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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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wenig anders denken.« Sie beugte sich zu Rhyme vor. »Nehmen wir an, dies wäre dein Schlafzimmer. Du liegst im Flexicair Bett. Wo hat
er
gestanden?«
    Der Kriminalist deutete mit einem Kopfnicken auf die untere Bettkante. »Da. Neben dem Fußende, mit dem Gesicht zu mir. Auf meiner linken Seite, zur Tür hin.«
    »Wie war seine Körperhaltung?«
    »Die Körperhaltung? Keine Ahnung.«
    »Versuch’s.«
    »In meine Richtung gewandt, schätze ich. Und er hat ständig die Hände bewegt. Als würde er vor vielen Leuten sprechen.«
    Sachs stand auf und stellte sich am Fußende hin. »So?«
    »Näher.«
    Sie trat vor.
    »Genau da.«
    Als Rhyme sie dort stehen sah, fiel ihm tatsächlich noch etwas ein. »Jetzt weiß ich wieder… Er hat über die Opfer geredet. Er sagte, die Morde seien nichts Persönliches gewesen.«
    »Nichts Persönliches.«
    »Er hat sie getötet, weil… ja, genau. Er hat sie getötet, weil sie für etwas
standen

    Sachs machte sich nickend Notizen zur Ergänzung der Bandaufzeichnung. »Sie standen für etwas?«, grübelte sie. »Was soll das bedeuten?«
    »Es ist mir völlig schleierhaft. Eine Musikerin, eine Anwältin, ein Maskenbildner. Unterschiedliches Alter, Geschlecht, Beruf, Wohnort, keine bekannte Verbindung zueinander. Wofür könnten die stehen? Ein Lebensstil der gehobenen Mittelklasse, typische Stadtbewohner, höheres Bildungsniveau… Vielleicht ist eines davon der Schlüssel, der erklärt, warum er gerade diese Opfer ausgewählt hat. Wer weiß?«
    Sachs runzelte die Stirn. »Da stimmt was nicht.«
    »Was?«
    »Etwas an deiner Erinnerung«, sagte sie nach kurzem Zögern.
    »Nun, es handelt sich nicht um eine wortgetreue Wiedergabe. Mir stand leider keine Stenotypistin zur Verfügung.«
    »Nein, das meine ich nicht.« Sie überlegte eine Weile. Dann nickte sie. »Du
deutest
, was er gesagt hat. Du benutzt
deine
Ausdrucksweise, nicht seine. ›Stadtbewohner‹. ›Bildungsniveau‹. Ich will
seine
Worte hören.«
    »Tja, ich kann mich an seine Worte aber leider nicht mehr
entsinnen
, Sachs. Er hat gesagt, zwischen ihm und den Opfern sei nichts Persönliches gewesen. Punkt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das hat er bestimmt nicht gesagt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Mörder bezeichnen die Leute, die sie töten,
niemals
als ›Opfer‹. Das ist unmöglich. Eine Vermenschlichung dieser Art findet nicht statt. Zumindest nicht bei einem Serientäter wie dem Hexer.«
    »Das ist doch dämlicher Mist aus irgendeinem Psychologieseminar an der Polizeiakademie, Sachs.«
    »Nein, das ist die Welt da draußen.
Wir
wissen, dass es Opfer sind, aber der Täter glaubt stets, dass sie den Tod aus dem einen oder anderen Grund verdient haben. Denk mal drüber nach. Er hat nicht ›Opfer‹ gesagt, richtig?«
    »Was spielt es schon für eine Rolle?«
    »Er hat gesagt, die Leute würden für etwas Bestimmtes stehen, und wir müssen herausfinden, wofür. Wie hat er von ihnen gesprochen?«
    »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Nun, ›Opfer‹ hat er sie nicht genannt. Davon können wir ausgehen. Hat er einen von ihnen speziell erwähnt? Swetlana, Tony… Was ist mit Cheryl Marston? Hat er sie als die Blonde bezeichnet? Als Anwältin? Als Frau mit den dicken Titten? Ich garantiere dir, er hat nicht von einer ›Stadtbewohnerin‹ gesprochen.«
    Rhyme schloss die Augen und versuchte angestrengt, sich zu erinnern. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Ich weiß wirklich…«
    Und dann fiel es ihm ein.
    »Reiterin.«
    »Was?«
    »Du hast Recht. Das Wort war nicht ›Opfer‹. Er hat sie ›die Reiterin‹ genannt.«
    »Hervorragend!«, sagte sie.
    Rhyme war plötzlich mächtig stolz.
    »Was ist mit den anderen?«
    »Nein, sie war die Einzige, auf die er sich konkret bezogen hat.« In diesem Punkt war Rhyme sich sicher.
    »Demnach sind die Opfer für ihn Leute, die etwas Bestimmtes tun«, sagte Sellitto. »Damit kann der jeweilige Beruf gemeint sein, muss es aber nicht.«
    »Richtig«, bestätigte Rhyme. »Ein Instrument spielen. Leute schminken. Pferde reiten.«
    »Aber was fangen wir damit an?«, fragte der Lieutenant.
    Sachs hatte Rhyme diese Frage hinsichtlich gewisser Spuren schon häufig gestellt. Und sie antwortete nun mit den gleichen Worten, die sie dann stets zu hören bekam: »Das wissen wir noch nicht, Detective. Doch wir sind ihm wieder einen Schritt näher gekommen.«
    Sie zog ihre Aufzeichnungen zu Rate. »Okay, er hat also mit Rasierklingen herumgewirbelt und den
Brennenden Spiegel
erwähnt. Er

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