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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ihm. Aus verschiedenen Ecken des Hauses drangen dumpfe Geräusche an seine Ohren, dazu ein leises Gespräch mit Thom. Schließlich kehrte Amelia in das Gästezimmer zurück. Sie trug ihren Lieblingsschlafanzug – ein schwarzes T-Shirt und seidene Boxershorts –, hatte diesmal aber zwei eher untypische Utensilien mitgebracht: ihre Glock Automatik und die lange schwarze Diensttaschenlampe.
    Sie deponierte beides auf dem Nachttisch.
    »Dieser Kerl kommt viel zu leicht durch verschlossene Türen«, sagte sie und legte sich neben Rhyme ins Bett. »Ich habe jeden Quadratzentimeter des Hauses überprüft, jede Tür mit einem Stuhl blockiert und Thom angewiesen, laut zu schreien, sobald er etwas hört – und sich bloß nicht vom Fleck zu rühren. Ich bin in der Stimmung, jemanden zu erschießen, aber möglichst nicht Thom.«

ZWEITER TEIL

Methode
    Sonntag, 21. April
    »Ein Zaubertrick gleicht einer Verführung. In beiden Fällen werden der Zielperson sorgfältig gewisse Details suggeriert.«
    – Sol Stein

…Neunundzwanzig
    Der Sonntagvormittag verlief enttäuschend, denn die Fahndung nach Erick Weir kam nicht voran.
    Das Team erfuhr, dass der Illusionist nach dem Feuer in Ohio mehrere Wochen auf der Intensivstation eines örtlichen Krankenhauses verbracht hatte und dann einfach von dort verschwunden war, ohne sich offiziell abzumelden. Anscheinend hatte er wenig später sein Haus in Las Vegas verkauft, aber es existierten keinerlei Unterlagen über den Erwerb einer neuen Bleibe. Rhyme nahm jedoch an, dass es in der Glücksspielmetropole problemlos möglich war, mit einem Packen Bargeld irgendeinen kleinen Unterschlupf in der Wüste zu kaufen, ohne dass jemand Fragen stellte oder die Behörden davon Kenntnis erlangten.
    Sellittos Männer machten die Mutter der verstorbenen Frau des Hexers ausfindig, doch Mrs. Cosgrove wusste nichts über Weirs Verbleib. Er hatte sich nach dem Unglück nie bei den Eltern gemeldet, um ihnen sein Beileid über den Tod der Tochter auszusprechen, was sie laut eigenem Bekunden aber nicht verwunderte. Weir sei ein selbstsüchtiger, gefühlloser Mensch, erklärte die Mutter. Er habe Marie geradezu als sein Eigentum betrachtet und sie praktisch hypnotisiert, damit sie ihn heiratete. Nach Auskunft der Ermittler hatten die anderen Mitglieder der Familie Cosgrove ebenfalls keinen Kontakt zu Weir gehabt.
    Cooper stellte die restlichen Informationen aus der Computersuche zusammen, aber da blieb nicht mehr viel. Weder beim VICAP noch beim NCIC lagen Einträge über Weir vor, und weitere Einzelheiten zu seiner Person gab es nicht. Sellittos Männer fanden lediglich heraus, dass beide Elternteile Weirs verstorben waren, er keine Geschwister hatte und sich weitere Angehörige nicht ermitteln ließen.
    Später am Vormittag rief Art Loesser, Weirs anderer Assistent, aus Las Vegas an. Der Mann war nicht überrascht zu erfahren, dass sein früherer Chef im Zusammenhang mit einem Verbrechen gesucht wurde, und erzählte ihnen, was sie bereits wussten: dass Weir zwar einer der weltbesten Illusionisten sei, den Beruf aber viel zu ernst nehme, bei den Nummern zu große Risiken eingehe und zu Gefühlsausbrüchen neige. Loesser litt auch heute noch an Alpträumen über die damalige Lehrzeit.
    Ich hab »hasst« gesagt. Ich wollte »lässt« sagen. Er
lässt
mich immer noch nicht los.
    »Alle jungen Assistenten werden von ihren Mentoren beeinflusst«, erklang Loessers Stimme aus dem Lautsprecher des Telefons. »Aber mein Therapeut hat gesagt, dass es in Weirs Fall eher eine Art emotionale Abhängigkeit gewesen sei.«
    Demnach befanden beide Assistenten sich in psychologischer Behandlung.
    »Er sagte, die Beziehung zu Weir habe dem Stockholm-Syndrom geähnelt. Wissen Sie, was das ist?«
    Rhyme erklärte, der Sachverhalt sei ihm bekannt – man verstand darunter die Sympathie, die Geiseln zuweilen für ihre Kidnapper entwickelten, bis hin zu Zuneigung und Liebe.
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«, fragte Sachs. Da heute keine Prüfung anstand, trug sie Zivil – Jeans und eine dunkelgrüne Strickbluse.
    »Im Krankenhaus, auf der Intensivstation. Das ist jetzt ungefähr drei Jahre her. Anfangs habe ich ihn regelmäßig besucht, aber er sprach immer nur davon, dass er es allen heimzahlen würde, die ihm je wehgetan oder seine Art der Zauberkunst nicht gutgeheißen hätten. Wenig später ist er von dort abgehauen, und ich habe ihn nie wieder zu Gesicht bekommen.«
    Dann aber fügte der frühere Schützling hinzu,

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