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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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zurück verwandelte (»Jung wird zu Alt… Alt zu Jung«), ging sie von der Bühne ab. Fünf Minuten später kam sie in Jeans und weißer Bluse wieder zum Vorschein und mischte sich unter die Zuschauer, um ihre Freunde zu begrüßen.
    Ein Angestellter des Ladens stellte auf einem Tisch einige Erfrischungen bereit: ein paar Karaffen Wein, Kaffee und Mineralwasser, Kekse.
    »Kein Scotch?«, fragte Rhyme und beäugte die spärliche Auswahl.
    »Tut mir Leid, Sir«, entgegnete der bärtige junge Mann.
    Sachs kam mit einem Glas Wein zurück und nickte Kara zu, die sich gleich darauf zu ihnen gesellte. »He, das ist ja toll. Ich hätte nie gehofft, Sie hier zu sehen.«
    »Was soll ich sagen?«, erwiderte Sachs. »Es war fantastisch.«
    »Hervorragend«, schloss Rhyme sich an und wandte sich dann wieder der Bar zu. »Vielleicht gibt’s ja hinten irgendwo Whisky, Thom.«
    Thom nickte ihm zu und fragte Kara: »Können Sie auch Wesenszüge verwandeln?« Dann nahm er zwei Gläser Chardonnay, steckte in eines davon einen Strohhalm und hielt es Rhyme hin. »Wein oder gar nichts, Lincoln.«
    Er trank einen Schluck. »Das mit dem Jung und Alt am Ende hat mir besonders gefallen. Es kam so unerwartet. Ich hatte schon Angst, Sie würden sich am Schluss in einen Schmetterling verwandeln. Ein Klischee, ich weiß.«
    »Sie
sollten
Angst haben. Bei mir müssen Sie mit dem Unerwarteten rechnen. Ein beweglicher Geist, erinnern Sie sich noch?«
    »Kara«, sagte Sachs, »Sie
müssen
sich unbedingt beim Cirque Fantastique bewerben.«
    Die Frau lachte, sagte aber nichts.
    »Nein, ich meine es ernst – das war absolut professionell«, beharrte Sachs.
    Rhyme sah Kara an, dass ihr das Thema unangenehm war.
    »Ich liege genau in der Zeit«, verkündete sie fröhlich. »Man darf es nicht übertreiben. Viele Leute machen den Fehler, das Programm zu hastig anzugehen.«
    »Lasst uns etwas essen«, schlug Thom vor. »Ich sterbe vor Hunger. Jaynene, kommen Sie auch mit?«
    Die massige Frau war sofort einverstanden und schlug ein neues Restaurant in der Nähe der Jefferson Market Library vor, Ecke Sechste Avenue und Zehnte Straße.
    Kara jedoch verneinte und sagte, sie müsse bleiben und an einigen der Nummern arbeiten, die ihr bei dem heutigen Auftritt nicht hundertprozentig geglückt seien.
    »Kleines, das darf doch nicht wahr sein«, sagte die Krankenschwester und verzog das Gesicht. »Sie müssen noch arbeiten?«
    »Nur noch ein paar Stunden. Mr. Balzacs Freund gibt am Abend irgendeine Privatvorstellung, und um die nicht zu verpassen, schließt er heute früher.« Kara umarmte Sachs und verabschiedete sich. Dann tauschten sie ihre Telefonnummern aus und versprachen beide, in Kontakt zu bleiben. Rhyme dankte ihr noch einmal für die Hilfe im Fall Weir. »Ohne Sie hätten wir ihn nicht fangen können.«
    »Wir werden Ihre Show in Las Vegas besuchen«, rief Thom.
    Rhyme wendete den Storm Arrow in Richtung Ausgang. Dabei schaute er nach links und sah, dass Balzac ihn noch immer aus dem Hintergrund beobachtete. Dann widmete der Illusionist sich Kara, die zu ihm kam. In seiner Gegenwart wurde sie jäh zu einer völlig anderen Frau, schüchtern und befangen.
    Eine Metamorphose, dachte Rhyme und verfolgte, wie Balzac langsam die Tür zum Hinterzimmer schloss, so dass Zauberer und Lehrling ungestört sein würden und der Rest der Welt ausgesperrt blieb.

…Fünfunddreißig
    »Ich wiederhole es noch einmal. Es steht Ihnen frei, einen Anwalt hinzuzuziehen.«
    »Das habe ich verstanden«, murmelte Erick Weir halb keuchend, halb flüsternd.
    Sie befanden sich in Lon Sellittos Büro am Police Plaza Nummer eins. Es war ein kleiner, überwiegend grauer Raum. Hätte der Detective alle dekorativen Elemente in einem Bericht aufzählen müssen, wäre ungefähr folgende Liste dabei herausgekommen: »Vier Fotos: ein Säugling, ein kleiner Junge, eine erwachsene Frau, eine Seenlandschaft – genauer Ort unbekannt; eine Pflanze – tot.«
    Sellitto hatte hier schon Hunderte von Verdächtigen verhört. Der einzige Unterschied zwischen denen und dem gegenwärtigen Täter bestand darin, dass Weir mit zwei Paar Handschellen an den grauen Stuhl vor dem Schreibtisch gefesselt blieb. Und dass hinter ihm ein bewaffneter Streifenbeamter stand.
    »Sie haben es verstanden?«
    »Das sagte ich doch schon«, bestätigte Weir.
    Und so fing das Verhör an.
    Im Gegensatz zu Rhyme, der sich auf die Spurensicherung und -auswertung spezialisiert hatte, war Detective First Grade Lon Sellitto

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