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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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künstliche Beatmung angewiesen, denn die Nervenstränge, die vom Gehirn zum Zwerchfell verliefen, überstanden einen solchen Unfall nicht immer unbeschadet. Bei Rhyme sah es zunächst so aus, als würde die Lunge nicht einwandfrei arbeiten, also steckte man ihm einen Schlauch in die Brust und schloss einen Apparat an. Rhyme hasste diese Maschine und das Gefühl, nicht nach Luft ringen zu müssen, obwohl er nicht eigenständig atmete. (Das Gerät hatte außerdem die ärgerliche Angewohnheit, gelegentlich ohne jede Vorwarnung auszufallen.)
    Dann aber nahm seine Lunge von allein wieder ihre Funktion auf, und er wurde das bionische Hilfsmittel los. Die Ärzte sagten, die Verbesserung sei aufgrund der natürlichen posttraumatischen Stabilisierung seines Körpers eingetreten, aber Rhyme kannte die wahre Ursache. Er hatte selbst dafür gesorgt. Durch seinen unbeugsamen Willen. Luft in seine Lunge zu saugen – zuerst in winzigen Mengen, ja, aber immerhin mit
eigenen
Atemzügen – war eine der größten Leistungen seines Lebens gewesen. Heute arbeitete er mit der gleichen Verbissenheit an den Übungen, die eventuell das Tastempfinden seines Körpers steigern oder ihm sogar einen Teil seines Bewegungsvermögens zurückgeben könnten. Doch ganz egal, wie erfolgreich er dabei letztlich sein mochte – er würde wohl nie wieder so viel Stolz verspüren wie an dem Tag, an dem man ihn zum ersten Mal von dem Beatmungsgerät abgekoppelt hatte.
    Nun lag er in dem kleinen Gästezimmer und erinnerte sich an die Rauchschwaden, die von dem brennenden Stoff, dem Papier und Plastik überall um ihn herum aufgestiegen waren. In seiner Panik hatte er weniger den Feuertod gefürchtet als vielmehr den furchtbaren Qualm, der sich beißend in seiner Lunge ausbreiten und ihm den einzigen Sieg rauben konnte, den er im Kampf gegen seine Behinderung jemals errungen hatte. Es war, als hätte der Hexer sich Rhymes wundesten Punkt ausgesucht.
    Als Thom, Sellitto und Cooper in den Raum gestürmt waren, hatte Rhymes erster Gedanke nicht den Feuerlöschern in den Händen der beiden Cops gegolten, sondern der grünen Sauerstoffflasche des Betreuers. Rette meine Lunge!, hatte er stumm gefleht.
    Noch bevor die Flammen erstickt waren, streifte Thom ihm die Atemmaske über, so dass er gierig das herrliche Sauerstoffgemisch inhalieren konnte. Sie brachten ihn nach unten, wo er zuerst von den Rettungssanitätern und dann von seinem Rückenmarkspezialisten untersucht wurde. Es waren lediglich ein paar kleinere Brandwunden zu säubern und zu behandeln. Schnittverletzungen fanden sich nicht, ebenso wenig wie Rasierklingen in seinem Pyjama. Der Facharzt erklärte, Rhymes Lunge sei nicht geschädigt worden, doch solle Thom ihn häufiger als normal umdrehen, damit es nicht zu Verstopfungen der Atemwege kam.
    Erst dann beruhigte Rhyme sich allmählich, wenngleich er immer noch sehr besorgt war. Der Killer hatte etwas weitaus Grausameres getan, als ihn einfach nur physisch zu verletzen. Er hatte Rhyme durch den Überfall daran erinnert, wie problematisch sein Gesundheitszustand und wie ungewiss seine Zukunft war.
    Er hasste dieses Gefühl, diese schreckliche Hilflosigkeit und Schwäche.
    »Lincoln!« Sachs eilte ins Zimmer, setzte sich auf den Rand des alten Clinitron-Betts, ließ sich auf seine Brust fallen und drückte ihn fest. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Sie weinte. Seit sie sich kannten, hatte er vielleicht zweimal Tränen in ihren Augen gesehen.
    »Keine Vornamen«, flüsterte er. »Denk dran, das bringt Unglück. Und davon hatten wir heute schon mehr als genug.«
    »Bist du in Ordnung?«
    »Ja, alles bestens«, sagte er leise. Ihn hatte die unbegründete Furcht beschlichen, die Rauchpartikel könnten sich irgendwie in seiner Lunge festsetzen, sobald er lauter sprach. »Was ist mit den Vögeln?«, fragte er und hoffte von ganzem Herzen, den Wanderfalken möge bitte nichts zugestoßen sein. Die Tiere sollten von ihm aus ruhig zu einem anderen Gebäude übersiedeln, aber er hätte es nicht ertragen können, wenn sie verletzt oder gar getötet worden wären.
    »Thom sagt, es geht ihnen gut. Sie haben sich auf das andere Sims geflüchtet.«
    Sie hielt ihn eine Weile umschlungen. Dann kam Thom zur Tür herein. »Ich muss dich umdrehen.« Amelia drückte ihn noch einmal, stand auf und machte für Thom Platz.
    »Nimm dir den Tatort vor«, sagte Rhyme. »Er muss etwas zurückgelassen haben. Da war dieses Taschentuch, das er mir um den Hals gelegt hat. Und er

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