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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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im Mund versteckt hat.«
    »Das habe ich nicht. Ehrlich«, versicherte Weir.
    Sellitto zog die Latexhandschuhe an, die Cooper ihm reichte. »Aufmachen. Wenn Sie mich beißen, zaubere ich Ihre Eier weg. Verstanden? Ein Biss, keine Eier.«
    »Alles klar.« Der Hexer öffnete den Mund. Sellitto leuchtete mit der Taschenlampe hinein und tastete ein wenig darin herum. »Nichts.«
    »Es gibt noch einen Ort, wo wir nachsehen sollten«, sagte Rhyme.
    »
Das
lasse ich die Jungs im Untersuchungsgefängnis erledigen, Linc«, knurrte Sellitto. »Für manche Sachen werde ich einfach zu schlecht bezahlt.«
    Als er Weir hinausführen wollte, meldete Kara sich zu Wort. »Halt. Überprüfen Sie seine Zähne. Rütteln Sie daran. Vor allem an den Backenzähnen.«
    Weir erstarrte, als Sellitto sich ihm zuwandte. »Das können Sie nicht tun.«
    »Aufmachen«, befahl der stämmige Detective. »Übrigens, das mit den Eiern gilt auch weiterhin.«
    Der Hexer seufzte. »Ein Backenzahn oben rechts. Rechts von mir aus gesehen, meine ich.«
    Sellitto sah Rhyme an, griff dann in Weirs Mund und zog vorsichtig. Seine Hand kam mit einem falschen Zahn wieder zum Vorschein. Im Innern befand sich ein kleines gebogenes Stück Metall. Er ließ es auf eines der Porzellantabletts fallen und steckte den Zahn an seinen Platz zurück.
    »Das Ding ist ziemlich klein«, sagte der Detective. »Kann er damit wirklich etwas anfangen?«
    Kara nahm es genauer in Augenschein. »Oh, ein Paar Standardhandschellen hätte er damit in ungefähr vier Sekunden geöffnet.«
    »Sie sind mir ein Früchtchen, Weir. Gehen wir.«
    Rhyme fiel etwas ein. »Ach, Lon?« Der Lieutenant sah ihn an. »Meinst du nicht auch, dass er uns mit dem Hinweis auf den Zahn vielleicht von etwas anderem ablenken wollte?«
    Kara nickte. »Sie haben Recht.«
    Empört ließ Weir eine weitere Suche über sich ergehen. Diesmal überprüfte der Detective jeden einzelnen Zahn. Am linken Unterkiefer wurde er fündig. Dort war auf gleiche Weise ein identischer Dietrich versteckt.
    »Ich sorge dafür, dass Sie ein ganz besonderes Quartier erhalten«, verkündete Sellitto drohend. Dann rief er einen Beamten ins Zimmer und ließ ihn Weirs Füße mit zwei Paar Handschellen aneinander fesseln.
    »Ich kann so nicht gehen«, klagte Weir keuchend.
    »Kleine Schritte«, entgegnete Sellitto ungerührt. »Machen Sie ganz kleine Schritte.«

…Dreiunddreißig
    Der Mann erhielt die Nachricht in einem Imbiss an der Route 244. Da er in seinem Wohnwagen kein Telefon hatte – er wollte keines und traute den Dingern nicht –, erledigte er alle Gespräche von dort aus.
    Mitunter vergingen ein paar Tage, bis er die Mitteilungen abholte, aber da er heute einen wichtigen Anruf erwartete, beeilte er sich – sofern man bei ihm überhaupt je von »beeilen« sprechen konnte –, direkt nach der Bibelschule zu Elma’s Diner zu gelangen.
    Hobbs Wentworth war ein Mann von der Statur eines Bären. Ein dünner roter Bart umrahmte sein Gesicht, und sein lockiges Haar war etwas heller. Niemandem in Canton Falls, New York, wäre bei dem Gedanken an Hobbs der Begriff »Karriere« eingefallen, obwohl er schuften konnte wie ein Ochse. Er lieferte stets einen guten Gegenwert für die Bezahlung, solange es sich um eine Tätigkeit im Freien handelte, für die nicht zu viel Hirnschmalz verlangt wurde, und sofern sein Arbeitgeber ein weißer Christenmensch war.
    Verheiratet war Hobbs mit einer stillen unscheinbaren Frau namens Cindy, die den Großteil ihrer Zeit mit Heimunterricht, Kochen und Nähen zubrachte oder Freundinnen besuchte, die genau das Gleiche taten. Hobbs hingegen ging entweder zur Arbeit oder auf die Jagd und verbrachte die Abende in Gesellschaft seiner Kumpane, um mit ihnen zu trinken und zu debattieren (allerdings bestanden die meisten dieser »Diskussionen« daraus, sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen, denn sie alle waren weitestgehend gleich gesinnt).
    Hobbs lebte seit seiner Geburt in Canton Falls, und es gefiel ihm hier. Es gab jede Menge gute Jagdreviere, von denen kaum eines überwacht wurde. Die Einwohner waren bodenständig, freundlich und hatten feste (und nahezu identische) Überzeugungen. Hobbs boten sich zahlreiche Gelegenheiten, seinen Neigungen nachzugehen, wozu ausgerechnet die sonntäglichen Bibelstunden gehörten. Er selbst war nach der achten Klasse von der Schule abgegangen, besaß zwar einen gefälschten Abschluss, konnte aber keinerlei Bildung vorweisen. Früher hätte er nie damit gerechnet,

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