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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Uhrzeit?«
    »Keine Ahnung. Eine Stunde später. Was für einen Unterschied macht das schon?«
    »Ein Detail kann zwei weitere nach sich ziehen.«
    Er verzog das Gesicht. »Woher stammt denn das? Aus einem Glückskeks?«
    Sie lächelte. »Ich hab’s mir ausgedacht. Aber es klingt gut, findest du nicht auch? Benutz es in der Neuausgabe deines Buches.«
    »Ich schreibe keine Bücher über Zeugen, sondern über Spuren.« Er wertete diesen schlagfertigen Einwand als weiteren Punkt auf seinem Konto.
    »Wie hast du überhaupt gemerkt, dass er da war? Hast du etwas gehört?«
    »Nein, ich habe einen Luftzug gespürt. Zuerst dachte ich, es sei die Klimaanlage. Aber es kam von ihm. Er hat mir auf Hals und Wange gepustet.«
    »Und zu welchem Zweck?«
    »Um mir Angst einzujagen, schätze ich. Es hat übrigens funktioniert.« Rhyme schloss die Augen. Dann nickte er, weil ein paar Erinnerungen zurückkamen. »Ich hab versucht, Lon anzurufen. Aber er…« Rhyme sah kurz zu Kara. »Er hat mein Manöver durchschaut. Er hatte gedroht, mich zu töten – nein, mich zu
blenden
 –, falls ich versuchen sollte, um Hilfe zu rufen. Ich habe ihm geglaubt. Aber – und das war seltsam – er wirkte beeindruckt. Er hat mir zu meinem Täuschungsversuch ein Kompliment gemacht…« Seine Stimme erstarb, denn die weiteren Einzelheiten wusste er nicht mehr.
    »Wie ist er ins Haus gekommen?«
    »Zusammen mit dem Beamten, der die Kisten vom Mordanschlag auf Grady gebracht hat.«
    »Scheiße«, sagte Sellitto. »Von nun an wird jeder überprüft, der durch diese verdammte Tür kommt, absolut
jeder

    »Er hat über die Täuschung gesprochen«, fuhr Sachs fort. »Er hat dir ein Kompliment gemacht. Was hat er noch gesagt?«
    »Ich weiß es nicht«, murmelte Rhyme. »Nichts.«
    »Gar nichts?«, fragte sie mit Flüsterstimme.
    »Ich – weiß– es – nicht.« Lincoln Rhyme war wütend. Auf Sachs, weil sie ihn drängte. Und weil sie ihm keinen Drink erlaubte, um die Nerven zu beruhigen.
    Am meisten aber auf sich selbst, weil er sie enttäuschte.
    Doch sie musste verstehen, wie schwer es ihm fiel, dorthin zurückzukehren – zu den Flammen und dem Rauch, der ihm in die Nase drang und seine kostbare Lunge gefährdete…
    Moment mal. Rauch…
    »Feuer«, sagte Rhyme.
    »Feuer?«
    »Ich glaube, darüber hat er am meisten geredet. Er war regelrecht besessen davon. Und er hat eine Illusionistennummer erwähnt. Der… ja, genau,
Der brennende Spiegel
. Das war der Name. Mit Flammen überall auf der Bühne, glaube ich. Der Illusionist muss ihnen entkommen. Er verwandelt sich in den Teufel. Oder irgendjemand verwandelt sich in den Teufel.«
    Rhyme und Sachs sahen Kara an. Sie nickte. »Ich habe von dem Trick gehört. Aber er ist selten. Man braucht eine Menge technischer Vorbereitungen, und alles ist ziemlich gefährlich. Heutzutage würden die meisten Theaterbesitzer diese Nummer gar nicht erst gestatten.«
    »Er hat dann noch weiter über das Feuer schwadroniert. Dass man es auf der Bühne unmöglich fälschen könne. Dass die Zuschauer insgeheim hoffen würden, dass der Illusionist womöglich in den Flammen umkommt. Halt. Da fällt mir noch etwas ein. Er…«
    »Mach weiter, Rhyme, du bist auf der richtigen Fährte.«
    »Unterbrich mich nicht«, fuhr er sie an. »Ich hab erzählt, dass er sich wie bei einem Bühnenauftritt benommen hat, erinnerst du dich? Es war, als hätte er eine Wahnvorstellung. Er hat immer wieder die nackte Wand angestarrt und mit jemandem geredet. ›Mein
irgendwas
Publikum‹, hat er gesagt. Ich weiß nicht mehr genau, wie er seine vermeintlichen Zuschauer genannt hat. Er war komplett weggetreten.«
    »Ein imaginäres Publikum.«
    »Richtig. Warte… Ich glaube, es hieß›wertes Publikum‹. Er hat die Leute direkt angeredet. ›Mein wertes Publikum.‹«
    Sachs sah Kara an. Die junge Frau zuckte die Achseln. »Wir reden immer mit den Zuschauern. Das heißt bei uns Geplapper. Früher sagten Zauberkünstler Sachen wie ›mein hoch geschätztes Publikum‹ oder ›meine lieben Damen und Herren‹. Heute gelten solche Formulierungen als spießig und selbstgefällig. Alles ist viel lockerer geworden.«
    »Lasst uns weitermachen.«
    »Ich weiß nicht, Sachs. Ich glaube, das war’s. Alles andere ist total verschwommen.«
    »Ich wette, da ist noch mehr. Genau wie dieses eine spezielle Beweisstück am Tatort. Es ist vorhanden, und es könnte den Schlüssel zu dem gesamten Fall darstellen. Aber um es zu
finden
, muss man einfach ein

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