ihr Diktiergerät ausleihen?«
    »Sicher.« Er nahm es aus der Tasche und gab es ihr. »Wir haben einen Zeugen?«
    »Vergiss die Zeugen, Sachs«, warf Rhyme ein. »Du weißt, wie unzuverlässig sie sind. Halt dich an die Spuren.«
    »Nein, wir werden etwas Verwertbares herausbekommen. Dafür sorge ich schon.«
    Er schaute zur Tür. »Also, wer, zum Teufel, ist es?«
    »Du«, sagte sie und zog sich einen Stuhl heran.

…Siebenundzwanzig
    »Ich? Lächerlich.«
    »Nein. Nicht lächerlich.«
    »Vergiss es. Nimm dir noch mal das Gitternetz vor. Du hast etwas übersehen. Du warst viel zu hastig. Falls du noch eine Anfängerin wärst…«
    »Ich bin keine Anfängerin mehr. Ich weiß, wie man einen Tatort zügig untersucht, und ich weiß auch, wann es an der Zeit ist, die Suche abzubrechen und sich produktiveren Dingen zu widmen.« Sie nahm Sellittos kleines Diktiergerät genauer in Augenschein, schaute nach der Kassette und betätigte den Aufnahmeknopf.
    »Hier spricht NYPD Patrol Officer Amelia Sachs, Dienstnummer Fünf Acht Acht Fünf. Ich befrage Lincoln Rhyme, Zeuge eines Zehn-vierundzwanzig tätlichen Überfalls und einer Zehn-neunundzwanzig Brandstiftung am Central Park West, Haus Nummer drei-vier-fünf. Heute ist Samstag, der zwanzigste April.« Sie stellte den Rekorder neben Rhyme auf den Tisch.
    Er fixierte das Gerät, als handle es sich um eine Schlange.
    »Also«, sagte Sachs. »Beschreib mir den Täter.«
    »Ich hab Lon schon…«
    »Erzähl es
mir

    Er schickte einen unwilligen Blick zur Decke. »Es war ein Mann von mittlerer Statur, schätzungsweise zwischen fünfzig und fünfundfünfzig Jahre alt, bekleidet mit einer Polizeiuniform. Diesmal ohne Bart. Mit Narbengewebe und Verfärbungen an Hals und Brust.«
    »Sein Hemd war offen? Du konntest seine Brust sehen?«
    »Verzeihung«, sagte er spöttisch. »Mit Narbengewebe im unteren Halsbereich und vermutlich bis hinunter auf die Brust. Der kleine und der Ringfinger seiner linken Hand waren miteinander verschmolzen. Er hatte… 
schien
braune Augen zu haben.«
    »Gut, Rhyme«, sagte sie. »Seine Augenfarbe kannten wir bislang nicht.«
    »Und wir dürfen uns auch jetzt nicht sicher sein. Vielleicht hat er ja gefärbte Kontaktlinsen getragen«, wandte er ein und hatte das Gefühl, einen Punkt für sich verbuchen zu können. »Etwas Hilfe würde mein Gedächtnis eventuell beflügeln.« Er sah

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